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Heimkommen und hierbleiben leicht gemacht

Echte Hilfe statt Eierschecke. Erinnern Sie sich? Vor fünf Jahren wollte Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) an einer Autobahnraststätte sächsische Pendler mit einem Stück Eierschecke zurück in die Heimat locken. Der Erfolg der Aktion dürfte sich in Grenzen gehalten haben. Dafür gibt es seit einigen Monaten eine Initiative, die aufhorchen lässt. Wer nämlich in die Wachstumsregion in und um Dresden ziehen will, dem hilft jetzt ein Projekt ganz unkompliziert.
Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (re.) freut sich über die „Heimholer-Unterstützer“: Wilfried Rosenberg (BVMW - Bundesverband mittelständische Wirtschaft), Steffen Leonhardi (Arbeitsagentur Riesa), Gerlinde Hildebrand (Arbeitsagentur Pirna), Thomas Wünsche (Geschäftsführer Arbeitsagentur Dresden; v.l.n.r.). Foto: FF

Der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (re.) freut sich über die „Heimholer-Unterstützer“: Wilfried Rosenberg (BVMW - Bundesverband mittelständische Wirtschaft), Steffen Leonhardi (Arbeitsagentur Riesa), Gerlinde Hildebrand (Arbeitsagentur Pirna), Thomas Wünsche (Geschäftsführer Arbeitsagentur Dresden; v.l.n.r.). Foto: FF

Kamenz und Radeberg machten den Anfang, weitere Städte, letztlich auch die Landeshauptstadt folgten. Vor wenigen Tagen wurde in Kamenz eine weitere Vereinbarung unterzeichnet. Damit unterstützen jetzt auch die Agenturen für Arbeit Dresden, Riesa und Pirna sowie der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) das Gemeinschaftsprojekt.

„Wir sind nun schon seit längerer Zeit unterwegs, um unser Projekt bekannt zu machen“, sagt Oberbürgermeister Roland Dantz.
Hartnäckig verfolge man alle Möglichkeiten, damit auch die potentiellen Rückkehrer in den alten Bundesländern um die Lebensqualität und die Chancen in Sachsen wissen.
Erste Erfolge gibt es bereits, aber Dantz betont: „Diese Ziele sind nicht in wenigen Stunden oder Tagen zu erreichen. Dafür brauchen wir Partner und Unterstützer, die mit uns Werbung für den Wirtschaftsstandort machen.“
Was ist das Projekt? „Wir unterstützen Menschen bei ihrer Rückkehr und bei ihrem Umzug in die Wachstumsregion Dresden“, so Projektmanager Manuel Saring.   „Wir wollen mehr Menschen für einen Zuzug in unsere schöne Region begeistern und Menschen in der Region halten. Das stärkt unsere Gesamtregion, deshalb arbeiten viele engagierte Partner zusammen.“
Wilfried Rosenberg vom BVMW ergänzt: „Ich sehe darin auch eine Möglichkeit Ausgleichsprozesse zu erleichtern. So pendeln täglich 45.000 Menschen zur Arbeit nach Dresden und rund 85.000 Arbeitnehmer fahren aus der Landeshauptstadt zu ihrem Job im Umland.“
Was kann das Projekt? Ilona Winge Paul erklärt dies anschaulich: „Stellen wir uns einmal eine Familie vor, die aus Stuttgart zurückziehen möchte. Da wird ein Job für die Eltern benötigt, Wohnraum, Kitaplatz und Schule. Durch die gemeinsame Plattform hat die Familie einen Ansprechpartner für alles. Wir sorgen durch das Netzwerk im Hintergrund dafür, dass alles schneller geht.“ Was ist der Sinn des Projektes? Steffen Loenhardi: „In vielen Regionen haben wir bereits jetzt erheblichen Fachkräftemangel. Diese Entwicklung wird sich verstärken. Rückzugswillige sind ein wichtiger Baustein, um dem entgegen zu wirken.“
Wilfried Rosenberg sieht dies ähnlich: „Der Kampf um jede Seele hat begonnen. Es ist sogar innerhalb der Region ein Wettkampf, denn es entstehen mehr Arbeitsplätze im Westen der Wachstumsregion, als im Osten.“ Das Ziel des Projektes ist somit schnell erklärt: Menschen in der Region halten, Fachkräfte in die Wachstumsregion holen, Ausgleichsprozesse herbeiführen und die Region vermarkten.
Oberbürgermeister Roland Dantz: „Um Dresden soll sich ein regionaler Kreis bilden, der das Bewusstsein zu einer Wachstumsregion zu gehören, abbildet. Die Identität ist rund 40 Kilometer um die Landeshauptstadt gegeben, dahinter wird sie naturgemäß schwächer.“
Wie sieht konkrete Hilfe aus? Projektmanager Manuel Saring: „Vereinfacht gesagt, schicken uns die Rückkehrwilligen einen Wunschzettel. Der enthält eine Bewerbung, einen Lebenslauf und die Benennung von alternativen Jobs.“ Danach geht es zuerst auf Jobsuche, anschließend wird nach geeignetem Wohnraum geschaut sowie Kontakt mit Sozial- und Bildungseinrichtungen hergestellt. Wie ist der Ist-Stand? Momentan gibt es 46 Bewerber, die dieses Angebot nutzen. Allein das Projektbüro hat 130 Stellenangebote und sechs Azubi-Stellen von 25 Unternehmen im Portfolio. Nach dem Vertragsabschluss mit den Agenturen für Arbeit hat sich die Anzahl an Stellenangeboten deutlich erhöht. Wer gehört zum Projekt? Bis dato wurden sieben Städte & der Landkreis BZ Mitglied der Initiative. Hinzu kommen Unterstützer, wie Banken, Sparkasse, Unternehmen, Agenturen für Arbeit und so weiter. In der Stadtverwaltung Hoyerswerda nachgefragt, die bekanntlich außerhalb der 40-Kilometer-Kernzone liegt, erhalten wir zur Auskunft: „Ja, das Projekt wurde an uns herangetragen. Nein, wir sind noch nicht Mitglied aber wir werden uns damit beschäftigen.“ • Mehr Infos: www.wachstumsregion-dresden.de (Henry Gbureck)


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