

Denn Wein wird in der Lausitz schon seit dem Mittelalter angebaut und im 17. Jahrhundert konnte man nahe der Stadt des Postkutschers bereits 200 Anbauflächen finden. Heute würde dessen Kutsche sicher auch wieder am Klein Oßniger Sonnenhügel pausieren, damit die durstigen Reisenden Karola und Martin Krause bei der Rebenpflege oder Traubenernte über die Schultern schauen können. Mit der Wiederbelebung der Cottbuser Weinbautradition an diesem historischen Standort, hat sich Dr. Martin Krause einen heimlichen Traum erfüllt. In vollem Bewusstsein, dass auch die süßesten Trauben nicht von allein in den Mund wachsen, schon gar nicht freiwillig in die Flaschen hüpfen, war dieses Unterfangen natürlich mit ordentlich viel Arbeit verbunden.
„Als wir 2010 die Fläche übernommen haben, war es eine Brache. Die galt es zunächst einmal urbar zu machen und mit rund 2050 widerstandsfähigen Reben zu bepflanzen. Dabei können wir noch heute mit der Unterstützung der Cottbuser Weinfreunde rechnen. Allein wäre dieses Unterfangen für mich und meine Frau nicht zu bewältigen gewesen“, sagt Krause.Was die Rebsorten angeht, hat sich das „Winzer-Ehepaar“ von Anfang an für robuste Pflanzen entschieden. Auf den bescheidenen 0,4 Hektar gedeihen „Solaris“, eine Sorte mit ausgeprägter Fruchtnote, „Regent“, ein kräftiger Rotwein (Merlot ähnlich) und fruchtiger „Johanniter“, der dem Riesling ähneln soll. Sind die Trauben reif und geerntet, dann werden sie im Qualitätsweingut der Gebrüder Hanke in Jessen/Elster gekeltert. Rund 3000 Liter Wein konnten 2015 dem Sonnenhügel Klein Oßnig abgerungen werden. So viel wird es in diesem Jahr witterungsbedingt nicht werden.
Martin Krause dazu: „Dafür weisen die Trauben schon jetzt einen Oechsle-Grad (Zuckergehalt im Mostsaft) von 100 auf.“Weil Martin Krause auch ein recht experimentierfreudiger Mensch ist, ließ er sich von einer recht ungewöhnlichen Idee überzeugen. „Unser Kellermeister Ingo Hanke schlug mir vor zwei Jahren vor, es auch mal mit echtem Sekt zu probieren, allein weil es die Qualität unserer Trauben hergeben würde. Was in Brandenburg natürlich ein Novum wäre. So nahmen wir einen Teil der Ernte, der im Weingut in Coswig von Kellermeister Hendrik Weber nach der Champagner-Methode (Flaschengärung und handgerüttelt) zu diesem prickelnden Getränk verarbeitet wurde. Was allerdings nicht weniger als 23 Monate gedauert hat“, wie er sagte. Auch wenn dabei nur bescheidene 150 Flaschen gekeltert wurden, ist der Anfang für ein potenzielles Lausitzer-Champagnerland wohl gemacht. Und weil bei einer Premiere auf einem Weingut auch eine richtige Weinkönigin nicht fehlen darf, ließ es sich die „hauseigene Majestät“, Carolo Koch, nicht nehmen, beim entkorken der ersten Flasche „Johanniter-Sekt“ dabei zu sein. Am Samstag durften auch die Besucher des Weinfests das prickelnde Ergebnis auf dem Sonnehügel ausprobieren. (Bernd Witscherkowsky)