Seitenlogo
Carola Pönisch

Außen Barock, innen Aventgarde

Kunstmäzen Egidio Marzona schenkt Dresden ein »Archiv der Aventgarde«. Ihr Domizil findet die Millionen teure Sammlung im Blockhaus. Jetzt steht auch fest, wie es dafür innen umgebaut wird.

Dresden ein Eldorado für Experten und Freunde moderner Kunst? Ja, dank der unglaublichen Schenkung avantgardistischer Kunst soll Dresden genau das werden. Einzige Bedingung, die Kunstmäzen Marzona 2016 stellte: Das Blockhaus wird als Domizil für die Sammlung saniert und als Archiv ausgebaut. Nun steht fest, welche Metamorphose dieser altehrwürdige Barockbau in seinem Inneren durchmachen muss, um den Anforderungen gerecht zu werden. Dem Entwurf des Büros Nieto Sobejano Arquitectos aus Berlin zufolge, der es in einem internationalen Wettbewerb auf Platz Eins schaffte, wird ein massiver Betonkörper, schwebend im leergeräumten Baukörper des Blockhauses, das Kernstück des Archivs bilden. Von einer »modernen Plattform, die frische und experimentelle Projekte für Forschung, Ausstellung und Archivierung ermöglicht« ist in der Begründung die Rede. Ein Geschenk, verstanden auch als Signal Briefe, Fotos, Skizzen und Zeichnungen, Plänen, Borschüren, dazu eine große Design- und Möbelsammlung, Architekturkonvolute sowie rund 1.000 Skulpturen, Gemälde und Designobjekte umfasst die insgesamt rund 1,5 Millionen Objekte umfassende Sammlung von Kunst und Design des 20. Jahrhunderts, die Egidio Marzona den Staatlichen Kunstsammlungen als Schenkung überlässt. Der Kunstmäzen gilt als einer der international bedeutendsten Sammler von Avantgardekunst, der Wert seiner Schenkung wird mit rund 120 Millionen Euro beziffert. Der Deutsch-Italiener will sein Archiv ebenso der Wissenschaft wie auch interessierten Laien widmen, es soll zum einen visionäres Gedankengut des 20. Jahrhunderts erlebbar machen als auch ein offenes »Denk-Labor« für die Zukunft. Der Freistaat will bis 2019 rund 20 Millionen Euro in das Vorhaben investieren. Wettbewerbsergebnisse liegen bis 18. Februar im Japanisch Palais aus (Di-So 10 bis 18 Uhr) Hintergrund Blockhaus *  Gebaut ab 1732 als Wachgebäude, 1749-1755 um ein Magazingeschoss erweitert und mit neuem Dach aufgestockt, danach auch als Wohn- und Verwaltungshaus genutzt *  Im Februar 1945 zerstört und völlig ausgebrannt * 35 Jahre lang Ruine, erst 1978 bis 1982 für Veranstaltungsnutzung wieder aufgebaut im Zustand vor 1892 * seit 1994 im Besitz des Freistaats * Bei der Flut 2013 stark geschädigt, seither stillgelegt und ungenutzt


Meistgelesen