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Branitz bewahrt, was einst verloren ging

Cottbus. Ein weiteres Kapitel in der Aufarbeitung historischer Enteignungen wird in Branitz aufgeschlagen: Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz hat erneut über hundert Kunst- und Kulturobjekte an die Erbengemeinschaft der Familie von Pückler rückübertragen.
Gabriele Grube, Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Cottbus, Elke Gräfin von Pückler und Dr. Stefan Körner, Vorstand SFPM unterzeichnen den Leihvertrag.

Gabriele Grube, Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Cottbus, Elke Gräfin von Pückler und Dr. Stefan Körner, Vorstand SFPM unterzeichnen den Leihvertrag.

Bild: Michael Helbig

In einem weiteren bedeutenden Schritt zur Aufarbeitung der Bodenreform-Enteignungen von 1945 hat die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM) in der vergangenen Woche 109 Kunst- und Kulturobjekte an die Erbengemeinschaft der Familie von Pückler rückübertragen. Es handelt sich um historische Rüstungen und Waffen aus dem 16. Jahrhundert, Grafiken, Pläne aus der Zeit des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau sowie persönliche Erinnerungsstücke wie Kinderzeichnungen und Fotografien aus dem späten 19. Jahrhundert. Die Gegenstände gehörten ursprünglich zum Familienbesitz der Pücklers und waren 1945/46 im Zuge der sogenannten Bodenreform entschädigungslos enteignet worden. Sie befanden sich bis zuletzt im Besitz der Stadt Cottbus und der Stiftung. Eine mehrjährige Provenienzforschung identifizierte sie eindeutig als früheres Eigentum der Familie.

»Meine Familie fühlt sich Branitz sehr verbunden«, erklärt Elke Gräfin von Pückler, Vertreterin der Erbengemeinschaft. »Wir sind willens, weiterhin unseren Beitrag zu leisten und die Erbstücke, die enteignungsbedingt verloren gingen, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.«

Tatsächlich bleiben alle rückübertragenen Objekte als Dauerleihgaben im Bestand der Stiftung. Sie werden weiterhin in den musealen Einrichtungen in Branitz präsentiert, restauriert und wissenschaftlich erschlossen.

Dr. Stefan Körner, Vorstand der SFPM, betont den Wert dieser Rückgaben für die kulturelle Aufarbeitung und das Selbstverständnis musealer Arbeit: »Unrecht der Vergangenheit wird aufgeklärt, um museales Wirken für die Zukunft zu ermöglichen. Erst durch Forschung und Rückübertragung erhalten viele Objekte ihre soziale und emotionale Bedeutung zurück.«

Auch von städtischer Seite wird die enge Zusammenarbeit mit der Familie gewürdigt. Gabriele Grube, Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Cottbus, hebt hervor: »Für die Museen unserer Stadt ist die museumsethische Arbeitsweise ebenso wichtig wie das gute Miteinander mit den Pücklers. Leihverträge und öffentlich-rechtliche Vereinbarungen sorgen für klare Grundlagen und sichern den Verbleib der Kunstwerke in Branitz.«

Die Familie von Pückler hatte seit 1696 ihren Sitz in Schloss Branitz und wurde 1946 im Zuge der politischen Umwälzungen aus Besitz und Heimat vertrieben. Erst mit dem 1994 in Kraft getretenen Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz erhielten Erben das gesetzliche Rückübertragungsrecht für enteignetes mobiles Kulturgut. Dazu zählen auch die Sammlungen des Schlosses sowie die Pückler-Callenberg-Bibliothek.

Seitdem hat die Familie über 7.000 Kunstwerke zurückerhalten. Die Stiftung bewahrt, restauriert und erforscht diese Objekte in enger Kooperation mit den Eigentümern, ein Beispiel für gelungene Rückgabe und kulturelle Verantwortung.


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