Immer weiter Druck machen
Unter dem Motto: »Wirtschaft spricht Klartext« wurden kürzlich 10.000 Riesaer Bürgerkarten in Umlauf gebracht. Ein Teil hat direkt den Weg nach Berlin ins Büro des Ostbeauftragten der Bundesrepublik, Carsten Schneider, gefunden. Der andere Teil wurde jetzt durch eine achtköpfige Riesaer Delegation aus Vertretern der Wirtschaft, Schulleiter, Handwerker, Bürgermeister und Vertreter des Wirtschaftsforums persönlich in Berlin abgegeben.
Den Mitgliedern des Vereinigten Wirtschaftsforums Riesa war es möglich, einen einstündigen Termin beim Ostbeauftragten zu bekommen und sie wollten ihm unsere Region mit all ihren Stärken und Schwächen vorstellen. Denn der Leidensdruck bei den Vertretern der Region ist immer noch groß und die Geduld nach einem mehr als 25-jährigen Kampf fast am Ende: »Seit Jahrzehnten kämpfen wir für die Belange unserer Region, die bereits bestehende starke Wirtschaft weiter zu sichern, zu entwickeln und für die Zukunft zu stärken. Leider hat sich die schwache Lage der Infrastruktur immer noch nicht gebessert«, fasst Forums-Sprecher Kurt Hähnichen zusammen. Die B 169 ist immer noch nicht als mehrspuriger Zubringer ausgebaut und man komme keine Minute schneller zur Autobahn. »Wir fühlen uns nach mehr als 25 Jahren Versprechen, Mahnungen oder Vertröstungen noch immer abgehängt und vergessen«, führt Hähnichen an.
Auch nach der letzten »guten Nachricht« des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) zur Grundsteinlegung des neuen Feralpi-Stahlwerkes im Sommer 2022: »Jetzt gebe es Planfeststellung für den Bau der neuen B 169 und die Genehmigungsverfahren des Bundes sollen sich künftig drastisch verkürzen« - kommt in der Region leider nichts an. Für die Firmen vor Ort ist deshalb immer noch kein Kilometer zur Autobahn unbeschwerlicher geworden. Im Gegenteil, die wirtschaftliche Situation habe sich in den vergangenen zwei Jahren weiter verschlechtert, weil zahlreiche Unsicherheitsfaktoren in den Bereichen Gas- und Stromkosten, Materialkosten, Inflation, Mitarbeiterverfügbarkeit oder Lieferketten die Arbeit vieler Unternehmen weiter erschwere.
Feralpi-Geschäftsführer Uwe Reinecke sieht große Probleme für die bevorstehende Energietransformation: »Die Genehmigungszeiten haben sich eher zum Negativen entwickelt«. Auch sieht er keinen Weg in eine »grünere« Zukunft, wenn man nicht schnellstens offen und ehrlich über den Netzausbau und die Speichermöglichkeiten spricht. Oberbürgermeister Marco Müller ist dankbar für das unermüdliche Engagement des Wirtschaftsforums. Er selbst will beim Ostbeauftragten auch die immer noch ungleichen Lebensverhältnisse in Ost und West ansprechen. Schulleiter Jürgen Gläsel brennt der Lehrermangel unter den Nägeln: »Wir haben zwar eine super moderne Schule und bekommen trotzdem keine jungen Nachwuchslehrer, weil Riesa von Dresden oder Leipzig aus immer noch zu umständlich zu erreichen ist«. Kreishandwerksmeister Thomas Möbius verzweifelt an der wenig sinnvollen Zentralisation der Berufsausbildungen: »Die Ausbildung der sächsischen Handwerker wurde nach Branchen zusammengefasst, ohne allerdings sicherzustellen, dass es vor Ort jeweils auch genügend Lehrlingsunterkünfte gibt«. So multiplizieren sich Fehlentscheidungen für den Mittelstand und Innovationsbremsen für die Industrie und zermürben die Macher vor Ort. Der Wunsch der Delegation: Carsten Schneider soll nach Riesa kommen und selbst erleben, wie die Region »tickt«.

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