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Verena Farrar

Wer zahlt den Bus?

Die Stadt plant den Umzug der Grundschule am Questenberg. Die besorgte Elternschaft ist verärgert, denn das Ausweichquartier ist leider nicht in der Nähe.

Die Grundschule am Questenberg wird in den kommenden Jahren saniert und erweitert. Der Start ist für 2019 geplant. Für die Zeit des Umbaus müssen die Schüler und Lehrer ausziehen. Sie bekommen dafür sogar eine neue Ausweichschule gebaut, die nach ihrem Leben als Übergangsquartier als vollwertige neue Grundschule in Meißen bestehen bleiben soll. Bis dahin gibt es wohl für keinen einen Grund zum Klagen! Wäre nicht der Standort der neuen Schule so weit vom Questenberg entfernt und die Eltern und Schüler müssten ihre bisherige »Hol-und-Bringe oder Transportorganisation« komplett über den Haufen werfen und neu planen. Die neue Schule wird auf der anderen Elbseite am Leitmeritzer Bogen entstehen. Die Grundschule am Questenberg – und damit auch das Einzugsgebiet der Schüler im Schulbezirk – liegt im Triebischtal. Wie sollen die Sechs- bis Zehnjährigen diese Strecke täglich bewältigen? Das fragt sich auch die besorgte Mutti Heidi Hajek in einem langen Leserbrief (siehe unten). »Welche Sorgen und Nöte dieser neue Geniestreich der Stadtväter wirklich für Eltern, Kinder, Lehrer und Hortnerinnen bedeutet, wurde bisher selbstverständlich außen vor gelassen«, so die Mutti. Man versuche als Elternteil, alles miteinander zu verbinden, was an sich schon schwierig sei, aber im staugeplagten Meißen eine besondere Herausforderung darstelle, fügt sie an. Grundlegend sei festzuhalten, dass es Schulbezirke gibt, denen die Kinder auf Grundlage ihres Wohnsitzes zugeordnet sind. Ist den Eltern daran gelegen, zum Beispiel aufgrund ihres Arbeitsweges, ihre Kinder an einer anderen als der dem Schulbezirk entsprechenden Schule anzumelden, müssen sie das in einem Antrag detailliert begründen und von der Stadt genehmigen lassen. Andersherum: Schickt die Stadt alle Kinder einer Schule in einen komplett anderen Stadtteil. »Das wird uns Eltern als unumstößliche Tatsache präsentiert«, so Heidi Hajek. Man sei mit den betroffenen Eltern und der Schulleitung eng und intensiv im Gespräch, versichert die Stadtverwaltung bei einem Pressetermin zum Thema. »Wir kennen natürlich die Sorgen und Probleme, die in der Auslagerungszeit auf die Schüler zukommen«, erklärt Oberbürgermeister Olaf Raschke. Gespräche wegen Kostenübernahme laufen noch Hauptknackpunkt ist und bleibt die Fahrt zwischen Wohnung und Schule in den entfernten Stadtteil. Nach einem ersten Überblick haben alle Schüler Anspruch auf Schülerbeförderung durch den Landkreis. Dabei sei normalerweise ein festgelegter Eigenanteil an den Kosten durch die Eltern selbst zu tragen. »Bei diesem sensiblen Thema sind wir gerade intensiv mit der VGM und dem Landkreis im Gespräch, um zu helfen und eine akzeptable Lösung zu finden«, versichert Bürgermeister Markus Renner. Er gibt zu bedenken, dass im Zuge des Neubaus der 4. Grundschule und der Erweiterung am Questenberg auch eine Neuordnung der Schulbezirke in Angriff genommen wird. »Langfristig soll kein Grundschüler auf dem Weg in seine Schule über die Elbe müssen«, fügt er an. Nur mit diesen baulichen Veränderungen kann Meißen den steigenden Schülerzahlen der nahen Zukunft begegnen. Eins scheint aber immer deutlicher zu werden: Was an Schulplanung in den vergangenen Jahren versäumt wurde, müssen die Questenberger jetzt ausbaden. Mögliche Förderungen: 40 Prozent Förderung über das Schulhausbauprogramm des Freistaates Sachsen und 50 Prozent Förderung für Sporthallen, wenn sie auch für Vereine genutzt werden können Leserbrief: Auslagerung der Questenbergschule Neulich wurde in diversen Blättern der Stadt wieder über die Auslagerung der Grundschule Questenberg geschrieben. Diskutiert wurden erneut nur finanzielle Belange und wie wunderbar nun alles geregelt ist. Welche Sorgen und Nöte dieser neue Geniestreich der Stadtväter für Eltern, Kinder, Lehrer und Hortnerinnen bedeutet, wurde selbstverständlich außen vor gelassen. Es ist anzunehmen, dass der Stadtrat mehrheitlich aus Mitgliedern besteht, die einer Generation angehören, als Arbeitsplatz, Kindergarten und Grund- sowie weiterführende Schulen alle nahe beieinander lagen. Leider ist dieses Idyll nicht mehr aktuell. Man versucht als Eltern, alles miteinander zu verbinden, was an sich schon schwierig ist, aber im staugeplagten Meißen eine besondere Herausforderung darstellt. Grundlegend ist doch festzuhalten, dass es Schulbezirke gibt, denen die Kinder auf Grundlage ihres Wohnsitzes zugeordnet sind. Ist den Eltern daran gelegen, zum Beispiel aufgrund ihres Arbeitsweges, ihre Kinder an einer anderen als der dem Schulbezirk entsprechenden Schule anzumelden, müssen sie das in einem Antrag detailliert begründen und von der Stadt genehmigen lassen. Andersherum: Ist der Stadt daran gelegen, alle Kinder einer Schule in einen komplett anderen Stadtteil auszulagern, weil es der Finanzplan so möglich macht, wird das den Eltern als unumstößliche Tatsache präsentiert. Familienfreundlich halt, so wie es das Motto der Stadt verspricht. Da feiern sich die Verantwortlichen dafür, wie super alles nach Bauende aussehen wird, aber die damit verbundene Zumutung für die Beteiligten wird verschwiegen. Die Auslagerung der Grundschule geht auf Kosten der jetzt lernenden Schüler – denen nützt eine neue Superschule gar nichts. Apropos Kosten: Ich gehe davon aus, dass die Schülerbeförderung, die die Stadt mit der VGM aushandeln möchte, nicht ganz kostenfrei sein wird. Es handelt sich dann um eine Ausgabe, die zum Beispiel in meinem Haushalt nicht vorgesehen ist und die für viele betroffene Eltern eine finanzielle Belastung darstellen wird. Es ist selbstverständlich lobenswert, dass die Stadt generell über die notwendig werdende Schülerbeförderung nachdenkt. Allerdings müssen die Kinder zunächst einmal die Bushaltestellen erreichen, an denen die Schulbusse sie einsteigen lassen. Das Staugeschehen in der Stadt stellt hier wieder eine Hürde dar. Egal ob im Privatauto oder im Stadtbus – der Schulweg wird sich um einiges verlängern. Fragwürdig bleibt deswegen, ob die Stadtväter die Einzugsgebiete der GS Questenberg überhaupt kennen. Das wäre u.a. das Triebischtal, welches ab Talstraße speziell im Berufsverkehr von hohem Verkehrsaufkommen betroffen ist. Weiterhin gehört der Plossen dazu, der bekanntlich in den Neumarkt mündet und ebenfalls stark befahren ist. Zählt man dann noch die regelmäßig quer stehenden LKW in der Plossenkurve dazu, fragt man sich, wer für die Idee der Verlegung stimmen konnte. Auf der rechten Elbseite geht das Chaos dann ja sogar weiter. Flüssiges Fahren auf der Großenhainer oder der Bahnhofstraße? Im Berufsverkehr? Zusammengefasst: Der Alltag wird zum großen Teil auf der Straße stattfinden. Am Morgen Schule(n) anfahren, Kindergarten, Arbeit. Am Nachmittag das Ganze nochmal, nur in umgekehrter Reihenfolge. Eventuelle außerschulische Aktivitäten (Musikschule, Sport usw.), die natürlich wieder an einem anderen Ort stattfinden, müssen dann wohl für die Zeit des Umbaus ruhen. Den aktuellen Bürgervertretern kann man nur teilweise die Schuld an der Misere geben. Schulplanung in Meißen ist seit mehreren Jahren ein dunkles Kapitel und wird nun in guter alter Tradition fortgesetzt. Ausbau und Modernisierung der Questenbergschule – gut und schön. Doch anstatt auf dem kleinen und schwer zugänglichen Questenberg ein riesiges Schulgebäude zu errichten, hätten andere Immobilien sinnvoller genutzt werden können. Die Neumarktschule, um nur ein Beispiel zu nennen, ist nun ein Seniorenheim, obwohl sie als Grundschule ideal gewesen wäre: Sie ist zentral gelegen, verfügt über eine passende Größe und wäre sogar fußläufig auf sicheren Wegen zu erreichen. Der Entscheidung der Stadt gegenüber hatten wir als Eltern und auch die Lehrer und Hortnerinnen am Ende nichts entgegenzusetzen. Auch eine u.a. von mir mit initiierte Unterschriftenaktion hatte keinerlei Erfolg. Übrigens konterte ein Mitglied des Stadtrats in einem persönlichen Gespräch auf meine Zweifel: „Na, da sind die Kinder halt früh und am Nachmittag eine halbe Stunde länger unterwegs. Das geht doch.“ Super Einstellung. Für jemanden, der 2019 zum Baubeginn nicht mehr selbst persönlich betroffen ist. Und beispielhaft für die Kurzsichtigkeit, der man als Bürger der Stadt ausgesetzt ist. Ich vertrete zur Abwechslung die besorgte Elternschaft und würde mich über die Veröffentlichung meines Leserbriefes freuen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Heidi Hajek.


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