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Dany Dawid

»Wir haben ausreichend Ideen«

Forst Simone Taubenek ist seit 2018 Chefin im Forster Rathaus. Mit dem WochenKurier sprach die Bürgermeisterin über Erfolge und Herausforderungen des vergangenen Jahres sowie über Chancen, die das neue Jahr bietet.

Simone Taubenek.

Simone Taubenek.

Bild: Dany Dawid

Frau Taubenek, was waren die wichtigsten Erfolge der Stadt Forst im vergangenen Jahr?

Ich denke, dass wir auf viel Positives zurückblicken können. Einige Ortswehren der Freiwilligen Feuerwehr haben einen runden Geburtstag gefeiert. Die »Schwarze Jule« ist 130 Jahre alt geworden. Wir haben zudem 110 Jahre Rosengarten mit einer Festveranstaltung, einer Rosentaufe, einem wunderschönen Konzert und der Ehrung von Hans-Rainer Engwicht gefeiert. Wir haben das Überwinterungshaus und das neue Organisationsbüro eröffnet. Und noch viele weitere Maßnahmen wurden im Rosengarten umgesetzt. Wir haben einen neugewählten Kinder- und Jugendbeirat. Der Dernycup, die Brandenburgischen Sommerkonzerte, die Volleympics, das Seifenkistenrennen, die Wunschbaumaktion u.v.m. seien hier stellvertretend für alle Veranstaltungen in der Stadt genannt. Das möchte ich auch gleich mit dem großen Dank an alle verbinden, die sich immer wieder ehrenamtlich engagieren und damit einen riesigen Beitrag für das Leben in unserer Stadt leisten. Darüber hinaus gab es auch wegen der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen des Landkreises mehrere Veranstaltungen in unserer Stadt. Eine intensivere Zusammenarbeit gab es auch mit unseren Städtepartnern. Und mit der Mehrheitsentscheidung der Stadtverordnetenversammlung zur innerstädtischen Brücke ging auch eine intensive Abstimmung mit den polnischen Partnern einher. Ein herausragendes Ereignis und für viele Menschen auch ein Dank für die geleistete Arbeit war die Eröffnung der »Smart City Forst« durch die Königin von Schweden.

Gibt es Entwicklungen oder Projekte, die nicht wie geplant verlaufen sind?

Wir haben eine Projektliste, die halbjährlich aktualisiert wird. Die Liste ist jetzt bei der Nummer 80. Es gibt fast kein Projekt, was einfach durchläuft. Zu den Projekten, die nicht wie geplant gelaufen sind, gehört das »Stadion am Wasserturm«. Hier wären wir sehr gern weiter. Schwierig gestaltet sich auch die Baustelle »Rad- und Reitstadion«. Hier bin ich allerdings optimistisch, dass wir in diesem Jahr fertig werden und die Bahn dann wieder mit den beliebten Steherrennen intensiv bespielt wird.

Welche besonderen Herausforderungen gab und gibt es?

Die großen Herausforderungen waren natürlich die Projekte, wo jedem, mit Blick auf die Entwicklung der Baukosten, der Schweiß auf die Stirn getreten ist. Die Gesamtsituation mit der Steigerung der Energiekosten im Besonderen, aber auch die grundsätzliche Steigerung der Lebenshaltungskosten war sicher in fast jeder Familie spürbar und für niemanden einfach. Mit den derzeitigen Diskussionen bzw. Entscheidungen für den Haushalt 2024 verbessert sich diese Situation vermutlich für uns alle nicht.

Wie haben sich Umweltinitiativen und Nachhaltigkeitsprojekte entwickelt?

Wir versuchen selbstverständlich, gerade was die großen Bauprojekte angeht, auch mit Blick auf die Folgekosten nachhaltig zu bauen. Das betrifft nicht nur die städtischen Maßnahmen, sondern auch die der Lausitz Klinik oder bei der FWG. Das Dach beispielsweise des demenzfreundlichen Wohnens in der Cottbuser Straße soll nachträglich noch mit Photovoltaik belegt werden. Derzeit befinden wir uns auch in der Planungsphase des »Naturnahes und nachhaltiges Freizeitareal Keune«. Aufgrund der finanziellen Situation der Stadt Forst bewegen wir uns oft in Förderprogrammen. Von denen gibt es nur noch sehr wenige, in denen der Klimaschutz und Nachhaltigkeit keine Forderung ist.

Welche strategischen Ziele verfolgt die Stadt Forst im aktuellen Jahr?

Grundsätzlich haben wir noch ausreichend Ideen, die umgesetzt werden könnten. Mit den Entwicklungen in der Stadt Cottbus, dem Bahninstandhaltungswerk, der Ansiedlung von Instituten, u.v.m. sollten sich auch Synergieeffekte für unsere Stadt ergeben, an denen gearbeitet wird. Dazu bedarf es immer einer sehr guten Netzwerkarbeit und regelmäßigen Abstimmungen mit allen handelnden Akteuren.Die Stadt allein kann ja keine Ziele haben. Vielmehr geht es darum, sich gemeinsam mit den Stadtverordneten darauf zu verständigen, was gut, richtig und wichtig für die Stadt ist. Da haben wir in diesem Jahr die große Herausforderung, dass sich die Stadtverordnetenversammlung durch die Kommunalwahl im Juni anders zusammensetzen wird. Danach werden wir uns alle gemeinsam neu miteinander zu verständigen haben.

Wie wird die Stadt mit den aktuellen und erwarteten Herausforderungen im Bereich Gesundheit umgehen?

Bei den gesundheitlichen Herausforderungen fällt mir im Moment die schwierige Ärztesituation in Forst, aber auch die möglichen Auswirkungen auf die Lausitz Klinik im Zusammenhang mit der Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministers ein. Hier werden wir gemeinsam weiter alle Anstrengungen unternehmen müssen, um die Situation, die nicht nur in unserer Stadt so ist, zu verbessern und alles tun, damit der Krankenhausstandort Forst erhalten bleibt.

Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt zu fördern?

Die Stadt Forst hat sich in diesem Jahr wieder in dem Förderprogramm »BIWAQ « beworben, welches auch die Verbesserung der Situation der Langzeitarbeitslosen und deren Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt zum Inhalt hat. Aufgrund der Haushaltssituation des Bundes wissen wir derzeit nicht, wie und wann es damit weitergeht. Grundsätzlich muss man sich aber bei jeder Investorenfrage mittlerweile die Frage stellen, wo denn die Fachkräfte herkommen sollen. Das wird eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahren und ein Problem, was die Wirtschaft wie die Verwaltungen gleichsam betrifft.

Wie beabsichtigt die Stadt, die Bürgerbeteiligung und Transparenz im neuen Jahr zu stärken?

Wir können die Bürgerinnen und Bürger immer wieder nur bitten und auffordern, sich zu beteiligen, denn es geht um Entscheidungen für die Stadt, in der sie leben. Bürgerbeteiligung haben wir auch in den Ortsteilen über das Projekt »Forst besser machen« verstärkt versucht.

In Brandenburg wird im Jahr 2024 ein neuer Landtag gewählt. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Wahljahr?

Wir haben ja nicht nur die Landtagswahlen im Jahr 2024. Im Juni haben wir mit den Europawahlen gleichzeitig die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung. Letztere ist die, die in ihrer Zusammensetzung für die nächsten fünf Jahre die Entscheidungen für unsere Stadt zu treffen hat. Ich hoffe, dass viele Bürgerinnen und Bürger zu jeder Wahl gehen bzw. sich auch im Vorfeld darüber Gedanken machen, ob nicht auch sie sich zur Wahl als Stadtverordnete oder Stadtverordneter stellen.

Was stört Sie in der aktuellen Legislaturperiode am meisten?

Auf der Ebene der Stadtverordnetenversammlung empfinde ich es oft so, dass vieles nicht ausreichend positiv betrachtet wird, obwohl viel erreicht wurde. Manchmal wird aber auch zu viel gewollt, was weder personell, mehr aber noch finanziell nicht leistbar ist. Auf Landesebene können wir uns als Stadt meines Erachtens nicht beschweren. Wir haben in der Regel immer Ansprechpartner, die uns da, wo es geht, auch helfen, aber auch Minister können keine Lehrkräfte oder medizinisches Personal »backen«. Von der Bundesebene würde ich mir auch so vieles wünschen. An erster Stelle steht da natürlich die Beständigkeit von Entscheidungen und damit die Verlässlichkeit in das Tun. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum Bundeshaushalt stellt auch in unserer Stadt das eine oder andere in Frage. Bei aller berechtigter Kritik in Richtung Berlin kann ich zumindest für mich sagen, dass ich an einem Punkt sehr froh bin, nämlich, dass ich diese Entscheidungen nicht treffen muss.

Was ist Ihr Wunsch für das neue Jahr?

Der Wunsch nach Frieden, etwas, was man als Kind immer belächelt hat, weil man es doch hatte. Und bei allem, was auch zu Recht zu kritisieren ist, wünsche ich mir, dass es uns allen mehr gelingt, das zu achten, was man hat und mit wesentlich mehr Zuversicht an die Dinge heranzugehen. Ich würde mich freuen, wenn es mehr gelingen würde, sorgsam miteinander und mit Achtung umzugehen. Ich wünsche uns allen Erfolg und Glück sowie natürlich Gesundheit.

 


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