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Tonnen könnten bald teurer werden

Der Abfallentsorgungsverband (AEV) sitzt derzeit über den Zahlen der kommenden zwei Jahre – aktuell werden die neuen Gebühren berechnet.
Dr. Bernd Dutschmann. Foto:bn

Dr. Bernd Dutschmann. Foto:bn

Was man in den vergangenen Jahren moderat vermeiden konnte – Erhöhungen – dürfte ab 2021 wohl vorbei sein. Nicht ohne Grund, wie der WochenKurier jetzt vom Verbandschef erfuhr. Dr. Dutschmann, noch sind keine Entscheidungen gefallen aber Tendenzen offenbar erkennbar. Wie ist der aktuelle Stand? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt setzen wir uns kritisch mit unseren Kosten und unserem Dienstleistungsangebot auseinander. Im Rahmen der letzten Verbandsversammlung im August haben wir die Abgeordneten darüber informiert und verwenden nun die Zahlen für die Erstellung des neuen Wirtschaftsplans für die Jahre 2021 und 2022. Mit dem Wirtschaftsplan sind auch die aktuell geltenden Abfallgebühren zu überprüfen und neu zu kalkulieren. Erst wenn dies erfolgt ist und in der Verbandsversammlung beraten wurde, können wir konkrete Aussagen über die zukünftigen Abfallgebühren treffen. Diesmal eine echte Herausforderung? Das kann man wohl sagen. Wie in allen Lebensbereichen sind in den letzten Jahren auch die Kosten für eine ordnungsgemäße und umweltfreundliche Abfallentsorgung stetig gestiegen. Zudem hat sich die Einnahmensituation beim AEV verschlechtert. Neben den weiterhin niedrigen sowie sinkenden Zinserlösen sind die Vergütungserlöse für Altpapier und Schrott in den letzten Jahren drastisch gesunken, was auf ein Überangebot zurückzuführen ist. Darüber hinaus haben eine Vielzahl von gewerblichen Sammlern im Verbandsgebiet durch den Ankauf dieser Wertstoffe uns zusätzlich Verwertungserlöse entzogen, die sonst in den Gebührenhaushalt flossen. Trotz dieser Herausforderungen gelang es uns bisher durch die Optimierung von Prozessen und durch Einsparungen in allen Bereichen die Mindererlöse sowie die steigenden Mehrkosten zu kompensieren, was jedoch nicht dauerhaft möglich ist. Gibt es noch andere Kostentreiber? Die sehe ich in so ziemlich allen Bereichen. Beim Personal gab es tarifliche Erhöhungen, im Bereich der Entsorgungsleistungen stiegen die Kosten aufgrund von Neuausschreibungen, zum Beispiel für das Einsammeln und Transportieren von Abfällen, weil die alten Verträge ausgelaufen sind. Weitere Kostensteigerungen gab es bei der Verwertung der anfallenden Abfälle, die aufgrund von neuen gesetzlichen Anforderungen zusätzlich stiegen. Hier ist beispielhaft die Entsorgung von Dachpappe oder von HBCD-belasteten Dämmmaterialien zu nennen. Darüber hinaus haben die Inanspruchnahme unserer Abrufdienstleistungen, insbesondere die haushaltsnahe Sperrmüllsammlung, sowie die Frequentierung unserer Wertstoffhöfe und des Schadstoffmobils stark zugenommen. Um hier eine qualitative Dienstleistung anbieten zu können, ist auch in diesem Bereich eine Steigerung der laufenden Kosten zu verzeichnen. Besonders ärgern uns die Kosten für die Entsorgung von illegalen Müllablagerungen, die stark in Wäldern und an den Glascontainerstandplätzen zugenommen haben und jährlich mit mehreren hunderttausend Euro pro Jahr den Gebührenhaushalt belasten. Welche Maßnahmen unternehmen Sie, um den Erlösrückgang entgegenzusteuern? Seit längerem erzeugen wir Strom in unserem Blockheizkraftwerk sowie mit unserer seit kurzem in Betrieb befindlichen Photovoltaikanlage in Freienhufen. Damit decken wir einen Teil des Strombedarfs für die Verwertung der Bioabfälle und des Sperrmülls im Bio-Energie-Zentrum in Freienhufen und sparen Energiekosten. Zusätzlich wird nicht verbrauchter Strom eingespeist, der Erlös fließt in den Gebührenhaushalt. Nicht beeinflussbar hingegen sind die Einwohnerzahl im Verbandsgebiet sowie die Vergütungen für Altpapier und Schrott am Markt. Auch eine Zwischenlagerung von Altpapier oder Schrott und das Warten auf bessere Zeiten, in denen es wieder höhere Erlöse gibt, sind nicht wirtschaftlich. Soll heißen? Zum einen haben wir keine Lagerflächen, zum anderen ist mit einer Erholung der Rohstoffmärkte und deren Vergütungsentgelten in nächster Zeit aufgrund der gegenwärtigen Lage nicht zu rechnen. Mit den weggebrochenen Erlösen aus der Verwertung von Altpapier und Schrott fehlen uns ca. 700.000 Euro pro Jahr. Vielen Dank für das Gespräch!


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