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30 Jahre zum Wohle der Frauen

Lauchhammer. Die Mitarbeiterinnen des Frauenhaues Lauchhammer haben es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen in Notsituationen zu helfen und ihnen einen Weg in ein anderes Leben zu ebenen – und das bereits seit 30 Jahren.
Simone Heintke im Spielzimmer des Frauenhauses.

Simone Heintke im Spielzimmer des Frauenhauses.

Bild: asl

Im Mai 1991 wurde durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Lauchhammer die Notwendigkeit eines Frauenhauses bestätigt. Im Im selben Jahr erfolgte dann, mit Hilfe der Stadt und dem Sozialministerium, der Umbau eines ehemaligen Kindergartens. Der Verein "Fraueninitiative Gleich- und Berechtigt" übernahm das Frauenhaus als erstes Projekt. Am 10. April 1992 konnten mit der Eröffnung die ersten Frauen und Kinder einziehen. Seit 2007 ist das Frauenhaus Lauchhammer in Trägerschaft des Vereins Fra.Ki.Ma - Verein gegen häusliche Gewalt e.V.

 

Das sich das Frauenhaus in seiner Bedeutung bewährt hat, ist auch an den Zahlen der Zuflucht Suchenden deutlich zu erkennen. Bis Dezember 2021 fanden 832 Frauen und 886 Kinder einen Platz im Frauenhaus Lauchhammer. Das Team, bestehend aus fünf Mitarbeiterinnen, hilft Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen oder in eine Notlage geraten sind. Sie unterstützen bei Behördengängen und Antragsstellungen, bei der Wohnungssuche und begleiten die Frauen zu Gerichtsverhandlungen und Terminen mit dem Jugendamt. Somit versuchen sie den Frauen, die es bis dato nicht leicht hatten, wieder in ein Leben ohne Gewalt oder Abhängigkeit zu verhelfen. Die Mitarbeiterinnen wollen ihnen eine Perspektive schaffen, um ihnen einen Neustart zu ermöglichen. Wie lange die Frauen dabei im Frauenhaus untergebracht sind, lässt sich pauschal nicht sagen. Von nur einer Nacht bis zu zwei Jahren haben die Mitarbeiterinnen schon alles erlebt.

 

Das Bild der Frauen, die Schutz und Hilfe im Frauenhaus Lauchhammer suchen, hat sich in den letzten Jahren gewandelt, berichtet das Team. War es vor zehn Jahren noch körperliche Gewalt, die für die Notwendigkeit einer Unterbringung im Frauenhaus sorgte, sind es inzwischen immer öfter, psychische Probleme oder eine Abhängigkeit – emotional oder körperlich – die Frauen auf die Schwelle des Frauenhauses treiben.

 

Auch nach der Unterbringung im Frauenhaus können sich die ehemaligen Bewohnerinnen bei den Mitarbeiterinnen Hilfe holen. Seit 1997 bietet das Frauenhaus eine mobile Nachbetreuung an. An neun Standorten im Landkreis wird den Frauen zum Beispiel bei weiteren Antragsstellungen geholfen. Und auch Frauen, die nicht im Frauenhaus untergebracht waren, aber Hilfe und Unterstützung benötigen, können sich hier beraten lassen. Außerhalb der Bürozeiten sichern die Mitarbeiterinnen eine Rufbereitschaft ab. Das zeigt, wie groß das Engagement des Teams für ihren Job und die Frauen ist.

 

Auch wenn es manchmal schwierige und herausfordernde Situationen gibt, sind alle Mitarbeiterinnen mit ganzem Herzen bei der Arbeit. Und so gehört es auch dazu eine Weihnachtsfeier für die Bewohnerinnen und ihre Kinder zu organisieren, gemeinsame Bastelnachmittage zu verbringen oder in Osterzeit zusammen Eier zu färben. Momente an die sich das Team ebenfalls gern erinnert, sind Nachmittage an denen Frauen, die nicht aus Deutschland stammten, für die Bewohnerinnen und die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses landestypische Gerichte zubereiten und dann ein geselliger Abend verbracht wurde. Unabhängig von den fachlichen Aspekten des Jobs, haben die Mitarbeiterinnen hier die Möglichkeit ihre ganz persönliche Leidenschaft immer wieder auszuleben. Und so gehören auch Ausflüge zum Pilze suchen oder Grillnachmittage in den Frauenhausalltag.

 

Welche Bedeutung die Arbeit des Teams des Frauenhauses Lauchhammer hat, wird auch immer wieder durch Spenden verdeutlicht. »Es ist ein Spiegelbild der Akzeptanz, die uns zuteil wird, und eine Bestätigung unserer Arbeit«, weiß Simone Heintke.

 

Ein großes Problem im Frauenhaus Lauchhammer ist das Haus selbst. In den letzten 30 Jahren erfolgte nie eine grundlegende Sanierung des Gebäudes. Das macht sich jetzt bemerkbar. 2019 wurden dem Frauenhaus Fördermittel bewilligt, um einen bestehenden Gebäudetrakt abzureißen und neu wieder anbauen zu lassen. Leider lässt der Start der Bauarbeiten auf sich warten. Der neue Termin für den Abriss ist im April geplant. Der nicht mehr zur Verfügung stehende Platz ist für die Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen im Frauenhaus ein großes Problem.  »Wir haben vor einem Jahr den alten Trakt für den Abriss ausgeräumt. Jetzt fehlen sie, das große Wohnzimmer und die Gemeinschaftsküche, die dort untergebracht war«, erklärt Simone Heintke. »Wir hoffen jetzt, dass die Bauarbeiten schnell beginnen, denn das Leben der Frauen ist durch die fehlenden Räume aktuell sehr beengt.« Der neue Trakt soll ein barrierefreies Zimmer mit eigenem Bad bekommen, um auch Frauen mit ihren Kindern mit körperlicher Beeinträchtigung unterbringen zu können. Auch die Büroräume sollen dort ihren Platz finden. In einem zweiten Bauabschnitt soll anschließend das Haupthaus saniert werden. Die bestehenden Büroräume sollen dabei als neue Gemeinschaftsräume umfunktioniert werden. Ein weiteres Problem, welches in den nächsten Jahren auf das Frauenhaus Lauchhammer zukommt ist der Personalschwund. In den nächsten drei Jahren gehen drei der fünf Mitarbeiterinnen in den Ruhestand. Neues Personal zu finden gestaltet sich schwierig. Durch den immer höher werdenden Anteil nicht-deutschsprachiger Bewohnerinnen im Frauenhaus wünscht sich das Team in Zukunft Verstärkung mir Fremdsprachenkenntnissen, um zumindest die Kommunikation in Englisch zu vereinfachen.

 

Auch wenn das 30-jährige Bestehen des Frauenhauses nicht so groß gefeiert werden kann, wie erhofft, soll es trotzdem nicht vergessen werden. So planen die Mitarbeiterinnen einen Ausflug mit allen Bewohnerinnen. »Vielleicht gibt es ja eine große Feier, wenn der neue Gebäudetrakt fertig ist«, fügt Heinkte mit einem Schmunzeln hinzu. Für sie sind 30 Jahre Frauenhaus ein guter Zeitpunkt um zurückzuschauen: »Ich möchte vor allem Danke sagen, an alle Mitarbeiterinnen die hier beschäftigt waren, denn sie haben den Grundstein für unsere heutige Arbeit gelegt. Und auch den Mitarbeiterinnen die aktuell hier arbeiten gebührt ein großer Dank für ihre geleistete Arbeit.«

 

Wünsche für die Zukunft haben die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Lauchhammer auch. Ein großer Wunsch, ist die einheitliche gesicherte Förderung von Frauenhäusern bundesweit. Bisher müssen jedes Jahr aufs neuen Anträge für Förderungen gestellt werden. Mit einer einheitlichen gesicherten Förderung würde mehr Planungssicherheit in den Häusern geschaffen werden. Der andere Wunsch richtet sich an die Gesellschaft: Die Menschen sollen nicht wegschauen, wenn sie in ihrem Umfeld etwas Auffälliges bemerken und sich trauen die bestehenden Hilfsangebote weiterzuvermitteln oder anzunehmen. 


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