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C. M. Schwab/kun

Soll unsere Heimat weiter abgebaggert werden?

Spremberg. In der vergangenen Woche fand im Spreekino Spremberg ein exklusives Frühstück mit dem Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg, Prof. Jörg Steinbach statt. Das hört sich kulinarisch an, doch der Fokus lag nicht auf belegten Brötchen und Kaffee, sondern auf dem »Energiestandort im Wandel – die Transformation des Industrieparks Schwarze Pumpe«.
Im Gespräch über die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Spremberg: v.l.n.r. Bürgermeisterin Christine Herntier, LEAG-Vorstand Thorsten Kramer, Altech-Projektmanager Carsten Baumeister,  Wirtschaftsminister Jörg Steinbach.

Im Gespräch über die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Spremberg: v.l.n.r. Bürgermeisterin Christine Herntier, LEAG-Vorstand Thorsten Kramer, Altech-Projektmanager Carsten Baumeister, Wirtschaftsminister Jörg Steinbach.

Bild: Jörg Tudyka

Dahinter wiederum verbarg sich das aktuell besonders auch in Spremberg umstrittene Thema »Grüne Energie als Voraussetzung für Bestand und Wachstum«. Eingeladen waren dazu Stadtverordnete von Spremberg, Fraktionsvorsitzende aus regionaler Politik sowie Vertreter der regionalen Wirtschaft und Industrie.

Prof. Steinbach steht wie kein Zweiter in Brandenburg für Transformation durch Innovation. In seinem Impulsvortrag zeigte er sich als profunder Kenner der Materie, aber auch der regionalen Bedingungen in der Lausitz. Er sieht ganz klar die Chancen der weiteren Entwicklung des Industrieparks Schwarze Pumpe durch die Energiewende und damit auch der Stadt Spremberg in den kommenden Jahrzehnten.

Für Jörg Steinbach ist die Produktion von Grüner Energie (mittels Windkraft und Photovoltaik) eine Voraussetzung für die Bestandserhaltung und für zukünftiges Wachstum. Potenzielle Investoren, insbesondere aus dem Ausland, fragen mittlerweile gezielt an, wo sie sich in Brandenburg niederlassen können, berichtet der Minister. Eine der wesentlichsten Fragen sei dann, so Steinbach, wo es denn Standorte gäbe, die perspektivisch grünen Strom zur Verfügung stellen können. Da komme dann Schwarze Pumpe ins Spiel: »Die Chance für Spremberg!«

 

Könnt Ihr grünen Strom bereitstellen?

Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender der LEAG und berufener Transformationsmanager des bislang noch von der Kohleverstromungen lebenden Unternehmens, bestätigt das. Die LEAG erhalte gehäuft Anfragen internationaler Konzerne, welche neue Standorte gezielt danach ausrichten: »Könnt Ihr perspektivisch grünen Strom zur Verfügung stellen?« Daran arbeite die LEAG.

Auch Roland Peine, Geschäftsführer der ASG, der Wirtschaftsfördergesellschaft für Spremberg und Spreetal und Industrieparkmanager, bestätigt das: »Die Zurverfügungstellung von Grünstrom ist mittlerweile ein entscheidender Faktor für Ansiedlungen geworden.« Ansiedlungen bedeuten Arbeitsplätze und langfristig ein positives Steueraufkommen für die entsprechenden Kommunen – wovon wiederum notwendige infrastrukturelle Projekte profitieren.

Allein schon die Investition der Altech Group, so Peine, sei ein Beispiel dafür. Altech wendet in den kommenden Jahren etwa eine Milliarde Euro für den Standort Schwarze Pumpe auf und schafft 1.000 Arbeitsplätze. »Wir wollen alle unsere Produkte CO2-frei produzieren. Dadurch schaffen wir auch eine Marke, die untrennbar mit dem Industriepark zusammenhängt«, so Altech-Projektleiter Schwarze Pumpe Carsten Baumeister.

 

Mehr Flächen, mehr Fachkräfte, mehr grüne Energie!

Damit hängen weitere Themen zusammen, die in Pumpe entwickelt werden sollen – neben Wasserstofftechnologie auch Stromspeichertechnik, E-Mobility, Bioökonomie und Biopharmazie. Für all das gäbe es konkrete Anfragen von Unternehmen, einige Projekte laufen schon an, so Industrieparkmanager Roland Peine.

Doch dazu brauche es Flächenerweiterung im Industriepark, Fachkräfte und – betont Roland Peine – grüne Energie! Hier gibt es bekannte Reibungspunkte. Keiner der Anwesenden wollte das klein reden - wo und wie Wind- oder Solarparks entstehen.

Der Konsens beim Wirtschaftsfrühstück - parteiübergreifend - lag jedoch auf Lösungsorientierung, nicht auf vertiefende Problematisierung. Es sei wichtig, nicht nur ständig zu betonen, was nicht geht, sondern stattdessen, was denn gehe, hieß es mehrfach aus verschiedenen »Ecken«.

 

Wertschöpfung vor Ort

Michael Schiemenz, Geschäftsführer der Städtischen Werke Spremberg und damit Chef der Gesamtversorgung der »Perle der Lausitz«, schlug in diese Kerbe und beschrieb die Vorteile grüner Energie, wenn sie denn als »Wertschöpfung vor Ort« geschehe. Die Energiebereitstellung könne dadurch besser abgesichert werden, die Kommune bekomme - zum Wohle ihrer Bürger - eine weitere Einnahmequelle (bis zu 400.000 Euro jährlich seien möglich für das Stadtsäckel), modernste, ressourcenschonende Technologie komme zum Einsatz und nicht zuletzt profitiere die Umwelt.

Dr. Ben Schüppel, Geschäftsführer der RefLau GmbH, die im Industriepark die Produktion von Wasserstoff teste, stellt dazu sehr persönliche Fragen: »Wie wollen wir zukünftig leben? Soll unsere Heimat weiter abgebaggert werden? Oder stellen wir heute die Weichen neu und beschäftigen uns damit, wie zukünftig nachhaltig Energie erzeugt werden kann?« Er sei froh, so Schüppel, dass die Lausitz dazu als Reallabor fungiere: »Wir können uns erproben und damit die beste Lösung entwickeln!« Spremberg wäre damit Vorreiter für andere Regionen.

 

Mehr Transparenz: Glück auf!

Peter Reiniger, langjährig Stadtverordneter und Vorsitzender des Hauptausschusses, ist überzeugt, dass von einer konsequenten Umstellung auf die Erzeugung grüner Energie alle Bürger profitieren: »Wir kommen nicht weiter, wenn ständig nur Hemmschuhe auf die Gleise geworfen werden. Aber ja, das muss transparenter dargestellt werden.« Mit einem abschließenden »Glück auf!« gibt er sich traditionsbewusst, aber auch bekennend optimistisch.


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