

Wir tingeln an der Küste entlang, finden immer wieder richtig schöne Plätze zum Übernachten und haben ständig angenehme Begegnungen mit den neugierigen Venezolanern. In Mochima, einem kleinen Fischerdorf im gleichnamigen Nationalpark, stellen wir uns direkt an den Bootsanleger und machen für den nächsten Morgen eine Bootstour klar.
Weit vor der Küste soll es hier sehr viele Delfine geben und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Am Abend können wir schon mal mit einem Boot mitfahren, das Tagesbesucher von einem abgelegenen Strand abholt. Kurz nachdem wir wieder am Auto sind und uns gemütlich in unseren Stühlen aalen, "überfällt" uns Julian mit Sohn, Freund und Freundin. Wir bilden eine kleine Runde, sie holen eisgekühltes Bier aus ihrer Kühlbox und bespaßen uns für über zwei Stunden. Sie machen gerade alle hier ein paar Tage Urlaub, kommen normal aus Ciudad Guayana und laden uns aufs Herzlichste ein, wenn wir in der Nähe sind. Da die Stadt direkt auf unserer Route liegt, sagen wir natürlich zu. Was für eine nette Begegnung, was für ein Abend.
Der frühe Vogel fängt den Wurm und deshalb starten wir am nächsten Morgen pünktlich 7 Uhr mit dem Boot zu unserer Delfintour. Es geht weit hinaus und tatsächlich begleiten uns immer wieder Schwärme, wir sehen sogar Sprünge und kleine Dreher. Allerdings sind die Tierchen so schnell, dass uns leider kein vernünftiges Foto gelingt. Egal, wir haben die Bilder im Herzen.
Die schroffen Felsen, die hier steil in den Himmel ragen sind wunderschön und erinnern uns ein wenig an Galapagos. Wir sind fast drei Stunden unterwegs und es hat sich jeder einzelne Cent dafür gelohnt. Nach einem schönen gemütlichen Kaffee geht es weiter gen Osten.
Der nächste Tag ist ein wenig verhext. Erst fahren wir 45 Kilometer bis Aije auf abenteuerlichen Straßen. Es ist eine Stichstraße, die am Fluss endet und hier scheint auch alles andere zu enden. Wir wollen nur mit dem Boot durch die Lagunen fahren und bitte, bitte die rosa Flussdelfine aufspüren. Vier Leute von der Parkverwaltung bekommen kein Boot organisiert. Nein, eigentlich nicht richtig. Sie wollen 200 Dollar für die Tour, da der Benzin so schwer zu beschaffen ist und sie hier nicht vom Staat unterstützt werden.
OK., die nächste Tankstelle ist 20 Kilometer entfernt, aber das ist ja nun wirklich keine Tagesreise und sollte machbar sein. Es wird ein Bootsführer aus dem Dorf organisiert. Bei 150 Dollar war für ihn Schluss mit verhandeln. 75 Dollar braucht er angeblich für Sprit (unrealistisch) und 75 Dollar will er schließlich verdienen (auch unrealistisch). So eng scheint es hier mit dem Geld wohl doch nicht zu sein und wir beschließen, dass die Flussdelfine schön gewesen wären, aber so dringend müssen sie nun doch nicht sehen.
Einen Versuch machen wir noch in Yaguaraparo (was sind die Ortsnamen hier schön), nur 40 Kilometer weiter, doch hier endet die Piste direkt am Delta. Es gibt nur noch sehr, sehr arme Indianerfamilien und nicht ein einziges Boot mit einem Motor. Kein Erfolg mit den Delfinen, aber landschaftlich nicht das Schlechteste und wenn man auf der Karte schaut, dass wir nicht weit von Trinidad und Tobago entfernt sind, ist das doch unglaublich.
Wir drehen die Kompassnadel und wenden uns ab in Richtung Süden und damit wieder in die Berge. Etwas über 100 Kilometer liegen vor uns und die Strecke ist manchmal schon ein wenig abenteuerlich und als wir in der Hälfte nochmals auf eine kleinere Piste abbiegen, wird es noch schlimmer. Es nützt nichts, wir müssen durch, denn wir wollen auf den Spuren von Alexander Humboldt wandeln, wie ich finde, ein sehr beeindruckender Mann, der auf so vielen Gebieten erfolgreich geforscht hat. Unser Ziel ist die Guácharo- Höhle, die von ihm am 18. September 1799 entdeckt wurde.
Hier leben Fettschwalme, fruchtfressende Vögel, die die Höhle nur Nachts zur Nahrungssuche verlassen. Sie sind braun mit schwarzen und weißen Flecken, haben einen langen Schwanz und Borsten um den Schnabel. Sie sind einschließlich Schwanz 48 cm lang und haben eine Flügelspannweite von bis zu 1,10 Meter. Die Guácharos produzieren in der Höhle eine organische Schicht namens Guano, die aus Exkrementen und erbrochenen Samen besteht und die Grundnährstoffe für das Ökosystem der Höhle liefert. Die Höhle selbst hat Jahrtausend alte Stalaktiten und Stalagmiten und ist wunderschön. Bei Dämmerung sitzen wir vor dem Eingang und können beobachten, wie tausende von Vögeln die Höhle schreiend und kreischend verlassen. Was für ein Spektakel und ein einzigartiges Erlebnis.
Dann geht es über mehrere kleine Umwege nach Ciudad Guayana, versprochen ist versprochen, denn Julian schreibt uns ständig an, wo wir denn bleiben.
Die Freude über das Wiedersehen ist unglaublich. Mein Haus ist, euer Haus, sagt er immer und immer wieder und eine kleine Party wird veranstaltet. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter fahren, aber gegen Julian haben wir keine Chance. Er zeigt uns die Stadt und wir besuchen den nahegelegenen Park Pinar mit seinen schönen Wasserfällen. Wir kommen nicht so recht wieder los, und da wir hier bei Julian unsere Paula gut und sicher stehen lassen können, buchen wir eine Tour ins Orinoco-Delta und anschließend eine Tour in den Canaima Nationalpark, nichts ahnend, wie gravierend sich der weitere Reiseverlauf für uns dadurch ändert…….
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