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Für viele geht es um die Existenz

Die Lage der stationären Innenstadthändler bleibt auch zum Jahresende kritisch. Sie brauchen heute ihre Kundschaft mehr denn je - das zeigt auch ein Appell in Senftenberg.
Dieser Appell in einem Senftenberger Modegeschäft zeigt, wie schwer dieses coronaverseuchte Jahr für den Einzelhandel war und wie wichtig es ist, weiterhin in den Städten vor Ort einzukaufen. Foto: sts

Dieser Appell in einem Senftenberger Modegeschäft zeigt, wie schwer dieses coronaverseuchte Jahr für den Einzelhandel war und wie wichtig es ist, weiterhin in den Städten vor Ort einzukaufen. Foto: sts

Laut einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) lagen in der dritten Novemberwoche die Umsätze durchschnittlich um rund ein Drittel unter Vorjahr, für den Bekleidungshandel sogar um 40 Prozent. Die Kundenzahl in den Innenstädten sei in der dritten Novemberwoche im Durchschnitt um rund 40 Prozent niedriger gewesen als im Vorjahreszeitraum.

Umsatzstärksten Monate des Jahres gehen verloren

»Dem stationären Einzelhandel gehen durch den Verlust der Weihnachtsmärkte und verkaufsoffenen Sonntage jetzt die umsatzstärksten Monate des Jahres verloren«, erzählt Nadin Kilian, Handelsreferentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus. Wie sie informiert, erwirtschaften Händlergruppen wie Uhren und Schmuck, Elektronikartikel, Spielwaren aber auch Bekleidung bis zu einem Drittel ihres Jahresumsatzes allein im Weihnachtsgeschäft. »Viele Innenstädte in Südbrandenburg stehen still. Als Magnet für die Kunden haben sie an Reiz verloren.« Die fehlende Besucherfrequenz aufgrund Home-Office, geschlossenen Gaststätten, fehlenden Kulturangeboten, abgesagten Märkten und Festen sowie fehlenden Touristen macht den Einzelhändlern schwer zu schaffen. Kilian: »Der Umsatz ist in zahlreichen Einzelhandelsbetrieben um bis zu 80 Prozent gesunken. Viele Geschäfte haben ihre Öffnungszeiten bereits reduziert, auch um Kosten zu sparen.« Wie Nadin Kilian berichtet, zeigen auch Konsumer-Umfragen, dass sich durch den Wegfall der Weihnachtsmärkte das Einkaufsverhalten stark in Richtung Onlinehandel verändert hat. Laut HDE sind die Verbraucher aufgrund der steigenden Infektionszahlen und wachsender Unwägbarkeiten auf dem Arbeitsmarkt verunsichert. Laut Marcel Petermann, IHK-Regionalcentermanager Oberspreewald-Lausitz, verzeichnen sie noch keine erhöhten Gewerbeabmeldungen im Kammerbezirk. »Die Lage war in den letzten Wochen recht stabil. Doch mit einer weiterhin andauernden Pandemielage und damit verbundenen Einschränkungen rutschen in Bedrängnis stehende Unternehmen in eine noch bedrohlichere Lage. Für viele inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte geht es jetzt um die Existenz«, sagt Petermann. »Unternehmer fragen sich, ob eine Geschäftsfortführung für die nächsten Monate und die Zukunft überhaupt noch Sinn macht. Anstehende Unternehmensnachfolgen werden damit total infrage gestellt. Es zeichnet sich bei kleineren Einzelhändlern ab, dass es hier zu Schließungen kommen wird, weil Rücklagen und Kräfte aufgebraucht sind.«

Staffelei mit Spruch im Schaufenster

Um für den Einzelhandel in ihrer Stadt eine Lanze zu brechen, hat Manuela Heyer eine kleine Staffelei mit dem Spruch »Liebe Kundschaft! Kauft in unserer Stadt, damit diese eine Zukunft hat, denn nur vom Flanieren kann keiner existieren!« in das Schaufenster ihres Modesgeschäftes in der Kreuzstraße gestellt. »Wir Einzelhändler brauchen jeden Kunden, der durch unsere Tür kommt. Mit unseren Umsätzen wird es sonst nicht besser. Mit dem Spruch will ich die Leute aufrütteln, daran zu denken, dass ohne sie die Geschäfte bald leerstehen würden. Wir selbst spüren etwa den Wegfall von Veranstaltungen deutlich, denn die Leute brauchen nun keine festliche Kleidung mehr, um Auszugehen. Diese Einnahmen sind komplett weggebrochen«, sagt Manuela Heyer und fügt an, dass sie bereits seit elf Jahren ihren Laden führt, so ein Jahr jedoch noch nie erlebt habe. »Vielleicht schließen sich unseren Appell weitere Händler an und haben ihrerseits kreative Ideen, um für das Einkaufen in unserer Stadt zu werben.«


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