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Neues Porzellan an der Orgel

Die sanierte Orgel der Frauenkirche in Meißen birgt jetzt ein kleines Geheimnis. Orgelbauer Ralf Jehmlich hat die Orgel seiner Vorfahren saniert und mit einem kleinen Detail versehen, dass Auftrag und Versprechen sein soll.

Für den Laien sehr klein und unscheinbar, kündigt das neue Porzellanschild auf der Registerwippe von großen, künftigen Vorhaben in der Meißner Frauenkirche. Die neue Registerwippe, die aus Meißner Porzellan gefertigt und handbemalt ist, soll in naher Zukunft die geplanten Porzellan-Orgelpfeifen zum Klingen bringen. Doch das ist für die Kirche, den Förderverein und die vielen Unterstützer noch Zukunftsmusik. Als erster Schritt für diese weiteren Pläne zählt die abgeschlossene zweijährige Sanierung der historischen Jehmlichorgel. Seit mehr als 30 Jahren konnte diese nicht mehr ihr komplettes Klangpotenzial zeigen, weil die Register, Verbindungsstücke und Teile der Mechanik vom Holzwurm zerfressen waren. Die Orgel war bei Konzerten nur eingeschränkt bespielbar, was zu Letzt große, anspruchsvolle Konzerte unmöglich machten. Ursprünglich war deshalb ein Orgel-Neubau geplant. Aber nach der überraschenden Unterschutzstellung des Instrumentes durch die Denkmalbehörde 2015 entschied sich die Kirchgemeinde für die aufwendige Restaurierung. Das Instrument mit pneumatischer Spielfraktur aus dem Jahr 1937 wurde von Emil und Bruno Jehmlich gebaut. Jetzt 84 Jahre nach dem Bau hat Nachfahre Ralf Jehmlich die Sanierung abgeschlossen. Er und sein Team konnten die Orgel und das Pfeifenmaterial vollständig in ihrem historischen Zustand erhalten. Unterstützung fanden sie auch bei Reinhard Schäbitz, Intonateur und Fachmann für historische Pfeifen. Er untersuchte die Orgel auf historisches Pfeifenmaterial und ordnete 96 noch vorhandene Pfeifen dem Orgelneubau von 1670 durch Christoph Donati (Leipzig) zu. Hierbei dürfte es sich um die ältesten, noch in Sachsen erhaltenen Orgelpfeifen handeln. Die umfangreiche Restaurierung der historisch wertvollen Orgel wurde dank großzügiger Unterstützung möglich. Die Ev.-Luth. Kirchgemeinde St. Afra dankt allen, die daran mitgewirkt haben, insbesondere der Evangelisch-Lutherische Landeskirche, dem Bund und Freistaat, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Meißen, dem Förderverein Frauenkirche Meißen e.V. und zahlreichen Firmen- und Privatspendern. In einem weiteren Bauabschnitt soll ein Orgelwerk aus Meissener Porzellan-Orgelpfeifen hinzukommen. Letztere wurden vom ehemaligen künstlerischen Leiter in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH, Ludwig Zepner, 2000 gemeinsam mit der Firma Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH entwickelt. Zepners Wunsch war es, Porzellanpfeifen im Kirchenraum erstmals in der Meißner Frauenkirche zu installieren, in deren Turm bereits seit 1929 das erste abstimmbare Glockenspiel aus echtem »Meissner« hängt. Zum Stadtjubiläum 2029 könnten so in Analogie dazu auch die weltweit ersten Orgelpfeifen aus Porzellan in einer Kirche zum »guten Ton« in Meißen beitragen. Vorbereitende Arbeiten für die Anbindung der Porzellanpfeifen an den Orgelbestand sind bereits im Zuge der Restaurierung erfolgt.

Blick nach vorn:

  • In der Frauenkirche Meißen soll die weltweit erste Kirchenorgel mit einem Register aus Meissener Porzellan gebaut werden.
  • Meißen würde um eine Sehenswürdigkeit reicher werden.


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