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Wenn Oma sich nicht mehr traut

Senioren haben es mitunter schwer, sich im Alltag von modernen Medien zurecht zu finden. Der Senioren- und Behindertenbeirat hilft dabei, Hemmschwellen abzubauen und neues Selbstbewusstsein zu entwickeln. Das nächste Angebot wartet auf dem Bahnhof.
Gabriele Mark freut sich auf die Schulung am Fahrkartenautomaten am Bahnhof. Es wird Antworten auf Fragen geben wie: Welchen Tarif brauche ich? Welche Taste hat welche Funktion? Und warum ist nicht jeder Geldschein für den Automaten geeignet? Foto: S. Richter

Gabriele Mark freut sich auf die Schulung am Fahrkartenautomaten am Bahnhof. Es wird Antworten auf Fragen geben wie: Welchen Tarif brauche ich? Welche Taste hat welche Funktion? Und warum ist nicht jeder Geldschein für den Automaten geeignet? Foto: S. Richter

Oma Hildegard ist 75 Jahre alt. Die Seniorin ist noch rüstig und bewegt sich auch gern. Aber die Augen und Ohren wollen nicht mehr so recht mitmachen, dazu kommen Unsicherheiten und Ängste im Alltag. Wie beispielsweise in Supermärkten. Einkäufe mit Geldkarte zu bezahlen, traut sich die Seniorin nicht. Versagensängste spielen eine immer größer werdende Rolle. Schließlich müsse es doch heutzutage immer und überall so schnell gehen. Ein Tempo, bei dem es zunehmend schwerfalle mithalten zu können. Die Seniorin würde auch gern mal wieder eine Zugfahrt machen. Ihre Kinder und Enkel warten schon länger darauf. Fehlt ihnen doch die Zeit, ihre Oma unter der Woche regelmäßig zu besuchen. Um mit dem Zug fahren zu können, braucht Oma Hilde eine Fahrkarte. Aber schon das Lesen des Fahrplanes bereitet ihr Schwierigkeiten. Und wenn die Seniorin daran denkt, die vielen Treppen am Bahnhof in der Hoyerswerdaer Altstadt hoch und runter laufen und dann auch noch den Fahrkartenautomaten bedienen zu müssen, bekommt sie es regelrecht mit der Angst zu tun. Diese fiktive Erzählung über Oma Hildegard ist bei vielen Senioren in ähnlicher Art und Weise traurige Realität. Gabriele Mark kann des Öfteren genau diese Ängste und Unsicherheiten im Alltag beobachten oder sie werden ihr von Betroffenen genau so geschildert. Die ehemalige Pädagogin engagiert sich seit 2009 im Seniorenbeirat der Stadt und hat seit elf Jahren dessen Vorsitz inne. »Mir liegen die Bedürfnisse und Wünsche der älteren Generation sehr am Herzen. Ich möchte, dass Senioren wieder mehr Selbstvertrauen und auch Selbstbewusstsein bekommen. Dabei können wir helfen«, meint die Hoyerswerdaerin, die eng mit Vereinen und Verbänden zusammenarbeitet, um Höhepunkte und Veranstaltungen gemeinsam zu organisieren. All das schafft Netzwerkcharakter, Bürgernähe, Vertrauen und baut Hemmschwellen ab. Die Hilfe des Seniorenbeirates werde gern und zunehmend beansprucht, berichtet Gabriele Mark, die auch Mitglied des Ausschusses für Stadtentwicklung ist, nahezu keine Stadtratssitzung versäumt und kritische Fragen stellt. Was Gabriele Mark im Bezug auf den Altstädter Bahnhof ganz besonders am Herzen liegt: Die schnellstmögliche, bauliche Neugestaltung, um für alle Fahrgäste barrierefreie Möglichkeiten für uneingeschränkte Mobilität erreichen zu können. »Ich bin auch dafür, dass der Fahrkartenautomat direkt oben im Eingangsbereich des Bahnhofes platziert werden müsste und nicht unten im Tunnelbereich. Das schafft besonders für ältere Leute das Gefühl von mehr Sicherheit«, meint Gabriele Mark, die von den momentanen Zuständen rund um den Bahnhof schockiert ist. Beim Pressetermin an jenem Vormittag kann die Seniorin innerhalb von 30 Minuten mehrere Familien und Reisende beobachten, die Kinderwagen und Fahrräder die Treppen hoch und runtertragen müssen. Glücklicherweise ist immer eine helfende Hand parat. Ansonsten hätten die Reisenden wohl Probleme bekommen, ihr Gepäck mit Kind und Kegel bis zum Bahnsteig zu transportieren. Gabriele Mark weiß, dass der Bahnhof in Privatbesitz ist, die Stadt leider nichts an den Zuständen ändern und nur appellieren kann und die Deutsche Bahn einen Umbau erst in den nächsten vier Jahren realisiert haben wird. So lange wollen der Seniorenbeirat und die Mitglieder des Behindertenbeirates aber nicht warten und der älteren Generation zumindest schon mal eine Schulung am Fahrkartenautomat ermöglichen. Dafür konnte Gabriele Mark eine Mitarbeiterin von der Deutschen Bahn gewinnen, die leicht verständlich und professionell die Details erklärt. Die Schulung am Fahrkartenautomaten findet am Mittwoch, 15. September, um 15 Uhr auf dem Altstädter Bahnhof statt. Um Voranmeldung und Einhaltung der aktuellen Corona-Regeln (Maskenpflicht) wird gebeten. Kontakt


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