Saisonende für den Postkahn in Lehde
Dabei war es coronabedingt eine kurze Saison mit dem Kahn. Der traditionelle Start im April musste verschoben werden. »Wir haben von Tag zu Tag entschieden, wie es mit der Zustellung weitergeht. Am 14. Mai sind wir dann etwas verspätet in die Kahnzustellung gestartet. Kurisoserweise gemeinsam mit den Kahnfärhleuten. Sie sind zufällig am selben Tag auf ihre Kähne gegangen«, berichtet Andrea Bunar und fügt an, dass die zurückliegende Saison sehr ereignisreich und ungewöhnlich war. »Das Sendungsvolumen war sehr hoch, bis zu 20 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Man hat gemerkt, dass die Leute mehr bestellt haben. Wöchentlich um die 80 Pakete für Lehde waren keine Ausnahme. Oft dabei waren Kosmetikartikel und Klopapier.« Wie sie sagt, war das Highlight in diesem Jahr ein Äpfelbäumchen, welches am Ende schon ein Apfelbaum war, den sie nur schwer in den Kahn bekommen habe. Coronabedingt sei in diesem Sommer auch der Spreewald sehr voll gewesen. Hier hat Andrea Bunar ein junges Pärchen in einem Paddelboot getroffen, das neben ihrem Postkahn fuhr. »Es waren Schwaben, die eigentlich dreieinhalb Wochen nach Kanada wollten und nun aber eine Deutschlandtour machten. Sie waren total begeistert von Ostdeutschland, waren in Görlitz, Zwickau und Leipzig und wollten noch zur Ostsee. Der Spreewald hat ihnen natürlich auch sehr gut gefallen. Solche Geschichten habe ich in dieser Saison oft gehört.« Zur Zustellung in diesem Jahr gehörte natürlich coronabedingt, dass bei einer Paketlieferung nicht die Kunden, sondern in diesem Fall die Postbotin selbst für ihre Kunden auf dem Handscanner unterschrieb. »Wir haben Pakete auch abgestellt und nicht direkt übergeben. Viele Kunden haben auch Ablageverträge. Das ist dann völlig kontaktlos.« Wie Andrea Bunar berichtet, hat sie auf ihrer Zustelltour stets Zuspruch erfahren. »Die Leute haben es dankend angenommen, dass wir durchweg von Montag bis Samstag die Post zugestellt haben. Homeoffice war für uns eben keine Option«, sagt sie und lächelt. Und natürlich gab es für sie wieder als Dank oft eine Gurke oder ein Eis. Ihre Tour mit dem Kahn hat die 49-Jährige stets gegen 13 Uhr oder 13.30 Uhr begonnen. Dann war sie für zweieinhalb bis drei Stunden auf der Spree unterwegs und nutze den Sommerbriefkasten der 65 Lehder Gehöfte direkt am Ufer. Jetzt heißt es wieder viel laufen: »Ich freue mich, dass jetzt meine Beine wieder mehr gefordert werden. Allerdings, wenn die Wintersaison vorbei ist, dann freue ich mich ebenso wieder auf die Kahnfahrt.« Jetzt steuert Andrea Bunar die Winterbriefkasten, die an strategisch günstigen Punkten liegen, an. »Beide Seiten haben im Winter dadurch mehr Fußweg.« Wie sie informiert, ist die sommerliche Kahnzustellung die einfachste und schnellste Zustellung für Lehde. »Viele Gehöfte sind wirklich nur mit dem Kahn zu erreichen. Zudem lebt und arbeitet man in Lehde mit dem Kahn. Nicht zuletzt ist es auch eine schöne Tradition.« Seit 123 Jahren gibt es die Zustellung per Kahn in Lehde. Davor holten die Bewohner der Region ihre Post eigenständig sonntags beim Kirchgang ab.