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Peter Aswendt

Guillotine, Kuchen und viel Spaß

Senftenberg. Die grelle Theatergroteske mit Lachgarantie: »Marie Antoinette oder Kuchen für alle« bringt die neuen Bühne Senftenberg zum Beben.

Marie Antoinette (l., Catharina Struwe) und Ludwig XVI. (r., Matthias Manz) müssen vor Robespierre (Mitte, Daniel Borgwardt) den Guillotinen-Unfall mit Madame Dubarry (Leon Haller) geheim halten.

Marie Antoinette (l., Catharina Struwe) und Ludwig XVI. (r., Matthias Manz) müssen vor Robespierre (Mitte, Daniel Borgwardt) den Guillotinen-Unfall mit Madame Dubarry (Leon Haller) geheim halten.

Bild: neue Bühne Senftenberg

Obwohl Köpfe rollen und ein französisches, martialisches Hinrichtungsinstrument, die Guillotine, auf der Bühne steht, ist es ein äußerst amüsanter Theaterabend an der neuen Bühne Senftenberg. Das liegt vor allem an einem fantastisch agierendes Schauspieler-Quartett, das in sage und schreibe mehr als zehn Figuren schlüpft. Unter der Regie von Mario Holetzeck zeigen Catharina Struwe (Marie Antoinette), Matthias Manz (Ludwig XVI.), Daniel Borgwardt (unter anderem als Robespierre) und Leon Haller (unter anderem als 10-jähriger Napoleon Bonaparte) die hohe Kunst der Theaterkomödie. Das komödiantische Naschwerk wird dem Publikum auf der großen Bühne kredenzt, die von Bühnenbildnerin Gundula Martin zu einer großen Gummizelle, besser Krisenbewältigungsraum, gemacht wurde.

 

Dann fresst doch Kuchen

 

Nach vielen Jahren der Tortur durch Langweile reicht es. Das Königspaar will es endlich zu Ende bringen. Dazu baut Ludwig XVI., dessen verwirrte Aufgeblasenheit Matthias Manz ganz wunderbar spielt, eine Guillotine. Der Kardinal de Rohan, eine ehemalige Mätresse des Königs, ein Jakobiner, Robespierre und ein zehnjähriger Napoleon Bonaparte mischen das Stück auf. All diese Figuren werden von Daniel Borgwardt und Leon Haller dargestellt, wodurch das Stück mit nur vier Schauspielenden auskommt. Diese verstehen sich jedoch bestens darauf, in kürzester Zeit ihre Rollen zu wechseln und ihren Figuren eine ganz eigene Note zu verleihen. Dazu tragen auch die pfiffigen, parodistischen Kostüme bei.

 

Während die erste Hälfte des Stücks vor allem durch humorvolle Dialoge, starke Wortwitze, Parodien und heitere Gesangs- und Musikeinlagen besticht, kommen im zweiten Teil viel Blut und makabre Entwicklungen ins Spiel. Nachdem das Publikum nun ausführlich an das Leben der beiden Monarchen gewöhnt ist und die durch Isolation hervorgerufene aristokratische Schizophrenie, die sich nur durch Humor aushalten lässt, hervorragend transportiert wurde, nimmt die Handlung Fahrt auf. Ein oder zwei unbeabsichtigte Morde geschehen, die aufgebrachten Bürger melden sich vermehrt zu Wort. Es passiert viel in kürzester Zeit und die Zuschauer müssen aufmerksam bleiben, um der Geschichte folgen zu können. Auch das hat jedoch Charme, und durch die Einbringung von kurzen Witzen und zahlreichen raffinierten Anspielungen wird das Publikum weiterhin bestens unterhalten.

 

Der Abend macht in erster Linie Spaß. Ganz nebenbei regt das Stück dazu an, diese heitere Atmosphäre mit den Spitzen auf die Gegenwart dennoch zu hinterfragen. »Marie-Antoinette oder Kuchen für alle!« ist eine clevere Komödie, die einen erfrischend lustigen Blick auf das Leben der französischen Monarchen nach deren Sturz wirft.

 

Termine

  • So. 14. April, 15 Uhr
  • Fr. 26. April, 19.30 Uhr
  • Fr. 10. Mai, 19.30 Uhr
  • Sa. 18. Mai, 19.30 Uhr

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