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Sandro Paufler/mlh

»Wirtschaftlich auf Augenhöhe mit Dresden«

Wie gut steht der Landkreis Bautzen wirtschaftlich da und können wir von Vollbeschäftigung sprechen? WochenKurier unterhielt sich darüber mit der IHK Geschäftsstellenleiterin der Regionalstelle Bautzen, Jeanette Schneider.
Jeanette Schneider leitet die IHK Regionalstelle in Bautzen und sieht den Landkreis Bautzen wirtschaftlich gut aufgestellt. Foto: Sandro Paufler

Jeanette Schneider leitet die IHK Regionalstelle in Bautzen und sieht den Landkreis Bautzen wirtschaftlich gut aufgestellt. Foto: Sandro Paufler

Frau Schneider, welche Wirtschaftszweige zeichneten vor 30 Jahren den Landkreis Bautzen aus und wie sieht die Lage heute aus?

Jeanette Schneider: Damals gab es vordergründig den Fahrzeugbau, wie zum Beispiel der Landmaschinenbau in Bischofswerda und Singwitz sowie den Waggonbau in Bautzen. Dann gab es eine Firma, die Robur LKWs hergestellt hat.  Die Textilbranche spielte ebenfalls eine große Rolle und war vor allem im Rödertal und im Oberland vertreten gewesen. Heute haben wir immer noch ein Stück Fahrzeugbau vor Ort. Allerdings sind aus den ehemaligen Unternehmen viele Metallverarbeiter geworden, wie Käppler und Pausch aus Neukirch. Mit der Zeit haben sich auch viele neue Zweige entwickelt. Zu allererst die Dienstleistungsbranche, die in den letzten Jahren einen großen Zuwachs verzeichnen konnte. die Kunststoffverarbeitung besteht glücklicherweise immer noch, auch deswegen, weil neue Kunden und Geschäftsfelder gefunden wurden. Die Lebensmittelbranche sollten wir in unserem Landkreis nicht unterschätzen. Da müssen wir nur nach Leppersdorf oder Bautzen schauen. Stichwort: Milchprodukte und Senf.
Wie sieht es mit der Arbeitslosenzahl im Landkreis Bautzen aus?
Ich habe letztens in eine Studie der IHK aus dem Jahr 2000 geschaut. Darin haben wir eine Stärken-Schwächen-Analyse für die Region durchgeführt. Da war zum Beispiel eine Schwäche die hohe Arbeitslosigkeit. Die gibt’s heute praktisch nicht mehr. Wenn wir in die Region um Radeberg schauen, haben wir dort in einigen Teilen Vollbeschäftigung. Im Norden des Landkreises, sprich die Gegend um Hoyerswerda, sieht das noch ein wenig anders aus, weil dort weniger Industrie entstanden ist.
Welche Herausforderungen werden die Unternehmen aus Ihrer Sicht künftig meistern müssen?
Das Thema Fachkräfte ist natürlich eines der herausragenden Herausforderungen. Wir haben immer noch einen relativ hohen Wegzug, der ländliche Raum verliert Einwohner an die größeren Städte. Wir müssen absichern, dass die Ausbildungsplätze besetzt werden. Es gibt immer noch viele unbesetzte Stellen. Das nächste große Thema ist – und das hat uns gerade die Corona-Krise gezeigt – dass die Unternehmen noch enger zusammenrücken und zusammenarbeiten müssen. Stichwort: regionale Wertschöpfungsketten.
Wie stark schätzen Sie sachsenweit die Wirtschaftskraft des Landkreises Bautzen ein?
Wir machen regelmäßig Konjunkturumfragen und da steht der Landkreis Bautzen im Kammerbezirk Dresden meistens an zweiter, manchmal sogar an erster Stelle. Die Wirtschaftskraft des Landkreises ist vergleichbar mit der von Dresden, auch wenn das viele nicht glauben wollen.
Kommt die Digitalisierung im Landkreis voran?
Insgesamt wird die Entwicklung dahingehen, dass monotone Tätigkeiten oder körperlich anstrengende Tätigkeiten durch Roboter und Maschinen ersetzt werden. Es ist allerdings heute schon ein hoher Grad der Digitalisierung erreicht, das darf man auch nicht unterschätzen.


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