Seitenlogo
pm

Statnik: Ostern ist ein Fest des Lebens

Dawid Statnik, Vorsitzender des sorbischen Dachverbandes Domowina, erklärt zum Thema Osterreiten und Corona-Krise:
Osterreiter auf dem Weg nach Panschwitz-Kuckau Foto: Daniel Förster/Archiv

Osterreiter auf dem Weg nach Panschwitz-Kuckau Foto: Daniel Förster/Archiv

„Ich bin sehr traurig, wenn ich daran denke, dass uns der gewohnte Anblick der Osterreiter dieses Jahr fehlen könnte. Bisher war das für mich – wie für viele Menschen – unvorstellbar. Weder Krieg noch Diktaturen vermochten diesen Ausdruck unseres Glaubensbekenntnisses zu verhindern. Haben wir uns nun dem Coronavirus zu fügen? Persönlich bin ich inzwischen positiv auf Corona getestet und deshalb zuhause in Isolation. Ohne vollständige Heilung wäre ich als Osterreiter für meine Familie, die Gemeinde, die anderen Osterreiter, Freunde und Zuschauer eine Gefahr, zumal Ostern nicht auf dem Pferd, sondern in der Kirche beginnt. Wie viele von uns aber haben einen medizinischen Beweis, dass sie das Virus nicht in sich tragen? Wir wissen, dass sich das Coronavirus auch in unserer Heimat immer mehr ausbreitet. Wir müssen daher eine Entwicklung wie in Italien abwenden, wo das Gesundheitswesen längst überfordert ist und jeden Tag Hunderte Menschen an den Folgen des Coronavirus sterben. Für mich persönlich bedeutet Corona Gott sei Dank nur eine Erkältung; für viele andere, besonders ältere Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen, kann Corona tödlich sein. Niemand weiß zurzeit, wie viele Menschen sich angesteckt haben, ohne dass sie darum wissen. Bei uns im Sorbenland und woanders auf der Welt gibt es viele kostbare Riten und Brauchtümer; würde nun überall in der Zeit der Pandemie darauf bestanden, dass es dafür jeweils Ausnahmeregelungen geben muss, damit sie in gewohnter Weise praktiziert werden können, würde das in der gegenwärtigen Situation fatale Folgen haben.  Gerade auch wir Sorben haben in den letzten Wochen gezeigt, dass wir in dieser Krise mit kreativen Ideen bestehen können, zum Beispiel mit Gottesdiensten über Livestream und Radio, mit gemeinsamem Beten auf der Basis digitaler Technik, mit Chorproben übers Internet und vielem anderen mehr. Wie viele wünsche auch ich mir, dass die Botschaft der Osterreiter von der Auferstehung Jesu Christi auch in diesem Jahr öffentlich lebendig ist. Und deshalb hoffe ich, dass es uns gelingt, unter diesen Bedingungen eine Botschaft des Glaubens in die Öffentlichkeit zu tragen – auf welche Weise in den sorbischen Regionen auch immer. Ich wünsche den Kantoren und Verantwortlichen eine glückliche Hand bei ihren Entscheidungen und uns allen die Vernunft, dass wir ihre Beschlüsse annehmen und uns daran halten. Ostern möge auch in diesem Jahr für alle ein Fest des Lebens sein – zur Ehre Gottes und zum Wohl auch des sorbischen Volkes.”

pm/Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V.


Meistgelesen