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Sandro Paufler

Die schwierige Arbeit der Polizei

Auch an den Polizeibeamten ist Corona nicht spurlos vorbeigegangen. Neben einem erhöhten Infektionsrisiko und der Mehrbelastung der Kollegen gibt es einen großen Rückhalt in der Bevölkerung für die Arbeit der Polizei. WochenKurier sprach mit Manfred Weißbach, dem Polizeipräsidenten der Polizeidirektion Görlitz.
Manfred Weißbach ist Polizeipräsident der Polizeidirektion Görlitz und auch für den Landkreis Bautzen zuständig. Foto: PD Görlitz

Manfred Weißbach ist Polizeipräsident der Polizeidirektion Görlitz und auch für den Landkreis Bautzen zuständig. Foto: PD Görlitz

Herr Weißbach, was macht die Arbeit der Polizeikräfte in Corona-Zeiten so schwierig? Manfred Weißbach: Polizeibeamte sind ja zunächst auch Bürger und deswegen haben sie die gleichen Probleme, wie alle anderen Bürger auch. Sie haben beispielsweise Verwandtschaft oder Angehörige, die einer Risikogruppe angehören, müssen für ihre Kinder eine Notbetreuung organisieren oder können nicht in den Urlaub fahren. Und dann kommen noch die Corona-Einsatzmaßnahmen hinzu: Wir hatten seit Februar 2020 bis Ende April 2021 490 Versammlungen in Bezug auf Corona-Maßnahmen, bei denen insgesamt 6.500 Beamte eingesetzt waren. Diese Mehrarbeit belastet natürlich die Kolleginnen und Kollegen. Schwierig ist hierbei der häufige Wechsel der Regelungen. Alle vier Wochen werden die Corona-Regelungen angepasst. Im Gegenzug kann man sagen, durch die verstärkten Grenzkontrollen in Polen oder Tschechien mit einer teilweisen Grenzschließung konnte weniger grenzüberschreitender Verkehr verzeichnet werden. Inwieweit das Auswirkungen hatte auf die Diebstahlskriminalität, kann man nicht genau sagen, aber die Zahlen haben sich reduziert. Des Weiteren finden keine Sportveranstaltungen statt, so dass wir auch bei diesen Einsätzen nicht präsent sind. Ein Jahr davor waren die Kollegen noch bei 149 Einsätzen mit 5.800 eingesetzten Polizeibeamten. Wenn wir diese Einsätze abziehen, kommen wir auf eine Mehrbelastung der Beamten durch Corona. Mit welchen coronabedingten Ausfällen haben die Polizeikolleginnen und -kollegen zu kämpfen? Wir haben momentan 159 Bedienstete in der Polizeidirektion Görlitz, die Corona haben oder hatten. Auf 1.450 Bedienstete ist das ein Prozentsatz von elf Prozent. Wenn ich es mal hochrechne: Sachsenweit sind es 280.500 Menschen, die infiziert waren oder sind. Das entspricht 6,8 Prozent der sächsischen Bevölkerung. Wenn wir die Zahlen vergleichen, dann haben wir als Polizisten ein immenses Infektionsrisiko zu tragen. Wir halten zwar die Schutzmaßnahmen ein, aber der Abstand bei einer Festnahme ist einfach nicht einzuhalten, so dass ich damit in Zusammenhang bringe, dass wir eine gefahrgeneigte Tätigkeit ausüben und einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Auf der anderen Seite muss ich wiederum sagen, dass die Folgen von Corona bei unseren Bediensteten geringer sind als im Bevölkerungsdurchschnitt. Wir haben leider einen Kollegen, der daran gestorben ist, eine Kollegin, die Long-Covid hat und ansonsten leichte bis mittlere Verläufe. Spüren die Kolleginnen und Kollegen mehr Anfeindungen beziehungsweise schwindet die Hemmschwelle bei Tätlichkeiten gegenüber den Polizeibeamten? Grundsätzlich ist die Pandemie für alle Bürgerinnen und Bürger eine große Herausforderung. Das spürt man natürlich in der Bevölkerung. In Einzelfällen kam es zum Beispiel bei Corona-Demonstrationen zu Beleidigungen und Widerstandshandlungen gegenüber Beamten. Nichtsdestotrotz hält sich die große Mehrheit an die Vorschriften und hat Verständnis für die Maßnahmen und die Arbeit der Polizei. Warum ist das Verständnis für die Polizeiarbeit in der Gesellschaft so gering? Das Verständnis für die Polizei ist groß, das zeigen auch Umfragen. Wir sind einer der beliebtesten Berufsstände. Das Verständnis ist dann nicht vorhanden, wenn wir in Bezug auf Corona handeln. Wir müssen die Regeln durchsetzen, die andere so nicht akzeptieren wollen. Das ist natürlich ein gewisser Konflikt. Aber man muss auch sehen, dass 98 Prozent der Bevölkerung nicht auf die Straße gehen und von daher haben wir bei unserer normalen polizeilichen Arbeit einen großen Rückhalt aus der Bevölkerung.


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