

Seit dem Jahr 2017 plant die Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Cottbus dieses Glockenprojekt, bei dem der Glockenstuhl im Turm der Oberkirche neu gebaut wird. Der Stahlglockenstuhl soll durch einen Holzglockenstuhl ersetzt und das Geläut insgesamt erweitert werden. Zwei neue Glocken werden gegossen. Die sogenannte »Lutherglocke« wird stillgelegt und über die Glockenbörse anderen Interessenten zum Kauf angeboten. Die beiden alten wertvollen Voillard-Glocken von 1671 werden restauriert.
Gegossen und restauriert werden die Glocken beim Traditionsbetrieb Grassmayr in Innsbruck. Der Glockenstuhl soll nach Fertigstellung aus zwei Etagen bestehen und vier Glocken im Zweierverbund beherbergen. Als Jochwerk werden wieder gerade Holzjoche eingefügt, die eine genauere Dimensionierung hinsichtlich des Glockengewichtes ermöglichen. Auf gekröpfte Stahljoche wird verzichtet. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Schonung der alten Glocken. Zudem wird zur statischen Entlastung des Turmes die Läuterichtung der Glocken von Ost-West auf Nord-Süd verändert. Die gesamte Glockenstuhlkonstruktion wird auf einem Stahlbetonringanker ruhen, der regelrecht in die Turmwände eingebunden ist. Auf diese Weise werden die Schwingungen, die beim Läuten entstehen, direkt in den Baukörper abgeleitet.
Wenn der Neuguss der Glocken gelingt und die Restaurierung der alten Voillard-Glocken abgeschlossen ist, wird sich der Klang des neuen Geläutes deutlich vom alten und eingeschränkten Geläut unterscheiden.
Bei dem Projekt sind viele unterschiedliche Aspekte zu bedenken. Daher sind Spezialisten verschiedener Gewerke involviert. Prof. Dr. Olaf Kempe aus Dresden bringt bei dem gesamten Projekt großes Wissen durch seine langjährigen praktischen und wissenschaftlichen Erfahrungen mit komplexen Holzkonstruktionen mit. Die Ausführung des Projekts liegt hauptsächlich in den Händen von Dipl.-Ing. Andreas Müller aus Thalheim/ Erzgebirge, Thomas Walter aus Luckau und der Firma Schweizer aus Cottbus. Die Gesamtkosten belaufen sich derzeit auf etwa 350.000 Euro.
In den vergangenen Jahren hat die Kirchengemeinde schon Kollekten und Spenden für dieses Projekt gesammelt. So bittet die Kirchengemeinde die Cottbuser Bürger, Firmen und Institutionen um die Unterstützung des auch historisch sehr bedeutenden Glockenprojektes mit einer Spende.
»Jeder Beitrag ist eine Hilfe für das Ganze. Wir sind sehr dankbar, dass uns bisher deshalb schon viele Bürger, Einrichtungen, Firmen und Institutionen ihre Unterstützung haben spüren lassen. Wer sich an unserem Projekt beteiligt, gestaltet den »sound of the city« mit und belebt die Kommunikation in der Stadt«, so Dr. Uwe Weise, geschäftsführender Pfarrer.
»Einst waren Oberkirche und Rathaus Nachbarn am Altmarkt. Beide hatten barocke Türme mit Glocken, die 1945 brannten. Die Glocke des Rathauses ist heute ein Erinnerungsstück im Foyer des Stadthauses am Erich Kästner Platz. Ich würde mich freuen, wenn die Glocken-Initiative von vielen Cottbuserinnen und Cottbusern unterstützt und Herzensangelegenheit über die Gemeinde hinaus wird. Das ist ein wesentliches Stück Geschichte unserer Stadt, die weit in die Gegenwart reicht«, betont Oberbürgermeister Holger Kelch. Auf der Internetseite www.st-nikolai-cottbus.de sind weitere Informationen und eine Klangsimulation abrufbar.