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Ein halbes Jahrhundert auf der Bühne

Senftenberg. Die Schauspielerin Sybille Böversen feiert ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Einen großen Teil davon spielte sie am Senftenberger Theater.

Wenn Sybille Böversen in ihrer Garderobe optisch in ihre Rollen schlüpft, begleiten sie viele Fotos als Erinnerung an 50 Jahre Bühne bei den Vorbereitungen.

Wenn Sybille Böversen in ihrer Garderobe optisch in ihre Rollen schlüpft, begleiten sie viele Fotos als Erinnerung an 50 Jahre Bühne bei den Vorbereitungen.

Bild: Peter Aswendt

Ob im "Kleinen Prinz", "Love Letters", "Anne Frank" oder Lilly Harrison aus "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" in jedem dieser Inszenierungen hat Sybille Böversen Akzente gesetzt. Sogar in einer TV-Serie, die Ende der 1960er-Jahre über die Geschichte von Carl Zeiss in Jena gedreht wurde, hat sie mitgewirkt. Ihre Bühnenpräsenz ist heute überwältigend. Kein Wunder, denn auf eine 50-jährige Bühnenerfahrung können wenige Schauspieler zurückblicken. Dass sie in den vielen Jahrzehnten auf der Bühne in den verschiedensten Genres spielen konnte, erachtet die Schauspielerin als Vorteil: "Ich möchte mich nicht in Schubladen pressen lassen", stellt sie klar.

 

Vom Harz nach Berlin

 

Im Harz, genauer gesagt in Nordhausen geboren, wollte sie nach dem Abitur eigentlich Buchhändlerin werden. Nach den üblichen Praktika kam sie über Umwege zum Beruf der Schriftsetzerin. Nach anderthalb Jahren Lehre sollte sie zum Ingenieurstudium gehen, was ihr gar nicht gefiel: "Ich holte mir einen Studienführer und suchte mir Regie bei der DEFA raus." Erste Erfahrungen als Regieassistentin sammelte sie in einem Krimi mit Marita Böhme. Bald kam der Wunsch auf, selbst Schauspielerin zu werden: "Ich habe mir gedacht, das kann ich auch", lacht sie und schickte Bewerbungen nach Berlin und Babelsberg. In Berlin klappte es schließlich und sie studierte von 1969 bis 1979 Schauspiel an der heutigen Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch - was der Beginn einer langjährigen Schauspielkarriere war.

 

Start in Senftenberg

 

Erste Station war dann auf Empfehlung der Hochschule das Theater in Senftenberg: "Ulf Reier hat mich damals verpflichtet", weiß sie zu erzählen und der Bühnenstart war dann am 12.10.1972 als Kammerzofe in Schillers "Maria Stuart". Aber noch eine viel wichtigere Begebenheit ereignete sich im Leben von Sybille Böversen: "Ich lernte hier mein Mann Heinz Klevenow kennen", erzählt sie mit strahlenden Augen. Bei so manchen Abenden im Deutschen Haus kam man sich näher und bald schon gab es frohe Nachricht mit der ersten Tochter Henriette. Im Jahr 1973 wurde geheiratet und eine neue Herausforderung in Halle gefunden. Sieben Jahre verbrachte Sybille Böversen bei der "Jungen Garde" in Halle. Gastspiele in Portugal, Angola und Mozambique war Höhepunkte. Nach der Geburt der zweiten Tochter Sophia ging es nach Rudolstadt. Von dort zog das Paar weiter nach Rostock, wo es auch Auslandsgastspiele in Mexiko und Kuba gab. Senftenberg war aber immer ein Thema und als sich die Möglichkeit bot, eine Intendanz zu übernehmen, zögert Heinz Klevenow nicht lange und ging 1989 nach Senftenberg zurück und holte Sybille Böversen 1990 nach. Das es ein Engagement für immer ist, war damals beiden nicht bewusst.

 

Theaterheimat Senftenberg

 

"Es gab so viele schöne Inszenierungen, ich kann überhaupt nicht alle aufzählen", schmunzelt sie. Dann fallen ihr doch einige Beispiele ein, wie die bösartige Großmutter aus "Geschichten aus dem Wienerwald" oder "Der Geburtstag oder Diner für one" - eine Rolle, wie sie es mag, traurig, komisch, tiefsinnig, aber doch unterhaltend. Die Schroth-Inszenierung "Der zerbrochene Krug" oder das Stück "Feuerwerk, dass noch mit voller Orchesterbesetzung gespielt wurde, blieb ihr in Erinnerung: "Es war eine Zeit, in der die Menschen andere Sorgen hatten, als ins Theater zu gehen", beschreibt sie die Anfänge der 1990er-Jahre. "Wir haben manchmal vor elf Zuschauern gespielt, aber Heinz stellte immer klar das egal wie viel Zuschauer da sind, immer gespielt wird", beschreibt sie den schweren Anfang. Zu Beginn der 2000er-Jahre brach die Zeit der Theaterfeste an: "Wir waren sehr gefordert. Ich war sogar einmal in fünf Inszenierungen gleichzeitig", lacht Schauspielerin. Gerne erinnert sie sich auch an das Glück-Auf-Fest "Sommernachtstraum", wo sie gemeinsam mit Heinz Klevenow als Titania und Oberon zu sehen war. Auch an "Camping, Camping" im Amphitheater erinnert sie sich gerne: "Es ist zwar eine Klamotte, aber die Zuschauer liebten es", so die Schauspielerin. Es ist eben die Vielfalt, die sie am Senftenberger Theater genießt.

 

Ein Wiedersehen mit Sybille Böversen gibt es bei einer DDR-Kinderbuchlesung (15.1.) und zum"Wunschkonzert Extra" (26.1.), mit den Lieblingsliedern der Schauspielerin auf der Bühne des Senftenberger Theaters.


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