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Naturschutz und Hochwasservorsorge

Anschluss eines Altarms an die Dahme bei Teurow

Teurow. Die Menschen an der Dahme bei Teurow sind nun besser vor Hochwasser geschützt. Das stark gefährdete Bachneunauge und die seltene Bachforelle finden neuen Lebensraum und auch die Auenwälder profitieren: Die Stiftung »NaturSchutzFonds Brandenburg« hat einen Altarm der Dahme entschlammt und wieder an den Fluss angebunden, berichtet Kathrin Veh, Pressereferentin des Landkreises Dahme-Spreewald (LDS). Jetzt könne sich die natürliche Dynamik des Gewässers aufs Neue entfalten.

Der Nebenlauf der Dahme sei mit der Gewässerbegradigung vor über 200 Jahre verschlossen worden und nur noch bei Hochwasser durchströmt. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Holger Rößling, und dem Leiter des Naturparks Dahme-Heideseen, Carsten Preuß, besichtigte nun die Umweltdezernentin des Landkreises Dahme-Spreewald, Heike Zettwitz, die Ergebnisse dieser Wasserbau-Maßnahme zur Renaturierung der Dahme bei Teurow. Die Baumaßnahmen habe die Stiftung »NaturSchutzFonds« im Zuge ihres von der Europäischen Union geförderten Projektes »LIFE Feuchtwälder« realisiert.

Vitalkur mit der Baggerschaufel

Kernstück der Wasserbauarbeiten sei es gewesen, einen 160 Meter langen Altarm zu entschlammen und ihm mit der Baggerschaufel sein ursprüngliches Profil zurückzugeben. Dabei wurde auch der Einlauf wiederhergestellt, damit das Wasser wieder richtig in den Altarm fließen kann, heißt es. Außerdem sei ein Rohrdurchlass zurückgebaut worden. In den Ein- und Auslaufbereichen des Altarms sei Kies eingebracht worden, um die Gewässersohle zu stabilisieren. Dieser Kies sei gleichzeitig ein Laichhabitat für Fische sowie für das in Brandenburg und Deutschland stark gefährdete Bachneunauge.

»Die Arbeiten an dem Fluss, den unser Landkreis und der hiesige Naturpark im Namen tragen, haben Naturschutz und Hochwasservorsorge zusammengebracht. Nicht nur wertvolle und bedrohte Arten gewinnen neuen Lebensraum. Da das Wasser im Hochwasserfall durch den ausgeformten Altarm besser abfließen kann, ist die Ortschaft Teurow nun besser vor Hochwasser geschützt«, sagte Heike Zettwitz, Umweltdezernentin des Landkreises Dahme-Spreewald anlässlich der Projektvorstellung.

Neben Fischarten wie dem Gründling und der Äsche aber auch Muscheln profitiere besonders die in brandenburgischen Gewässern selten gewordene Bachforelle von der Naturschutzmaßnahme an der Dahme. Die Forellen würden in dem renaturierten Nebenlauf nun ein ideales Laichhabitat und Jungfischrevier vorfinden. Auch der unmittelbar angrenzende Auenwald werde jetzt wieder regelmäßig überflutet. Diese Wasserzufuhr sei überlebenswichtig für den europaweit gefährdeten Lebensraum.

»Seit mehr als zehn Jahren setzen wir mit Hilfe von EU-Geldern große Naturschutzprojekte im Landkreis Dahme-Spreewald um. Dabei konnten wir von Anfang an auf die Unterstützung durch die Kreisverwaltung bauen. Wir sind sehr froh über diese vertrauensvolle Zusammenarbeit«, bedankt sich Stiftungsgeschäftsführer Dr. Holger Rößling.

Anspruchsvolle Projektumsetzung

Neben der Bergung seltener Muscheln und Fischarten sowie der denkmalschutzrechtlichen Untersuchung der Baustelle sei die Kampfmittelsuche ein wichtiger Punkt im Vorfeld der Arbeiten gewesen. Der Dahmeabschnitt befinde sich im Raum der Kesselschlacht von Halbe, wo auch 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch immer viele Munitions- und Granatenreste im Boden liegen würden. Bei der Kampmittelsuche sei die beauftragte Firma im Herbst 2021 auf die sterblichen Überreste eines deutschen Soldaten gestoßen. Im Mai 2022 konnte er auf dem Kriegsgräberfriedhof in Halbe gemeinsam mit 85 anderen im Laufe des Jahres in ganz Brandenburg geborgenen Kriegstoten bei einer sogenannten Einbettungsfeier zur letzten Ruhe geleitet werden, heißt es.

Die Arbeit der Stiftung im Landkreis Dahme-Spreewald

85 Naturschutzprojekte habe der »NaturSchutzFonds Brandenburg« bislang im Landkreis Dahme-Spreewald gefördert und 16 eigene Projekte realisiert. Bei Gesamtkosten dieser Naturschutzmaßnahmen in Höhe von rund 15 Millionen Euro konnte die Stiftung rund 6,1 Millionen Euro zur Finanzierung beisteuern, heißt es.

Mit Hilfe von EU-Geldern kümmere sich die Landesstiftung im Landkreis aktuell um europäisches Naturerbe: Bis 2023 setze sie in ihrem Projekt »LIFE Feuchtwälder« vielfältige Maßnahmen für bedrohte Auen- und Moorwälder um. Wegerouten und Infotafeln würden zudem den Auwald zugänglich und seine Schönheit erlebbar machen. Europaweit gefährdeten Sand-Trockenrasen und Steppen-Trockenrasen widme sich »LIFE Trockenrasen«. Um diese überraschend blütenreichen Offenlandschaften zu erhalten, habe die Stiftung in den vergangenen Jahren in vielen Natura-2000-Gebieten wieder eine regelmäßige Beweidung mit Schafen, Ziegen und Pferden eingeführt und seltene Arten wieder angesiedelt.

Seit 1995 betreue die Stiftung die Ersatzzahlung im Land Brandenburg. 1.000 Naturschutzprojekte habe die Stiftung in diesen Jahren gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen, Verbänden und Vereinen sowie weiteren Partnern wie zum Beispiel Betrieben oder Privatpersonen möglich gemacht oder in eigener Trägerschaft verwirklicht. Mehr als 75 Millionen Euro konnte die Stiftung in den 27 Jahren ihres Bestehens für den Naturschutz im Land bereitstellenm heißt es.


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