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Rainer Könen/mlh

Ein ausgeglichenes Lebensgefühl

Zum Einheitstag blickt Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm auf die Zeit seit der Wende zurück.
Der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm kam nach der Wende von Mönchengladbach in den Osten.                      Foto: Stadt Radeberg/Anne Weinrich

Der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm kam nach der Wende von Mönchengladbach in den Osten. Foto: Stadt Radeberg/Anne Weinrich

30 Jahre deutsche Einheit, wie fällt Ihre Bilanz aus?

Gerhard Lemm: Persönlich bin ich sehr froh darüber, an dem gewaltigen Aufbauwerk mitgewirkt zu haben. Privat ist mir durch viele Begegnungen, Freundschaften und Verbindungen Radeberg seit langem zur Heimat geworden.
Wie werden Sie den Einheitstag verbringen?
Mit einer Feierstunde, gemeinsam mit dem Stadtrat und geladenen Gästen.
Sie sind seit 1994 Oberbürgermeister in Radeberg. Seitdem hat sich einiges in der Bierstadt getan. Welche Veränderungen sind aus Ihrer Sicht besonders signifikant?
Vor allem das weitgehend sanierte Stadtbild. Insgesamt befindet sich die Stadt wohl im besten Zustand ihrer über 800 jährigen Geschichte, auch wenn natürlich immer noch viel zu tun ist.
Wie sind Sie nach Radeberg gekommen?
Als Gewerkschaftssekretär der damaligen DAG wurde ich nach Sachsen abgeordnet. Nebenher war ich Dozent an der damaligen Sächsischen Verwaltungsschule. Betriebsräte fragten seinerzeit an, ob ich meine Durchsetzungsfähigkeit und Fachkenntnisse nicht als Bürgermeister in Radeberg einbringen wollte.
Wie haben Sie die Stadt damals wahrgenommen?
Es war schon etwas erschreckend, wie heruntergekommen alles war. Aber es war auch zu sehen, dass man mit Arbeit und Engagement aller Kräfte die Stadt wieder zum Leben erwecken konnte. Hier gab es ein großes Fachkräftepotential, eine motivierte Bürgerschaft und viel unternehmerischen  Mut und Geschick. Darauf konnte man aufbauen.
Sie stammen aus Mönchengladbach, leben seit fast drei Jahrzehnten in Sachsen. Haben Sie das Gefühl, dass Ost und West mittlerweile zusammengewachsen sind?
Ja, das denke ich schon. Natürlich gibt es noch (zu) viele Unterschiede, etwa bei der Besetzung von Führungspositionen, dem Gehaltsgefüge oder dem Sitz großer Betriebe. Da gibt es noch Nachholbedarf, was eigentlich nach 30 Jahren nicht mehr sein sollte. Dennoch ist vieles im Lebensgefühl angeglichen worden. Man lebt heute in Radeberg keineswegs schlechter als in vergleichbaren westlichen Klein- und Mittelstädten. Seit langem haben wir auch im Ost/West Vergleich deutlich mehr Zuzug als Wegzug.
Radeberg hat sich zu einer prosperierenden Stadt am Rande Dresdens entwickelt. Welches sind die Gründe?
Zwei Faktoren sind dafür im Wesentlichen verantwortlich. Als Mittelzentrum haben wir alles Notwendige. Etwa alle Schularten, Krankenhaus und Ärztehäuser, Kinder- und Senioreneinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten, Gastronomie, Sport- und Kulturstätten.
Zudem sind wir umringt von Grün, entwickeln innerstädtisch unsere Grünflächen regelmäßig weiter. So lebt man recht gut in unserer kleinen Stadt, ohne dabei die Nachteile einer Großstadt in Kauf nehmen zu müssen. Angebote wie den Flughafen, die Oper oder den Zoo können die Radeberger durch die gute Verkehrsanbindung nach Dresden nutzen. Die Zukunft der Stadt sehe ich in deren Bewahrung und Weiterentwicklung.


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