Abstrampeln und Spaß dabei
Eigentlich ist Lutz Dressler ja ausgebildeter Altenpfleger, seine Schützlinge leben in der K&S Seniorenresidenz Radebeul. Dass der 35-Jährige jetzt auch noch als eine Art Fahrradkurier in besonderer Mission unterwegs ist, das hat er sich quasi selbst eingebrockt. Denn die Idee, ein sogenanntes Fun2go-Rad anzuschaffen, die kam von ihm selbst, eingereicht über das »Betriebliche Vorschlagswesen« der K&S Gruppe und dort auf weit offene Ohren stoßend. Bevor Lutz Dressler Pfleger wurde, verdiente er sein Geld als Rikschafahrer in Dresden. Zehn Jahre lang kutschierte er Gäste durch die Stadt, doch irgendwann kam die Einsicht, dass das kein Job bis zur Rente sein würde. Und so setzte sich der junge Mann noch mal auf die Schulbank und lernte drei Jahre alles rund ums Thema Pflege. »Ich habe zehn Jahre Rikschafahren in den Beinen«, sagt der Pfleger Seit April letzten Jahres gehört Lutz Dressler nun zum Team der K&S Seniorenresidenz. Und weil er leidenschaftlicher Radfahrer geblieben war, reifte recht schnell die Idee in ihm, ein geeignetes Fahrrad anzuschaffen, mit dem man mobilen wie weniger mobilen Senioren kleine Ausfahrten ermöglichen kann. »Es gibt da ja eine ganze Reihe von Rädern, die dafür geeignet sind. Ich konnte im letzten Jahr einige verschiedene Modelle leihen und gemeinsam mit interessierten Heimbewohnern testen.« Seinen Favoriten, ein motorunterstütztes doppelsitziges E-Paralleltandem der Firma Van Raam, konnte Dressler Anfang August bei einem Premiumhändler in Fraureuth abholen und weil er schon mal unterwegs war, verband er die Rücktour als »Tour de Saxe« von Zwickau über Chemnitz und Wilsdruff nach Radebeul. Denn in diesen Orten gibt es weitere K&S Standorte und in allen drei Einrichtungen drehte Lutz Dressler mit interessierten Bewohnern Runden auf dem knallroten Spezialdrahtesel. Auf der letzten Tour von Wilsdruff nach Radebeul trat Hannelore Besser kräftig mit in die Pedale. Zwar hätte die 80-jährige rüstige Dame die Tretarbeit auch komplett Lutz Dressler überlassen können, aber dann wäre der Spaß nur halb so groß gewesen für sie. »Anstrengend, aber klasse«, so ihr Kommentar nach der Zielankunft auf der Gutenbergstraße. Hier ist nun der Hauptstandort des Fun2go, das künftig nicht nur von Lutz Dressler gefahren wird, sondern auch von Alltagsbetreuern der Einrichtung und Physiotherapeuten. Auch das Verleihen an andere K&S Einrichtungen ist geplant. Wohin es mit den Bewohnern gehen soll? »Wohin sie wollen«, lacht der einstige Rikschafahrer, »In die Weinberge, in die Umgebung, zur ehemaligen Wohnung, zum Einkaufen, Hauptsache raus an die Luft und Spaß haben.«

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