Stefan Staindl

Kleingärten sind die grüne Lunge der Stadt

Senftenberg. Seit 30 Jahren gibt es den Bezirksverband der Gartenfreunde Senftenberg und Umgebung e.V.. Er ist am 30. Oktober 1993 nach der Großkreisbildung aus dem Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde Senftenberg e.V. hervorgegangen. Dieser wurde am 21. August 1990 gegründet.

Hans-Jürgen Schmidt (Vorsitzender des Bezirksverbandes) und Petra Brandenburg (stellvertretende Verbandsvorsitzende) in der heutigen Geschäftsstelle des Verbandes in der Bergwerkstraße 11 in Senftenberg.

Hans-Jürgen Schmidt (Vorsitzender des Bezirksverbandes) und Petra Brandenburg (stellvertretende Verbandsvorsitzende) in der heutigen Geschäftsstelle des Verbandes in der Bergwerkstraße 11 in Senftenberg.

Bild: sts

Petra Brandenburg gehört heute zum lebenden Inventar des Verbandes. Die aktuelle stellvertretende Verbandsvorsitzende ist seit September 1991 Mitarbeiterin der Geschäftsstelle. »Früher gab es mehr Aktivitäten im Verband«, erinnert sie sich. »Wir hatten eine sehr aktive Frauenarbeit, organisierten einen Kleingartenwettbewerb und begleiteten in den ersten Jahren einen Schulgartenwettbewerb. Es wurden Busfahrten für die Vereinsvorsitzenden und ihren Partnern organisiert und dabei auch zu Landesgartenschauen und Bundesgartenschauen gefahren. Auch an der Vereinsmesse in Senftenberg nahmen wir regelmäßig teil. Es waren arbeitsreiche aber schöne Jahre.« Heute existieren diese Aktivitäten nur noch auf Bildern. »Doch wir müssen weiter aktiv bleiben und zusätzlich mehr als nur fachliche Beratungen, Schulungen und Fortbildungen organisieren, denn es gilt, alle drei Jahre unsere kleingärtnerische Gemeinnützigkeit gegenüber dem Landkreis nachzuweisen«, erzählt Petra Brandenburg. Sie wünscht sich wieder mehr Initiative aus den eigenen Reihen.

Hans-Jürgen Schmidt, seit 2022 Verbandsvorsitzender, sieht eine Ursache im aktuellen Zeitgeist: »Es ist alles hektischer geworden, die Arbeit stresst mehr. Darunter leidet dann das Engagement für das, was ich eigentlich gern mache.« Wie er sagt, hat sich zudem das Angebot in den Läden verändert. Das schlage sich auch im Nutzungsverhalten nieder. »Früher trug der Anbau im Garten zur Grundversorgung bei. Heute sind es mehr Naschgärten. Das ist auch in Ordnung, so lange die Rahmenkleingartenordnung eingehalten wird, die festgelegt, dass auf einem Drittel der Gartenfläche Obst und Gemüse angebaut werden müssen.« Es sei wichtig, erzählt Schmidt, die Pächter stets auf die Einhaltung der Verordnung hinzuweisen: »Natürlich ist es ihr Garten, aber der unterliegt gewissen Regeln der Unterhaltung, weil es eben doch kein Privatgarten auf einem eigenen Grundstück ist.« Deshalb unternehmen sie als Bezirksvorstand auch Rundgänge durch die Sparten, um unter Umständen die Vereinsvorstände auf Unregelmäßigkeiten hinzuweisen. Der Bezirksverband selbst ist zugleich für seine Mitglieder Ansprechpartner bei allen Fragen des Kleingartenlebens. Täglich würde das Telefon klingeln, Leute an die Tür der Geschäftsstelle klopfen und E-Mails eingehen. »Die Vereinsvorstände oder Pächter wollen sich zu verschiedenen Themen rückversichern und ihre Anliegen mit uns durchsprechen. Dabei können wir jedoch nur Empfehlungen und Ratschläge geben. Wir sind keine Richter, zumal fast alle Streitigkeiten privatrechtlicher Natur sind«, berichtet Hans-Jürgen Schmidt.

Petra Brandenburg hat in ihren mehr als 30 Jahren Verbandsarbeit viele Telefonate geführt - manchmal mit sonderbaren Inhalten. So habe ein Anrufer berichtete, dass der Hahn vom Gartennachbarn so laut kräht und gefragt, was er unternehmen könnte. Einer beschwerte sich über quakende Frösche in einem Gartenteich und ein anderer wollte wissen, wo es die Zinkeimer aus DDR-Zeiten heute zu kaufen gebe. Wie Petra Brandenburg informiert, verwaltet der Bezirksverband heute insgesamt 3547 bewirtschaftete Parzellen - aufgeteilt unter 63 Vereinen. Im Jahr 1993 waren es 4594 Parzellen sowie 74 Vereine. »Fast alle Parzellen sind heute belegt. Zirka 315 Gärten suchen aktuell einen Pächter«, erzählt sie und fügt an, dass sich 33 Mitgliedsvereine mit insgesamt 3310 Parzellen in der Stadt Senftenberg und ihren Ortsteilen befinden. Schön sei, dass der Generationswechsel bei den Bestandspächtern weiter voranschreite und viele junge Familien Gärten übernehmen würden. »Es ist wichtig, dass Parzellen weiter bewirtschaftet werden. Kleingärten sind unverzichtbar für Menschen und Kommunen, denn sie sind die grüne Lunge der Stadt«, sagt Petra Brandenburg. Insgesamt verwalte der Bezirksverband 1.227.157 Quadratmeter Bodenfläche - davon allein in der Stadt Senftenberg zirka 435500 Quadratmeter. »Die Gärten sind Wasserspeicher, bieten Lebensraum für Kleintiere und unterstützen mit ihren Pflanzen, Bäumen und Sträuchern auch Insekten«, erzählt Hans-Jürgen Schmidt. In manchen Sparten gebe es sogar Bienenhäuser.


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