Farrar

Seniorenumzug: Heim schließt!

Riesa. In den vergangenen Tagen mussten aus dem Riesaer Seniorenpflegeheim »Primavita« an der Felgenhauerstraße 30 Senioren quasi evakuiert werden. Monatelange fehlende Lohnzahlungen führten jetzt zur Notevakuierung des Pflegeheims in Altriesa. Die Beschäftigten mussten ihre Arbeit niederlegen, um endlich eine Reaktion zu erzeugen.

Primavita Pflegeheim in Riesa hat ernste Probleme.

Primavita Pflegeheim in Riesa hat ernste Probleme.

Bild: Farrar

Was war passiert?

 

Der ursprüngliche Grund dafür liegt bis zu sieben Monate zurück: Die Mitarbeiter warteten teilweise seit April auf ihre Lohnzahlung durch den privaten Heimbetreiber aus Chemnitz. Nur aus Pflichtbewusstsein und Mitgefühl ihren anvertrauten Senioren gegenüber haben sie trotz offener Rechnungen weitergearbeitet und sich hinhalten lassen. Doch damit war jetzt Schluss, denn auch mehrfache Mahnungen, Versprechen und Hinhaltungen an den Chef seitens des Personals hatten keinen Erfolg gebracht.

 

Schwere Entscheidung: Arbeitsniederlegung

 

Nach der Ankündigung der betroffenen Pfleger und Pflegerinnen, ihre Arbeit niederzulegen, hatte sich die Heimaufsicht des Kommunalen Sozialverbandes Sachsen eingeschaltet. Fachdienstleiter Thomas Leibiger erklärte öffentlich: Der Geschäftsführer habe eine weitere Frist verstreichen lassen, die angekündigte Auszahlung der ausstehenden Gehälter an die aktuell mehr als 20 Beschäftigten zu veranlassen. Die Senioren wurden da noch in der Grundversorgung weiter betreut. Da auch weitere Fristen verstrichen, kam neben der Heimaufsicht auch der Landkreis mit Maßnahmen zur Gefahrenabwehr zum Einsatz.

 

Zusammenarbeit: Heimaufsicht und Landkreis

 

»Der Landkreis selbst kann hier zwar nur unterstützend tätig werden, aber zur Räumung wird in direkter Abstimmung zwischen der Heimaufsicht, dem Landratsamt, der Heimleitung des Altenpflegeheims der Primavita in Riesa und den aufnehmenden Pflegeheimen enger Kontakt gehalten«, heißt es auf Anfrage aus dem Landratsamt.

 

So wurde durch Mitarbeitende der Heimaufsicht und der Pflegeinrichtung selbst die Koordination und Unterstützung der Heimbewohner und vor Ort Hilfe angeboten. »Der Landkreis wird in diesem Fall eine medizinisch-psychologische Betreuung durch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes vor Ort sicherstellen«, erklärte Sprecherin Anja Schmiedgen-Pietsch vom Büro des Landrates.

 

Das Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen und das Kreissozialamt stellten die Verlegung der Heimbewohnenden sicher, welche nicht bereits durch Angehörige oder rechtliche Vertreter in eine andere Pflegeeinrichtung verlegt wurden. 30 Heimbewohner kamen in übrigen Pflegeheimen im Landkreis Meißen oder darüber hinaus unter.

 

Überraschend und bisher einmalig

 

Für den Landkreis kam die Situation durchaus überraschend: »Uns waren bisher keine Unstimmigkeiten, die auf die nun eingeleiteten Maßnahmen hingedeutet hätten, bekannt. Die Pflegeheime werden entsprechend der gesetzlichen Vorgaben durch die zuständigen Ämter, zum Beispiel die Heimaufsicht des KSV oder das Gesundheitsamt, kontrolliert« fügt die Pressesprecherin auf Nachfrage an.

 

 

Neue Kostenbescheide jetzt prüfen lassen

Sachsen. Die Pflegeheim-Bewohner müssen bald noch tiefer in die Tasche greifen. Aber nicht alle Erhöhungen sind auch rechtens. In Sachsen erhalten viele Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen Post von ihren Pflegeeinrichtungen. Sie kündigt neue Kostensteigerungen an. Damit wird der monatliche Eigenanteil für die Bewohner steigen. Erhöhungen von mehreren hundert Euro sind keine Seltenheit. Doch nicht alle Erhöhungen sind rechtmäßig. »Immer mehr Bewohner von Pflegeeinrichtungen können ihre Eigenanteile nicht mehr aus eigenen Mitteln begleichen und sind darauf angewiesen, Hilfe zur Pflege zu beantragen«, erklärt Micaela Schwanenberg von der Verbraucherzentrale Sachsen. Sie rät, die Forderungen zu prüfen.

(Termine online oder unter 0341/ 696 29 29).

Infos: www.verbraucherzentrale-sachsen.de/aktion-pflege


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