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Dany Dawid

Politikerin im Hungerstreik

Spremberg. Der Ärztemangel ist nur ein Grund.

Die Forster Kommunalpolitikerin Doris Dreßler befindet sich im Hungerstreik.

Die Forster Kommunalpolitikerin Doris Dreßler befindet sich im Hungerstreik.

Bild: Detlef Bogott

Die Forster Kommunalpolitikerin Doris Dreßler hat sich am Dienstag in den Hungerstreik begeben. Vor dem Spremberger Krankenhaus macht sie so auf den Ärztemangel und die schwierige Situation in den Krankenhäusern aufmerksam.

Es ist kalt und in einer Bushaltestelle vor dem Krankenhaus in Spremberg sitzt Doris Dreßler seit Dienstagnachmittag. Auf ihrem Schild steht: "Ich bin Kommunalpolitikerin im Ehrenamt. Ich befinde mich im Hungerstreik, bis die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) das Gespräch mit uns Kommunalpolitikern im Spree-Neiße-Kreis sucht. Hausärzte und Zahnärzte fehlen. An unseren Bundesgesundheitsminister Lauterbach: In Talk-Shows nicht rumtin-geln, sondern gutes Schuhwerk anziehen und in den Spree-Neiße-Kreis kommen. Unsere Fragen an den Ge-sundheitsminister: Wie geht es finanziell mit unseren örtlichen Krankenhäusern in Forst, Guben und Spremberg weiter? "

Zwei Tage später ist Doris Dreßler noch immer vor Ort. Und auf die Frage, wie es ihr denn geht, antwortet sie: "Da so viele Menschen stehen bleiben, um mit mir ins Gespräch zu kommen, gibt mir das Motivation, um mein Vorhaben durchzuziehen. Die Kälte nehme ich gern in Kauf, wenn ich die Reaktionen der Menschen sehe", sagt Doris Dreßler. Viele Menschen sind interessiert. Autofahrer hupen und zeigen einen Daumen nach oben. Fußgänger bleiben stehen und wollen wissen, warum sie das macht und fragen, was sie damit bezwecken will. Erreichen will sie damit, dass die Verantwortlichen der KVBB Fragen beantworten, wie es mit der medizinischen Versorgung weitergeht. "Um mit den Verantwortlichen, die Verantwortung für unser Bundesland tragen, auf kommunaler Ebene miteinander ins Gespräch zu kommen, bezüglich des Fortbestehens der Krankenhäuser in Forst, Guben und Spremberg. Wir wollen Antworten zur Finanzierung der Krankenhäuser. Jedes Krankenhaus hier hat seine Daseinsberechtigung. Das ist nämlich die soge-nannte Grundversorgung. Wir haben viele ältere Menschen im Landkreis und die können wir nicht von A nach B schubsen. Ich möchte konkrete Aussagen, wie dem gravierenden Ärztemangel entgegengewirkt werden kann. Er darf nicht länger ignoriert werden. Die medizinische Versorgung ist ja kein neues Thema, das haben wir ja schon eine Weile und das wurde nur weggeschoben und vernachlässigt", betont Doris Dreßler.

Die Resonanz sei durchweg positiv, berichtet die Kommunalpolitikerin. Nur fünf Menschen seien bisher der Meinung gewesen, dass das sowieso nichts bringen würde. "Da habe ich gesagt: Wenn man gar nichts macht, kann sich auch nichts bewegen", so Doris Dreßler. Sie habe im Vorfeld alles getan, das Thema von unten nach oben transportiert. Aber Rückinformationen bekam sie kaum und nur wenig Antworten. Ihr Anliegen ist ein Gespräch im Kreistag und nicht etwa im Fachausschuss. Und sie möchte auch nicht mit dem Pressesprecher, sondern mit dem Vorstand der KVBB sprechen. Und solange das nicht passiert, wird sie ihre Zelte in Spremberg nicht abbauen. Spremberger Bürger schauen besorgt immer wieder nach dem Rechten. Bringen ihr Suppe, Brühe oder Tee. Die Toilette darf sie im Krankenhaus benutzen. Auch ihr Hausarzt, Dr. med. Thomas Jaehn aus Forst, fuhr mittwochnachts nach Spremberg, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Er hat sie auch mit warmen Sachen versorgt. Verärgert ist er darüber, dass eine solche Aktion überhaupt nötig ist, um auf die Dringlichkeit der Missstände hinzuweisen.

Und Doris Dreßler liegt noch etwas am Herzen. Und zwar Respekt. Denn den haben sich die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker, die sich für die Interessen der Menschen vor Ort einsetzen, verdient, sagt sie. Sie hofft, dass alles positiv ausgeht und dass das, was sie erreichen wollte, angekurbelt wird. Ihr Mann leidet und würde sie am liebsten mit nach Hause nehmen. Aber Doris Dreßler will durchhalten, solange es geht.


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