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Dany Dawid

Neue Baumuniversität in Branitz

Cottbus. Am vergangenen Freitag wurde in Cottbus der Startschuss für das größte Modellprojekt zum Erhalt historischer Gärten im Klimawandel gegeben. Bis zum Jahr 2024 wird hier nun eine neue Branitzer Baumuniversität entstehen.

Dr. Manja Schüle, Dr. Stefan Körner (SFPM), Christoph Haase (SFPM), Karola Weber (SFPM) und Klara Geywitz gießen eine junge Esskastanie, die in der Branitzer Baumuniversität vermehrt und aufgezogen wurde.

Dr. Manja Schüle, Dr. Stefan Körner (SFPM), Christoph Haase (SFPM), Karola Weber (SFPM) und Klara Geywitz gießen eine junge Esskastanie, die in der Branitzer Baumuniversität vermehrt und aufgezogen wurde.

Bild: Dany Dawid

Der Begriff Baumuniversität kommt dabei vom Fürsten Hermann Pückler-Muskau selbst. Denn schon damals wollte man die Bäume »erziehen«. Um den Branitzer Park anzulegen, hatte Pückler über 100.000 Gehölze gepflanzt. Das ging nicht nur über Ankäufe, sondern auch über die Anzucht. Und so wurde 1846 in Branitz eine Baumschule zur Aufzucht von Bäumen angelegt, die auch verpflanzt werden konnten.

 

Mit der neuen Baumuni greift jetzt die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM) die Bezeichnung und Idee des Fürsten auf. Und mit der 2020 durch den Deutschen Bundestag beschlossenen Förderung von fünf Millionen Euro und einem Eigenanteil der Stiftung von über einer halben Million Euro beginnt nun eine neue Zeit der 176 Jahre alten Branitzer Baumuniversität.

 

Bereits im Jahr 2011 wurde in der historischen Schlossgärtnerei nach den Ursprungsplänen von Pückler eine vollständig autark arbeitende Baumschule am originalen Standort angelegt. Seitdem werden hier historische Gehölzsorten gesichert und bedarfsgerecht eigene Bäume für den Park mit seinen mehr als 25.000 Bäumen produziert. Dies ist in Deutschlands Schlossgärten einzigartig und wegweisend.

 

Das Thema Klimaanpassung gehört seit 2018 zu den wichtigsten Aufgabenfeldern und stößt auch bei Besuchern auf großes Interesse. Die neue Baumuniversität wird auf dem Gelände der ehemaligen GPG Gärtnerei in Branitz errichtet. Auf der L 49 sind stadtauswärts auf der linken Seite derzeit noch die alten zerfallenen Gewächshäuser zu sehen. Hier werden dann u.a. Versuche mit klimagerechten Gehölzen stattfinden. Zum Beispiel werden Bäume gezüchtet, die besser mit heißen Temperaturen oder Trockenheit zurechtkommen. Dafür wird die alte Gärtnerei zunächst von Müll befreit und zurückgebaut. Auf zwölf Hektar wird dann ein besonderes Areal des denkmalgeschützten Außenparks als Teil der Branitzer Parklandschaft entstehen. Erprobt werden soll zudem auch, wie unterschiedliche Eichenbäume auf das geänderte Klima reagieren, denn die heimischen Stiel-Eichen versagen unter den aktuellen Bedingungen. Das ist in der Pücklerallee an den sterbenden Eichen gut zu erkennen. »Bei den Folgen des Klimawandels in den historischen Gärten und Parks ist es fünf nach zwölf«, betont Dr. Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum und berichtet weiter: »Es wird diskutiert und beforscht, aber oftmals zu wenig gehandelt.« Bundesministerin Klara Geywitz sagt dazu: »Mit dem 2020 durch den Deutschen Bundestag aufgelegten Förderprogramm zur ‚Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel‘ können wir in Branitz die zukunftsorientierte Gehölzvermehrung und Klimaanpassung historischer Gärten konkret unterstützen.

 

Bis 2024 entsteht die neue Branitzer Baumuniversität mit Plantagen, Lehrgärten und Forschungsräumen als moderne Klimabaumschule. Das Projekt der Branitzer Stiftung im Land Brandenburg hat die bisher größte Bundesförderung für ein Projekt im historischen Garten im Klimawandel erhalten und kann damit die historische Kulturlandschaft erhalten und die Zivilgesellschaft aktiv einbinden.« Brandenburgs Kulturministerin Dr. Manja Schüle ist darüber erfreut: »Dass die Branitz-Stiftung mit Wissenschaftlern vielfältige Initiativen ergriffen hat, um neue Anpassungsstrategien und Methoden zur Rettung der Gärten zu entwickeln. Eine besonders spannende Initiative ist das Projekt ‘Neue Branitzer Baumuniversität‘. Dieses bundesweit einmalige Modellvorhaben für historische Parks und Gärten soll Bäume stark machen für veränderte klimatische Bedingungen. Denn: Die generationenübergreifende Bewahrung unseres grünen Erbes ist unverzichtbar – für uns alle. Damit wir auch weiterhin in Branitz die Zukunft vor lauter Bäumen sehen können!«


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