C.M. Schwab/asl

Geschichte anders schreiben

Im Dock3 Lausitz am Industriepark Schwarze Pumpe wurde die Konferenz der Großen Lausitzrunde ausgetragen. Behandelt wurden die Themen Entwicklungsstrategie und Ansiedlungsoffensive Lausitz.
Christine Herntier (re.) und Torsten Pötzsch (li.) sind die Sprecher der LAUSITZRUNDE. Foto: Tudyka.PR

Christine Herntier (re.) und Torsten Pötzsch (li.) sind die Sprecher der LAUSITZRUNDE. Foto: Tudyka.PR

In ihrer Eröffnungsrede betonte Christine Herntier, Sprecherin des kommunalen Bündnisses von Lausitzer Bürgermeistern und Gemeindevertretern, die Bedeutung der Lausitzrunde im Prozess des Strukturwandels: »Die Bürgermeister kennt man vor Ort, oft auch persönlich. Wir müssen mit unserer Verantwortung für die Zukunft stehen. Das ist unser Anspruch seit 2015.«

Es geht um echte Menschen

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer griff diesen Gedanken auf. Beim Strukturwandel gehe es »nicht um akademische Projekte, sondern um echte Menschen.« Dass die Lausitzrunde bereits so viel erreicht habe, schrieb er auch der »physischen Anwesenheit der Spremberger Bürgermeisterin Christine Herntier in der Kohlekomission« zu. So war die Vertreterin einer betroffenen Region direkt an den Beschlüssen beteiligt. Kretschmer betonte: »Wir ziehen an einem Strang.« Dr. Klaus Freytag, Lausitzbeauftragter des Brandenburgischen Ministerpräsidenten, unterstützte das. Das gemeinsame Ziel müsse sein, die »Passfähigkeit der Länderstrategien zur Strukturentwicklung zu sichern« und »erfolgreiche Projekte und Akteure der Region zu vernetzen«. Die Zusammenarbeit des sächsischen Revierbeauftragten und des brandenburgischen Lausitzbeauftragten sei bereits etabliert. Freytag sieht das gemeinsame Vorgehen in der Tradition der Solidarität unter Bergleuten. »Die Lausitzer lassen sich nicht auseinanderdividieren«, sagt der Lausitzbeauftragte. »Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Regionen in Deutschland. Aber man hält Wort auf Seiten der Bundesregierung.« Die Staatsekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, Elisabeth Winkelmeier-Becker (MdB), unterstrich: »Vertrauen muss aufgebaut und tragfähig werden.« Bezugnehmend auf die Verwerfungen der Nachwendezeit formulierte sie offensiv: »Diesmal wollen wir Geschichte anders schreiben.« Anschließend stellte sich die kürzlich berufene Präsidentin der BTU Cottbus-Senftenberg, Prof. Gesine Grande, der Lausitzrunde vor und stellte klar, dass die BTU einen gewichtigen Anteil am erfolgreichen Verlauf des Strukturwandels haben wird. Wichtig sei, dass dieser Wandel sich am Bedarf der davon Betroffenen orientiert: »Lassen Sie uns etwas aufbauen, was größer ist als jeder einzelne Baustein.«

Gutes Signal für Investoren

Der Spremberger Klaus-Peter Schulze, Bundestagsabgeordneter (CDU) für den Wahlkreis Cottbus und Spree-Neiße kam anschließend auf die Stärken der Lausitz zu sprechen und hob besonders die Industriefreundlichkeit der Bevölkerung hervor. Das sei ein gutes Signal für Investoren, so Schulze. Heiko Jahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL), stellte die Entwicklungsstrategie Lausitz 2050 vor. Die Ziele dieses Projekts waren, Ideen zu finden und einen konzeptionellen Vorlauf für den Strukturwandel vorzubereiten sowie einen umfassenden Leitbild- und Beteiligungsprozess innerhalb der Region zu organisieren. Das sei laut Jahn gelungen. Das Besondere an diesem Projekt war, das sich Lausitzer Bürger daran aktiv beteiligen konnten. Letztlich schrieben über 50 Lausitzer am Konzept direkt mit und beteiligten sich über 100 weiteren Lausitzer indirekt. Heiko Jahn konstatierte dabei ein außerordentliches »Engagement der Zivilbevölkerung«.

Standortvermarktung besser bündeln

Zum Abschluss stellte Dr. Martin Wilke den Stand der Ansiedlungsoffensive vor. Der Oberbürgermeister Frankfurt/Oder a.D. und Wirtschaftsförderer erarbeitete im Auftrag von Lausitzrunde, Industrie- und Handelskammer (IHK) und WRL eine Strategie, die darauf abzielt, alle Mitglieder der Lausitzrunde, also auch kleinere Kommunen, in der Erschließung neuer Zielmärkte, der Wirtschaftsförderung und Ansiedlung von Investoren zu unterstützen. Dabei wurden unter anderem auch Themen behandelt wie die Kompensation der durch den Strukturwandel betroffenen Arbeitsplätze und die Schaffung einer europäischen Modellregion als Beispiel für erfolgreiche Transformationsprozesse. Diese Offensive soll nun auch auf den sächsischen Teil der Lausitz übertragen werden. Dazu finden intensive Gespräch mit der Sächsischen Strukturentwicklungsgesellschaft statt. Dr. Wilke konnte von einer deutlichen Bereitschaft der Lausitzer Kommunen zur Mitwirkung berichten. Er mahnte zugleich an, dass umfangreichere und stärker gebündelte Aktivitäten zur Standortvermarktung notwendig seien.


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