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Jost Schmidtchen

Historische katholische Dorfkirche saniert

Die Katholische Bloischdorfer Kirche St. Josef wurde jetzt vom Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt eingeweiht. Somit ist Brandenburgs einzige historische katholische Dorfkirche wieder saniert.

Sie ist nicht nur ein kirchliches Heiligtum, sondern auch ein historisches: Die katholische Dorfkirche St. Josef in Bloischdorf, einem heutigen Ortsteil der Gemeinde Felixsee. Erbaut wurde sie im 14. Jahrhundert, möglicherweise auch früher. Das ist nicht genau nachgewiesen. Jedenfalls entstand sie als ein Ziegel-, Raseneisenstein- und Findlingsbau. So ist sie in ihrem Äußeren bis heute im Original erhalten. Damit ist das kleine Kirchlein die älteste Landkirche im Altkreis (früheres Archepresbyterat) Spremberg. Neben Bloischdorf gehörten damals auch Groß Buckow, Stradow, Jessen, Groß Luja, Graustein und Hornow zur katholischen Pfarrei Spremberg. In der Zeit der Reformation wurde die Kirche evangelisch, nach dem Dreißigjährigen Krieg 1668 mit dem Westphälischen Frieden jedoch dem katholischen Fürstentum Sagan zugeschlagen und damit wieder katholisch nach dem Grundsatz des Augsburger Religionsfriedens von 1555: „Cujus regio, eius religio“. Zu deutsch: „Wessen Land, dessen Religion“. Die Bewohner von Bloischdorf blieben aber evangelisch und der evangelische Pfarrort wurde Graustein. 1861 folgte ein grundlegender Wandel. In diesem Jahr nämlich erfolgte die Gründung der Pfarrei Muskau, die dem schlesischen katholischen Dekanat Priebus (heute Przewoz) unterstand. Zu dieser Pfarrei gehörte der Spremberger Ostkreis mit Bloischdorf, Friedrichshain und Dubrauke (heute Eichwege). Acht Jahre später, 1869, wies der Breslauer Fürstbischof Bloischdorf Spremberg zu und wollte Muskau dafür eine Entschädigung zahlen. Der Priebuser Erzpriester bat jedoch den Bischof, Bloischdorf bei Muskau zu belassen und die Entschädigung an Spremberg zu zahlen. Als 1870 die katholische Pfarrei Spremberg gegründet wurde, gehörte zu ihr der ganze Altkreis Spremberg außer Bloischdorf. Diese Strukturen sind bis heute geblieben: Bloischdorf ist Ortsteil der Gemeinde Felixsee, umgeben von Ortsteilen der Stadt Spremberg. Wie eine Enklave. Als Gegenleistung musste ab 1870 der Muskauer Pfarrer einmal im Jahr in Bloischdorf Gottesdienst feiern. Dies geschah fortan am Fest Christi Himmelfahrt. Da es in Bloischdorf keine Katholiken gab, lud man die aus den umliegenden Orten ein. Daraus entwickelten sich die bis heute gefeierten offenen Familientage. Christi Himmelfahrt hat in Bloischdorf einen hohen Stellenwert. Großen Anteil daran hat die katholische Jugend. Bereits 1947 gestaltete die Diözesanjugendseelsorge des Erzbischöflichen Amtes Görlitz als Rest des in der Sowjetischen Besatzungszone verbliebenen Erzbistums Breslau eine Jugendwallfahrt für Spremberg, Muskau, Weißwasser, Döbern und Forst. Aus diesen damals ins Leben gerufenen Jugendtagen entwickelten sich bis heute offene Familientage. Zunächst kamen die Älteren nach Bloischdorf, die schon vor dem Krieg kamen, dann waren es die Ehepaare der Nachkriegszeit, jetzt sind es ihre Kinder und Enkel. Zwischendrin gab es das christliche Feiertagsverbot der DDR. 1969 wurde auch der Himmelfahrtstag abgeschafft. Die Familientage wurden daraufhin auf den Sonntag nach Christi Himmelfahrt verlegt. 1991 wurden die gesetzlichen christlichen Feiertage wieder eingeführt und Christi Himmelfahrt wird seitdem auch wieder in und vor der Kirche Bloischdorf begangen. Seit dem 1. Januar 2000 gehört die Dorfkirche St. Josef wieder zur katholischen Pfarrei Spremberg. Sie ist ein Wallfahrtsort für Christen und Touristen gleichermaßen. Zum Höhepunkt Christi Himmelfahrt kommen bis 400 Besucher, obwohl das Innere der Kirche nur 100 Besucher aufnehmen kann. Die Kirche bedurfte einer Sanierung, um die historische Bausubstanz zu sichern. Das war nach den Worten von Gemeindevorsteher Rudolph Schulze gar nicht so einfach. Die Planungen begannen 2015. „Da haben wir erkannt, dass finanzielle Mittel beschafft werden mussten, um das Gotteshaus vor dem Verfall zu bewahren. Die Gespräche zur Sicherung der Bausubstanz waren besonders mit den Denkmalschutzbehörden kompliziert. Deshalb machten sich weitere Verhandlungen erforderlich, um die Finanzierung des Gesamtvorhabens zu sichern. Das erste Geld war bereits verbraucht mit dem ersten Bauabschnitt am Turm und Sicherungsarbeiten am Kirchenschiff. Für die Gesamterhaltungsmaßnahme reichte es nicht mehr. Deshalb wurden mit der Oberen Denkmalbehörde Brandenburgs weitere Gespräche zur Finanzierung geführt, die in Zusammenarbeit mit dem Bistum Görlitz erfolgten. Zusammen mit Landesfördermitteln und des Bistums wurden der Katholischen Kirche Bloischdorf 210000 Euro zuteil. Nun erstrahlt sie in neuem Glanz.« Erneuert wurden der Dachstuhl, das Dach und das Mauerwerk. Im Kircheninneren erfolgte eine neue Ausmalung. Davor wurden neun historische Unterschichten von Bemalungen für spätere Forschungen gesichert. Zur Weihe der sanierten Kirche kam auf Einladung der Katholischen Pfarrei St. Benno Spremberg der Görlitzer Katholische Bischof Wolfgang Ipolt nach Bloischdorf. Zu den in der Kirche anwesenden Gläubigen sagte er, dass er gern gekommen sei. Nach der Sanierung sei ein gut gelungenes Bauwerk entstanden, wofür er besonders den anwesenden Handwerkern dankte: „Sie haben mit Ihren Fähigkeiten und Begabungen an der Neugestaltung dieses Gottesraumes mitgewirkt, an einem offenen Haus, in dem der Himmel offen ist. Gebe Gott, dass diese Kirche ein Zeichen über die Gegenwart hinaus bleiben möge. Der Herr segne diesen Raum“. Pfarrer Daniel Laske freute sich, dass zum Josefsfest so viele Gläubige gekommen waren, zu einem Festtag in der Region, der von Bloischdorf bis in die benachbarten Dörfer Sachsens, nach Spremberg, Döbern und Forst strahlt. Nach der feierlichen Andacht und Weihe pflanzten Bischof Wolfgang Ipolt und Pfarrer Daniel Laske zur Erinnerung an diesen Tag eine Josefseiche. Für die weitere Zukunft.


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