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D. Raffe

Wenn die Feuerwehr im Privatauto ausrückt

Die Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde Oßling probten am Freitag für den Ernstfall. Wieder einmal wurde deutlich: den Kameraden fehlt es an Ausrüstung!

Es ist Freitag, 18.20 Uhr: In den Ortsteilen der Gemeinde Oßling heulen die Sirenen. Kameraden aus Oßling, Weißig, Lieske, Döbra, Skaska, Milstrich und Liebegast rücken aus. Sie treffen sich am ehemaligen Kindergarten an der Schlossstraße in Weißig. Ein Brand im Gebäude mit starker Rauchentwicklung ist der Grund für den Einsatz. Personen befinden sich noch im Gebäude. Es ist also keine Zeit zu verlieren. Der Rettungs- und Löscheinsatz beginnt. Das beschriebene Szenario, ein Wohnungsbrand, war zum Glück nur eine Übung. An erster Stelle stand das Suchen und Retten von verletzten Person aus einem brennenden und stark verqualmten Gebäude. Da der Einsatz im Dunkeln stattfand, war der Aufbau von Beleuchtung notwendig. Es wurde eine Löschwasserversorgung aufgebaut. Kameraden mit Atemschutz betraten die ehemalige Kindertagesstätte und fanden eine „Person“ im Obergeschoss. Mit Unterstützung eines zweiten Trupps mit Atemschutz konnte diese „Person“ mit einer Trage geborgen werden. Die zweite Person im Obergeschoss konnte über eine Leiter, die von Feuerwehr aufgestellt wurde, selbstständig das Gebäude verlassen. Gemeindewehrleiter Bodo Kretschmer und sein Stellvertreter Günter Polling zeigten sich am Ende der Übung zufrieden, sprachen bei der ersten kurzen Auswertung aber auch Fehler und Probleme an. Sie freuten sich über die gute und große Einsatzbereitschaft sowie das hohe ehrenamtliche Engagement aller. Der Übungseinsatz hat dazu beigetragen, die Zusammenarbeit und das kooperative Miteinander der einzelnen Ortsfeuerwehren weiter zu stärken. Kritische Töne gab es wiederholt zum Stand der Ausrüstung. Das betrifft zum einen die persönliche Schutzausrüstung der Kameraden, die noch nicht bei allen auf dem aktuellen vorgeschriebenen Stand ist. Als Skandal bezeichnete Gemeindewehrleiter Bodo Kretschmer, dass das Problem Einsatzfahrzeug bei der Ortsfeuerwehr Milstrich noch immer nicht gelöst ist. Der gut ausgebildeten Truppe, zur der viele junge Kameraden, unter ihnen Atemschutzträger, gehören, steht immer noch kein Fahrzeug zur Verfügung, sondern nur ein Tragkraftspritzenanhänger. Das Ausrücken und der Einsatz vor Ort sind damit nur eingeschränkt und begrenzt möglich - weiter weg im Grunde unmöglich. An der Übung in Weißig konnten Kameraden aus Milstrich nur teilnehmen, weil sie mit dem W50 der Weißiger Wehr und von Gemeindewehrleiter Bodo Kretschmer mit seinem privaten Kleintransporter nach der Auslösung des Alarmes und dem Eintreffen am Feuerwehrgerätehaus abgeholt und zur Einsatzstelle in den anderen Ortsteil gebracht wurden. Die kritischen Worte richteten sich auch an den Oßlinger Bürgermeister Siegfried Gersdorf und die Gemeindeverwaltung. Der Bürgermeister hatte das Geschehen vor Ort beobachtet und dankte den Kameraden ebenfalls für die Teilnahme und Einsatzbereitschaft. Wann es für die Milstricher Kameraden allerdings ein neues Fahrzeug geben wird, steht noch in den Sternen. Erst im Oktober hatte der Gemeinderat den Brandschutzbedarfsplan abgelehnt, da der zu schwammig formuliert sei. So würden konkrete Fristen zur Beschaffung der benötigten Ausrüstung lediglich mit "mittelfristig" umschrieben. Wann der überarbeitete Plan nun noch einmal Thema im Gemeinderat ist, ist noch offen. Ebenso wie die Finanzierung der notwendigen Feuerwehrtechnik, denn um die Oßlinger Finanzen stehe es anbetracht der vielen Pflichtaufgaben nicht zum besten.


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