Dany Dawid

Gefahr aus dem Grundwasser

Cottbus. Tuchfabrik, Nasssteinpresserei und zuletzt Chemiehandel, das ist die Geschichte des ehemaligen Betriebsgrundstücks in der Parzellenstraße 15. Tonnenweise Schadstoffe sind hier in das Grundwasser gelangt. Trotz erfolgter Sanierungen, breitet sich die entstandene Schadstofffahne aber immer weiter in der Stadt aus.

Bild: Michael Helbig

Auch wenn durch Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen auf dem Grundstück keine belastenden Stoffe mehr vom Grundstück selbst abfließen können, sind die Schadstoffe aber bereits in westliche bis nordwestliche Richtung gewandert. Durch Untersuchungen von über 70 Grundwassermessstellen konnte nachgewiesen werden, dass es sich dabei um leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW) handelt. Deshalb hat die Stadt Cottbus in den betroffenen Stadtgebieten die Nutzung von Grundwasser per Allgemeinverfügung verboten.
 
Grundwasser und Bodenluft werden gereinigt
 
Im Jahr 2003 wurde eine Grundwassersanierungsanlage und im Jahr 2005 zusätzlich eine Bodenluftsanierungsanlage errichtet. An zwei Sanierungsbrunnen wird das Grundwasser angehoben, in der sich auf dem Grundstück befindende Sanierungsanlage behandelt sowie gereinigt und anschließend in die Spree abgeleitet. Auch die Bodenluft wird abgesaugt und gereinigt.Das Drainagesystem befindet sich unter dem heutigen Parkplatz, der BMX-Anlage und dem Stadtring. Mit diesem Verfahren wurden seit 2003 insgesamt 16,9 Tonnen Schadstoffe entfernt. Seit 2003 finden zudem hydraulische Sicherungsmaßnahmen auf dem Grundstück des ehemaligen Potsdamer Chemiehandels statt. »Da es jedoch damit nicht möglich ist, den LCKW-Schaden zeitlich und wirtschaftlich angemessen zu beseitigen, wurde ein neues und effektiveres Sanierungsverfahren entwickelt«, sagt die Stadt Cottbus. Dieses Verfahren reduziert Schadstoffe soweit, dass keine Gefahr mehr für die Umwelt ausgeht. »Hierfür wurden 55 Airspargingbrunnen, 22 Multiphasenbrunnen, 20 Brunnen für die Insituchemischen Oxidation sowie 20 Grundwassermessstellen zur Sanierungskontrolle gebaut. 700 Meter Leitungsgräben, drei Rohrbrücken und die dazu gehörenden Sanierungsanlagen in Containerbauweise wurden außerdem gebraucht. Und um Zeit zu sparen, wurde mit spezieller Technik und drei Bohrgeräten gleichzeitig gearbeitet«, berichtet die Stadt Cottbus.
 
Schadstofffahne ist nicht sanierbar
 
Alle neuen Sanierungsmodule sind installiert und nun gestartet. Bis 2026 soll die Sanierung der Quelle beendet sein. »Die Sanierung der Kontaminationsfahne ist nicht finanzierbar und beschränkt sich auf die Untersuchung der zahlreichen Grundwassermessstellen«, so die Stadt. Jährlich werden im Rahmen eines Grundwasser-Monitorings die Belastungen im Grundwasser gemessen. Dabei konnten die derzeit zum Teil noch immer sehr hohen Schadstoffgehalte nachgewiesen werden. Die Verwaltung prüft deshalb aktuell gemeinsam mit weiteren Fachleuten, ob eine Ausweitung der Allgemeinverfügung im Ortsteil Ströbitz notwendig ist.Mehr als 18 Millionen Euro hat die Sanierung der Altlasten bisher gekostet. Insgesamt wird mit Gesamtkosten in Höhe von etwa 26 Millionen Euro gerechnet. Das Land beteiligt sich zu 90 Prozent an den Kosten.


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