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40 Jahre Volksschwimmhalle Lübbenau

Die Eröffnung der ehemaligen Volksschwimmhalle Lübbenau, dem heutigen Hallenbad Delphin fand am 1. Oktober 1976 im Beisein von rund tausend Zuschauern statt. Während sich das Publikum heutzutage freiwillig, abhängig des eigenen Interesses zu solchen Veranstaltungen zusammenfindet, sind die damaligen Gäste hin „delegiert“ worden, wie Zeitzeugen berichten. Einer von ihnen ist Detlef Dautert. Mit seiner Tochter Peggy zählte er zu den bestellten Teilnehmern. So auch Manfred Rehbein, als frischer Kraftwerksmitarbeiter.

„Durch die Menschenmenge schritten Vertreter des damaligen politischen Stabes Hermann Axen und Werner Walde“, erinnert sich Detlef Dautert. Begrüßt wurde die Partei-Prominenz vom Lübbenauer Spielmannszug und von zwei Pioniermädchen. „Der frühere Lübbenauer Bürgermeister Paul Hentschker hielt die Ansprache“, ergänzt der 69-Jährige. In der Halle gab es die ersten Wasser-Aktivitäten zu sehen. „Sogar die Personen, die bei der Eröffnung einen Blick durch die großen Fenster der Schwimmhalle erhaschen durften, waren festgelegt“, erklärt Hans-Joachim Nemitz. Seine Tochter Kathrin gehörte zu den Auserwählten. Mit seiner Familie wohnte H.-J. Nemitz damals in der Richard-Wagner-Straße, gegenüber der neu zu entstehenden Schwimmhalle. „Baubeginn war im November 1973, ein halbes Jahr später im März 1974 wurde Richtfest gefeiert“, so der 72-Jährige. „Danach stand der Rohbau über ein Jahr unfertig da, ehe der Bau mit staatlicher Zuteilung vollendet wurde“, denkt er zurück. „Die Notwendigkeit eines Bades war groß, denn die umliegenden Orte wie Calau, Lübben, Luckau hatten alle ein Freibad“, schildert Detlef Dautert. Lübbenauer Badebetrieb seit 1965 Der Lübbenauer Badebetrieb begann aber nicht erst mit der Einweihung der Schwimmhalle in der Werner-Seelenbinder-Straße. Bereits im Juni 1965 wurde der Boblitzer Badesee übergeben. „Als Jugendliche haben wir geholfen, mit der Schippe die Fläche auszuheben“, verrät Dautert. 1969 trat Peter Herbig seine Stelle als Schwimmmeister am Badesee an. Gemeinsam mit den ihn unterstützenden Rettungsschwimmern sorgte er für Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit an dem vom Wald umgebenen Gewässer. Die Wintermonate über wirkte der gelernte Tischler im VEB Braunkohlenwerk (BKW). „Die Unfallgefahr bei der Fahrt zum und vom Boblitzer See war sehr groß“, weiß Peter Herbig. „Damals gab es den heutigen Fahrradweg noch nicht“, ergänzt H.-J. Nemitz. Badesee verlor seine Anziehungskraft 1989 öffnete das Freibad in der Straße des Friedens. Der Badesee verlor seine Anziehungskraft. Die Lage des neuen Freiluft-Beckens mitten in der Neustadt erlaubte es den Werksarbeitern und Familien sich im Feierabend schnell mal zu erfrischen. Feierabend war für Peter Herbig ein seltenes Wort, spätestens mit Eröffnung der Volksschwimmhalle, in der er ebenfalls als hauptamtlicher Schwimmmeister für Sicherheit, Personal und für das Objekt zuständig war. „Dann zieh am besten mal gleich um“, hat seine Frau ihm eines Tages entgegengebracht als er erneut einen 16-stündigen Arbeitstag hinter sich hatte. „Wenn man nicht für eine Sache brennt, braucht man gar nicht erst anzufangen“, meint Schwimmmeister Herbig. Mit Herz und Seele war er 25 Jahre lang im Volksschwimmbad Lübbenau tätig. „Es war mein Lebenswerk“, gibt der 76-Jährige zu. Auch die Ehefrauen halfen auch regelmäßig mit, beispielsweise beim Renovieren. „Wir hatten die Hütte immer in Schuss“, äußert er mit Nachdruck. Rettungsschwimmer ausgebildet Jedes Jahr bildete Herbig Rettungsschwimmer aus, die „danach meist in der ganzen Republik verstreut waren“. „Die jungen Leute, meist Lehrlinge im Kraftwerk oder im BKW waren stolz, wenn sie die Prüfung geschafft hatten“, erinnert sich Peter Herbig. Einige Rettungsschwimmer halfen den hauptamtlichen Angestellten in der Schwimmhalle bei der Erfüllung ihrer Aufsichtspflicht. „Einmal im Monat haben wir uns zusammengesetzt und festgelegt, wer wann arbeiten kommt“, führt Herbig auf. „Alles lief sehr kollegial und einvernehmlich ab. Wir konnten uns aufeinander verlassen“, blickt er zurück. Das war für ihn das Wichtigste, denn „wir waren für die Sicherheit zuständig“, betont er. Neben seinem Schwimmmeister-Titel erwarb Peter Herbig die Qualifikation zum Horterzieher, die ihn berechtigte den Schwimmunterricht durchzuführen. „Ab 1976 waren alle Kinder der dritten Klassen der Schulen im Kreis Calau zum Schwimmunterricht erfasst“, hebt Herbig hervor. „Mit Verlassen der Schule nach der 10. Klasse konnten damals bis auf drei bis vier Prozent Alle schwimmen“, betont er stolz. Zwischen 100.000 und 120.000 Besuchern im Jahr Nach Angaben von Peter Herbig, hatte das Lübbenauer Volksschwimmbad jährlich zwischen 100.000 und 120.000 Besucher. Schwimmen war Freizeit- und Badespaß, die Schwimmhalle aber auch „die gesellschaftliche Einrichtung für das TZ Trainingszentrum Schwimmen, Dynamo Calau, unterstreicht Detlef Dautert. Die Kinder seien damals im Kindergarten bereits ausgesucht worden, „wenn sie beispielsweise durch große Hände den Auswahlkriterien entsprachen“, ergänzt er. Auch Tochter Peggy lernte so das Schwimmen. „Aufgrund einer Wasserunverträglichkeit musste sie das Schwimmtraining jedoch aufgeben“, bekennt Dautert. „50 Pfennig haben zwei Stunden Badespaß in den 80er Jahren für Kinder gekostet“, weiß Hans-Joachim Nemitz. Auf kurzem Weg ging sein Sohn mindestens dreimal wöchentlich zum Schwimmen. Delphinbad bleibt Ort für Schulschwimmen Den heutigen Namen „Delphinbad“ erhielt die Schwimmhalle erst nach der deutschen Wiedervereinigung mit Übernahme des Bades durch einen neuen Betreiber. Beim Betrachten alter Fotos fällt jedoch der Abdruck eines kleinen Delphins auf der Anzeigetafel der Volksschwimmhalle auf. „Schon damals sollten sich die Schwimmer so schnell bewegen wie die Delphine“, liefert Peter Herbig die passende Erklärung. Schwimmen lernen die Kinder heute nach wie vor in dem 40 Jahre alten Schwimmbad. So auch Marissa Rehbein (6), die vor kurzem ihr Seepferdchen erhielt. Opa Manfred Rehbein zieht regelmäßig seine Bahnen im Sportbecken. „In die Sauna gehe ich auch“, ergänzt der 63-Jährige. Schwimmmöglichkeit vor der Haustür „Alte Zeiten kommen nicht wieder. Den Leuten stehen heute unzählige Freizeitaktivitäten zur Verfügung, so dass reines Schwimmen nicht mehr so beliebt ist wie früher“, erklärt Badleiter Axel Kopsch die rückläufigen Besucherzahlen des Delphinbads. Die Spreewelten GmbH betreibt seit 2007 neben dem Spreewelten Bad in der Alten Huttung auch das Sportschwimmbad. Gemeinsam mit der Stadt will das Unternehmen den Schwimmbetrieb in der Sportschwimmhalle aufrechterhalten. „Wir wünschen uns, dass wieder mehr Leute zu schätzen wissen, dass sie eine Schwimmmöglichkeit direkt vor der Haustür haben“, so Kopsch. Davon träume man andernorts nur, insbesondere wenn wieder ein Bad dem Sparzwang zum Opfer fällt. Vor mehr als zwei Jahren haben sich die drei Jungs: Thomas, Tino und Henning zusammengeschlossen und touren jetzt als die "RUUUDERBOYZ" durch die Region. Beheimatet im Spreewald, wodurch auch die Inspiration des Namens herleitet, verzaubern Sie die Partywelt mit frischen Sounds und legendären Klassikern. (Spreewelten GmbH)


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