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Lebensversicherungen - sinnvoller Schutz oder Auslaufmodell?

Junge Erwachsene haben viel vor. Sie wollen im Beruf durchstarten und Karriere machen. Ans Sparen wird in dieser Phase eher selten gedacht. Und auch die Vorsorge für die eigene Familie kann (noch) in den Hintergrund treten. Allerdings kommt irgendwann der Punkt, ab dem nicht nur aufs Gas getreten wird, sondern der Fuß auf die Bremse tritt. Spätestens mit dem ersten Kind verändert sich der Alltag komplett. Es geht aber nicht nur um die offensichtlichen Veränderungen. Was passiert, wenn einem Elternteil etwas passiert. Der Straßenverkehr ist nur ein mögliches Risiko. Es verunglücken jedes Jahr auf deutschen Straßen immerhin mehr als 3.000 Menschen.
 

Und die Straße ist nur ein Beispiel. Es kann auch in der Freizeit – etwa beim Klettersport – zu einem schweren Unfall kommen. Ganz zu schweigen von Krankheiten, die tödlich verlaufen können. Es stellt sich die Frage, wie es möglich ist, Hinterbliebene abzusichern. Auf der einen Seite hilft vielleicht sparen. Wirklich praktisch ist dies aber nicht, da gerade in den ersten Jahren kein wirklich dickes Polster vorhanden ist. Warum nicht eine Lebensversicherung abschließen? Letztere verfolgt das erklärte Ziel des Todesfallschutzes. Aber: Es kommt darauf an, die richtige Police zu wählen. Hintergrund: Es werden zwei unterschiedliche Formen – die Risiko- und die Kapitallebensversicherung – angeboten.

Wer braucht den Schutz eine Lebensversicherung?

Bevor es um die Verträge im Detail geht, stellt sich natürlich die Frage, wer überhaupt den Abschluss einer Lebensversicherung in Erwägung ziehen sollte. Generell ist dieser Schritt in Erwägung zu ziehen, wenn zwischen Personen eine wirtschaftliche Abhängigkeit besteht. Dies betrifft den Ehepartner, den Lebenspartner, Eltern und Kinder sowie Geschäftspartner.


Letztgenannter Personenkreis kann mithilfe der Policen gegenseitig eingegangene Verbindlichkeiten – etwa hinsichtlich der Unternehmensfinanzierung – absichern.


Beim Thema Familienangehörige geht es natürlich darum, den Ausfall des Einkommens abzufangen. Besonders dramatisch kann die Situation in Haushalten mit nur einem Einkommen werden. Darüber hinaus besteht auch hier ein Interesse am Schutz vor Verbindlichkeiten. Heißt: Sobald Familien das Projekt Eigenheim angehen, wartet ein hoher Baukredit auf sie. Allein im ersten Quartal 2018 haben Banken – entsprechend der Bundesbank – fast 1,4 Milliarden an Baudarlehen vergeben.


Fällt ein Einkommen weg, ist die Rate oft nicht mehr zu stemmen. Die Versicherungssumme soll in diesem Zusammenhang Verbindlichkeiten decken und Hinterbliebene finanziell absichern.

Kapitallebensversicherung: Nicht mehr zeitgemäß?

Die Kapitallebensversicherung verfolgt zwei Kernziele: Auf der einen Seite geht es darum, für den Antragsteller auf einen Versicherungsvertrag die Risikoabsicherung zu gewährleisten. Der zweite wesentliche Aspekt umfasst den Vermögensaufbau. Hier besteht die Gefahr, die Kapitallebensversicherung falsch einzuschätzen. Versicherte erhalten nach Ablauf der Versicherungszeit nicht ihre Beiträge zurück.


Vielmehr wird der Beitrag geteilt, in Risikoschutz und Vermögensaufbau. Auf den ersten Blick eine bequeme Lösung, denn das Image der Kapitallebensversicherung hat in den letzten Jahren gelitten. Das Ergebnis ist der oft wiederholte Hinweis, sich die Verträge sehr genau anzusehen.

Was spricht heute gegen die Kapitallebensversicherung?

Es gibt in erster Linie zwei wichtige Gründe, aufgrund derer die Kapitallebensversicherung in den Augen vieler Experten (zumindest aktuell) kein Produkt für das Neugeschäft ist. In den letzten Jahren haben die Garantiezinsen der Lebensversicherer zum Sinkflug angesetzt. Ende der 1990er Jahre erreichten Verträge der Kapitallebensversicherung noch einen Garantiezins von vier Prozent. Inzwischen ist dieser Wert unter der Marke von einem Prozent angekommen.


Was ist dafür verantwortlich? In erster Linie macht sich hier die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank bemerkbar. Letztere hat den Leitzins in den vergangenen Jahren stets sehr niedrig festgesetzt. In der Folge ist es zu einem Zinstief bei vielen Geldanlagen mit geringem Risikopotenzial gekommen. Diese müssen von den Lebensversicherern bedient werden – aufgrund von Vorgaben des Gesetzgebers. Dazu gehören unter anderem Staatsanleihen, andere Anleihen und Baufinanzierungen.


Die Erträge aus diesen Anleihen sind in der Vergangenheit geschrumpft, weshalb es zu den Anpassungen nach unten kam. Heißt: Im Neugeschäft sinkt die Rendite der Verträge.


Hinzu kommt, dass die Verträge als teuer gelten. Die Versicherer ziehen in den Anfangsjahren – basierend auf dem Zillmer-Verfahren – Abschlusskosten von den gezahlten Beiträgen ab. In der Folge wandert nur ein Bruchteil der Prämie in den eigentlichen Vertrag. Entsprechend niedrig sind in den Anfangsjahren die Rückkaufswerte einer Kapitallebensversicherung. Letztlich führen Abschlusskosten und das Zillmer-Verfahren zu einem aus Sicht der Versicherten nicht unbedingt zufriedenstellenden Ergebnis. In den letzten Jahren sind die Kapitallebensversicherungen daher immer wieder Gegenstand teils heftiger Kritik gewesen.

Wo werden Kapitallebensversicherungen genutzt?

Kapitallebensversicherung waren lange als Finanzprodukt beliebt, das eine Risikoabsicherung mit der Altersvorsorge kombinierte. In den letzten Jahren hat das Ansehen allerdings sehr stark gelitten. Gründe wurden bereits genannt. Zudem ist in der Vergangenheit das Steuerprivileg weggefallen. Diese Entwicklung macht sich in der Nachfrage bemerkbar. 


Erreichten im Bestand die Verträge zur Kapitallebensversicherung in den 1990er noch deutlich die Marke von mehr als zwei Drittel, ist deren Anteil inzwischen sehr stark rückläufig. Je nach Quelle hat sich der Vertragsbestand hinsichtlich der Kapitallebensversicherung bei den Versicherungsunternehmen in den Jahren seit 1990 halbiert.

Risikolebensversicherungen - nach wie vor sinnvoll

Die Risikolebensversicherung als zweite Variante ist zwar erst so richtig im 19. Jahrhundert populär geworden. Spuren lassen sich allerdings noch sehr viel weiter zurückverfolgen. Anders als bei der kapitalbildenden Lebensversicherung beruht das Prinzip hier im Grunde auf einer Wette auf den Tod. Ein typisches Merkmal des Glücksspielwesens zeigt sich also als eigentlicher Ursprung unseres Versicherungswesens. Vor dem Antritt gefährlicher Reisen konnte früher schon eine solche Wette abgeschlossen und so für die Familie vorgesorgt werden.  Sterbekassen und entsprechende Unterstützungsvereine existierten teils sogar schon im Mittelalter und noch deutlich früher. Diese Entwicklung zeigt, dass der Bedarf an Vorsorge für Hinterbliebene kein moderner Wunsch ist.


Prinzipiell ist das Grundkonzept der Risikolebensversicherung sehr einfach. Antragsteller schließen bei einem Versicherer einen Vertrag ab, welche für den Todesfall die Zahlung einer festgelegten Versicherungssumme vorsieht. Wie hoch diese letztlich ist, richtet sich nach individuellen Rahmenbedingungen. Wesentlichen Einfluss hat immer der Bedarf. Die Faustregel, dass immer das 3- bis 5-fache Bruttoeinkommen versichert werden sollte, ist so nicht vorbehaltlos aufrechtzuerhalten.

Welche Vorteile weist eine Risikolebensversicherung auf?

Im direkten Vergleich mit der Kapitalvariante hat die reine Risikolebensversicherung zwei wesentliche Vorzüge. Auf der einen Seite ist der Beitrag – da ausschließlich der Todesfallschutz gedeckt werden muss – günstiger. Auf der anderen Seite erfolgt eine klare Trennung zwischen Sparen und Vorsorge. Antragsteller können sich daher voll auf die Konditionen des Risikoschutzes konzentrieren, ohne Kompromisse eingehen zu müssen. Je nach Zeitpunkt des Vertrags sind die Beiträge steuerlich abzugsfähig.


Dieser Punkt wird besonders bedeutsam, wenn sich Versicherer die Prämie für eine Kapitallebensversicherung nicht mehr leisten können oder wollen. In diesem Fall wird von einer Ruhendstellung auch der Todesfallschutz betroffen. Ein Aspekt, der nicht jedem Antragsteller sofort klar ist.

Was sollte beim Abschluss beachtet werden?

Für den Abschluss einer Risikolebensversicherung sind mehrere Punkte im Auge zu behalten. Auf der einen Seite geht es beispielsweise um die Frage, ab wann der Schutz zu 100 Prozent greift. Selbsttötungen können gerade in den Anfangsjahren ein Versagensgrund für die Leistungssumme sein. Ebenfalls zu berücksichtigen ist, ob und wann der Versicherer bei einer schweren (tödlichen) Krankheit im Vorfeld bereits Leistungen erbringt.

Tipp: Besonders im Zusammenhang mit der Absicherung von Familien kann zur Lebensversicherung auf verbundene Leben gegriffen werden. Auf diese Weise ist ein gegenseitiger Schutz der Eltern möglich. Ein weiterer Aspekt sind Verträge mit fallender Summe, die im Rahmen einer Absicherung von Verbindlichkeiten eingesetzt werden können.

Fazit: Risikoschutz nach wie vor gefragt

Familien haben nach wie vor ein Interesse daran, sich gegenseitig zu schützen. Es wird noch ohne Grund immer wieder empfohlen, mit der Aufnahme eines Hauskredits oder der Geburt eines Kindes über die Lebensversicherung nachzudenken. Hier kommt es darauf an, sich für das richtige Produkt zu entscheiden. Kapitallebensversicherungen haben sehr stark an Bedeutung verloren, da ihre Kosten und Gebühren im Vergleich zum Ertrag zu stark ins Gewicht fallen. Die reine Risikovorsorge spielt hingegen nach wie vor eine wichtige Rolle. Es kommt aber auch hier darauf an, sich richtig zu entscheiden – weshalb der Blick ins Kleingedruckte dazugehören sollte, um sich auf den Schutz wirklich verlassen zu können. Nur so ist eine Risikolebensversicherung wirklich sinnvoll.

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