Bernd Witscherkowsky

Rotkäppchen auf Kumpel-Tour

Staupitz. Für Brigitte und Günter Wilhelm (70) gehört »Rotkäppchen« (91) längst zur Familie und wohnt im eigenen »Zimmer« auf dem heimischen Grundstück.

Mit 15 PS unter der Haube und dem gesunden Herzschlag von vier Takten in der »Brust«, ist der betagte Oldtimer aus Eisenach dem Rentnerehepaar seit 1999 ein treuer Begleiter geworden. Und jedes Mal, wenn ihr Dixi namens Rotkäppchen (Baujahr 1932) aus der Garage darf, ist den beiden Staupitzern ein gerüttelt Maß Aufmerksamkeit sicher. Zumindest im Frühjahr und im Herbst, wenn die Interessengemeinschaft (Dixi-IG) zu ihren mehrtägigen Ausfahrten einlädt.

Von Sallgast nach Welzow

Dem internationalen Zusammenschluss Gleichgesinnter gehören die beiden schon seit vielen Jahren an, diesmal auch wieder als Organisatoren und Gastgeber. Für die von »Rotkäppchen« angeführte Oldtimer-Tour haben sie sich deshalb eine ganz besondere Strecke ausgedacht. Und die führt ihre Gäste nicht nur durch die Niederlausitz, auch ein längerer Aufenthalt im »Land der Kohlekumpel« steht auf dem Programm. »Als Hauptziel steuern wir am 13. Mai den Tagebau in Welzow an, mit Führung und allem Drum und Dran. Dort neigt sich eine ganze Epoche Industriegeschichte dem Ende entgegen und wer weiß, wie lange man dort noch die riesigen Stahlkolosse im Arbeitsmodus zu sehen bekommt«, so der technikbegeisterte Wilhelm. Eine Meinung die offenbar auch viele seiner Dixi-Fans teilen, schaut man allein auf die Voranmeldungen. Rund 40 der zwischen 1927 und 1932 vorwiegend in Eisenach produzierten 4- Zylinder werden am Wochenende über die Landstraßen von Elbe-Elster und Spree-Neiße rollen. »Mit einigen Fahrerinnen und Fahrern aus ganz Deutschland und Österreich verbindet uns inzwischen längst mehr als nur ein leidenschaftliches Hobby«, freut sich auch Ehefrau Brigitte auf das Wiedersehen mit den Dixi-Freunden. Was ihr Gatte nur bestätigen will: »Endlich wieder ein Treffen ohne Maske und Abstandsregeln. Corona hat auch uns häufig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hotels sicher zu buchen war so gut wie unmöglich, die Pandemie-Regeln in den Bundesländern undurchschaubar und nicht wenige unserer IG-Mitglieder mussten selbst das Bett hüten. Ausfahrten dieser Größenordnung benötigen halt jede Menge Vorlauf und Planungssicherheit.« Zumindest dürfte aber genug Zeit gewesen sein, die raren Mobile auf eine hoffentlich stabile, virenfreie und gemütliche Saison vorzubereiten. Auch an originelle Erinnerungsgeschenke haben Brigitte und Günter gedacht. So bekommt jeder Teilnehmer neben einer druckfrischen, im Eigenverlag erstellten Broschüre auch eine kleine Wachskerze in Form eines Rekord-Briketts: »Für den Fall des Falles, sozusagen für die letzte Stunde, wenn im Lausitzer Revier die Lichter der Förderbrücken ausgehen.« Wer sich die geschichtsträchtigen Fahrzeuge aus der Nähe anschauen möchte, kann dies am Rand der Strecke oder auf den Rastplätzen tun.

• Freitag, 8.30 Uhr: Start zur ersten Aufahrt nach Welzow 

• Samstag, 9 Uhr: Start zur Ausfahrt zum Wasserschloss Großkmehlen und Rückfahrt über Plessa und Staupitz


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