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Sandro Paufler

Der neue Weg mit Alstom

Wie ist die derzeitige Situation am Bautzener Bombardier-Werk? Noch halten sich die neuen Inhaber des französischen Schienenfahrzeugherstellers Alstom bedeckt. Dabei bietet der Standort genügend Vorteile, um langfristig eine entscheidende Rolle auf den Weltmarkt spielen zu können.
Gerd Kaczmarek ist Betriebsratsvorsitzender am Bombardier-Werk Bautzen und erklärt die derzeitige Lage

Gerd Kaczmarek ist Betriebsratsvorsitzender am Bombardier-Werk Bautzen und erklärt die derzeitige Lage

Gute zwei Wochen ist es jetzt her, als die Bombardier-Zugsparte durch Alstom übernommen wurde. Der Alstom-Konzern ist damit zum Marktführer in Europa und zweitgrößten Hersteller in der Zugbranche weltweit herange­wachsen. In Bautzen werden die Hoffnungen groß, langfristig Ruhe und Konstanz in den Produkti­onsstandort zu bekommen. Arbeitsverträge bleiben weiterhin bestehen Gerd Kaczmarek ist Betriebsratsvorsit­zender des Bombardier-Werkes und erklärt, wie sich die Situation nach der Übernahme entwickelt hat. Da es sich beim Verkauf der Zugsparte um einen sogenannten »Share Deal« handelte, wurden neben den gesamten Anteilen auch Arbeitsverträge und Liefer­aufträge übernommen. »Für den Großteil der Beschäftigten hat sich der Arbeitsalltag nicht großartig geändert, Arbeitsverträge bleiben bestehen und geplante Aufträge werden weiter abgearbeitet«, er­klärt Gerd Kaczmarek. Lediglich die Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter im Personal merken größere Umstellungen, da die Computerge­stützten Programme auf Alstom- Systeme umgewandelt werden. Bombardier-Werk von Kurzarbeit betroffen Auch der Schienenfahrzeugher­steller war von Kurzarbeit betrof­fen und konnte diese am ersten Februar beenden. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es Lie­ferengpässe bei Zulieferern zu beklagen, wodurch die Produktion heruntergefahren werden musste. Langfristig gesehen werden am Standort Bautzen Arbeitskräfte gesucht, um die Fülle an Aufträ­gen termingerecht realisieren zu können. Für die nächsten zwei Jahre sind die Auftragsbücher voll. So werden Züge an die Dresdener und Berliner Verkehrsbetriebe, Fernverkehrszüge an die Deutsche Bahn und Doppelstockfahrzeuge für Israel geliefert. Bautzener Werk: Industrie 4.0 In den letzten Jahren wurde viel in das Werk investiert und umstrukturiert. Als der Stand­ort noch unter der kanadischen Bombardierführungsriege geleitet wurde, hat sich der Produktionsort spezialisiert. Statt wie früher den gesamten Produktionsprozess zu begleiten, liegt der Schwerpunkt derzeit in der Endmontage und In­betriebnahme sowie Auslieferung der Schienenfahrzeuge. Fachkräf­te aus dem Bereich der Schwei­ßerei- und CNC-Technik wurden als Monteure in der Endmontage umgeschult. Schließung des Werkes für Betriebsrat ausgeschlossen Welche Pläne und Ideen die Al­stom-Verantwortlichen aus Frank­reich haben, kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Laut Kaczmarek findet in den Werken eine Bestandsaufnahme statt, die drei bis sechs Monate andauern kann. »Wir hoffen, dass der Eigen­tümer unsere Spezialisierung posi­tiv sieht und wir in den Plänen des Alstom-Konzerns eine wesentliche Rolle spielen werden«, so Kaczma­rek. Auf die Frage, ob dem Werk in Bautzen eine Schließung droht, entgegnet der Betriebsratsvorsit­zende deutlich: »Ich sehe keine An­satzpunkte, die einer Schließung Nahrung geben, ganz im Gegenteil: Bautzen ist zukunftssicher und modern aufgestellt.


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