

Burg. Eine neue Fahrradunterstellmöglichkeit am Johanniter-Kinderhaus »Pusteblume« weihte jetzt pünktlich zum Johannis-Fest Landrat Harald Altekrüger gemeinsam mit Hausleiterin Daniela Konzack ein. Für schwer kranke Kinder gehört das Fahrradfahren oft zu den freiesten Momenten in ihrem von Einschränkungen geprägten Alltag. In der Fahrradbox können ab sofort bis zu 22 große und kleine Fahrräder der Gäste ihren Platz finden. Bald kommen noch sechs Ladestationen für E-Bikes hinzu.
Gerade für Familien mit schwer kranken Kindern im idyllischen, von Fahrradwegen durchzogenen Spreewald ein echter Gewinn, wie Hausleiterin Daniela Konzack betont: »Kinderhospizarbeit wie wir sie verstehen, umfasst die Begleitung der gesamten Familie. Die mitreisenden Geschwister etwa werden hier in ihren individuellen, vielfältigen und entwicklungsadäquaten Bedürfnissen aufgefangen. Das kommt im Pflegealltag daheim oft zu kurz. Lebensfreude wird im Kinderhaus nicht nur auf dem Papier großgeschrieben, sondern wird konkret gelebt - zum Beispiel durch die Förderung von naturnahen Erlebnissen per Drahtesel in unserer einmaligen Umgebung.«
Viele der jungen Patienten im Johanniter-Kinderhaus »Pusteblume« sind körperlich oder kognitiv nicht in der Lage, ihre Gedanken und Gefühle verbal und zum Teil auch mimisch auszudrücken. Manchmal verlieren sie diese Fähigkeit auch im Laufe ihrer Erkrankung. Auch körperlich-motorische Fähigkeiten verändern sich im Krankheitsverlauf - ohne gezielte Mobilisierungsangebote bauen die Patienten in diesem Bereich noch schneller ab. Bewegungsangebote stärken zudem die Sinneswahrnehmungen mit der Absicht, die Kontakte der Kinder zu ihrer Umwelt zu fördern und sie so lange wie möglich Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit erfahren zu lassen. Körperliche Bewegung unterstützt nicht zuletzt auch die Tagesstrukturierung: Für manche Kinder ist »ihr Fahrrad« eine feste Größe im Tagesablauf, gehören Fahrradtouren - mögen sie auch noch so kurz sein - zu den glücklichsten und freiesten Momenten im Alltag mit der Krankheit. Die Fahrräder der erkrankten Kinder sind teils Spezialanfertigungen und werden im Krankheitsverlauf kontinuierlich den körperlichen Möglichkeiten des Kindes angepasst. Der Einsatz von Elektrounterstützung macht gemeinsame Familien-Radtouren auch dann noch möglich, wenn die Muskelkraft der Patienten nicht mehr ausreicht. Deshalb sind einige dieser Räder größer oder voluminöser als die Räder der Eltern oder der Geschwisterkinder. Entsprechend groß muss die Fahrradbox am Kinderhaus, das Platz für bis zu 20 Patienten und ihre Familien bietet, sein.
Die Realisierung des Projekts, welches die im Mai 2020 eröffnete Einrichtung der Südbrandenburger Johanniter weiter komplettiert, wäre nicht möglich gewesen ohne zahlreiche Unterstützer. »Neben vielen Einzelspendern, die Tag für Tag den Betrieb dieser deutschlandweit einmaligen Einrichtung unterstützen, gilt unser besonderer Dank an dieser Stelle der IKEA Stiftung, dem Projekt ,Pedalino‘ des Brandenburgischen Radsportverbandes e.V. sowie der Brandenburger Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke, ohne deren finanzielle Zuwendungen die Fahrradbox noch immer Wunsch statt Wirklichkeit wäre«, erklärt Regionalvorstand Andreas Berger-Winkler dankbar und ergänzt: »Dass wir Johanniter mit unserem Kinderhaus inzwischen untrennbar zur Region gehören, zeigte sich für mich auch durch die unkomplizierte Lösung einer besonderen Herausforderung: Wenige Tage vor der geplanten Fertigstellung fiel völlig überraschend der für den Bau der Fahrradbox zuständige Mitarbeiter aus. Unser Hilferuf fand beim Holzzentrum Wöhlk aus Cottbus Gehör, das uns nun nicht nur mit Baumaterial, sondern auch noch tatkräftig mit drei fleißigen Handwerkern unterstützte. Wir sind dankbar und stolz auf so starke, regionale Partnerschaften.«
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