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Rainer Könen

Keramik-Kühe kriegen was auf die Mütze

Grünberg. Ein ungewöhnlicher Fall von Vandalismus: Im Ottendorfer Ortsteil Grünberg wurden einige der beliebten Tierchen zerstört.

Die Dresdner Wandergruppe, die sich an diesem Vormittag an der Kirche im Ottendorfer Ortsteil Grünberg versammelt, ist begeistert. »Endlich steht sie wieder hier«, freuen sich alle. Sie, das ist eine knapp 30 Zentimeter große Keramik-Kuh, die mit Gebetbuch und Kreuz drapiert, vor der Kirchmauer im Gras steht. Während einige ihre Handys zücken, die drollig-ausschauende Tierfigur aus allen Lagen fotografieren, meint der Leiter der Wandergruppe, ein Mittsechziger, dass »diese zwergigen Kühe dem Ort einen besonderen Charme geben«.

Ein Grünberger Künstler hatte im vergangenen Jahr ein Dutzend dieser Keramik-Kühe gefertigt und sie an markanten Stellen im Ort aufgestellt. Vor der Feuerwehr, der Kirche, am Anglerheim. Das sprach sich auch bei regionalen Outdoor-Freunden herum. Sah man im vergangenen Sommer viele Wanderer durch den Ort streifen, auf der Suche nach den kleinen Tierfiguren.

 

Und plötzlich waren die Kühe weg

Doch so nett die ausschauen, offensichtlich hat das Interesse, das sie mittlerweile weit über die Grenzen des Ortes hinaus geweckt haben, wohl Missgunst und Neid hervorgerufen. So verschwanden zuletzt einige der beliebten schwarzbunten Kühe plötzlich. Zwei entdeckte man wenig später in der Röder, eine wurde zerdeppert im Ort gefunden. Wie der Kreateur dieser Keramik-Kühe - es ist ein Mitglied des Ortsvereines, der jedoch anonym bleiben möchte - über diese besondere Form des Vandalismus denkt, würde man gerne persönlich von ihm erfahren. Vermutlich ist sein Unmut riesengroß.

Aber seine Ehefrau, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, ist wenigstens bereit zu plaudern. Sie erzählt davon, dass mittlerweile wieder alle zwölf Figuren auf ihrem Platz stünden, ihr Mann sich, phasenweise jedenfalls, wieder im Produktionsmodus befinde. Und ganz wichtig: Dass die Nachfrage nach den Figuren wieder steige. »Bei uns melden sich etliche Bewohner, die sich gerne so eine Kuh auf ihr Grundstück stellen möchten«, so die Frau.

 

Glücksbringer nach Breslauer Vorbild

Sie erzählt davon, wie ihr Mann seinerzeit auf die Idee mit den Kühen gekommen war. Hatte sich der Schöpfer bei seiner Idee an den weltbekannten Breslauer Bronzezwergen orientiert. Wer die schlesische Metropole einmal besucht hat, dem dürften beim Stadtrundgang sicher die knapp 30 Zentimeter großen Zwerge aufgefallen sein, die Besuchern wie Anwohnern Glück bringen sollen. Aber da der Ottendorfer Ortsteil von der Landwirtschaft geprägt war und ist, sind es nun kleine schwarz-bunte Kühlein, die eine Art Glücksbringer darstellen sollen. Und so empfinden Wanderer es jedes Mal als ein besonderes Glück, wenn sie auf dem Weg durch den Ort diese schelmenhaft-dreinblickenden Mini-Kühe entdecken.


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