Seitenlogo
sst

Dauerbrenner hinter, vor und auf den Theaterbrettern

Allgegenwärtig war Heinz Klevenow beim Festakt „Wir sind 70“ an der neuen Bühne Senftenberg. Er darf sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen, der Verdienstorden des Landes Brandenburg wird für ihn eingefordert und alle Festredner heben seine verdienstvolle Rolle für das Senftenberger Theater und die Stadt hervor. Völlig zu Recht, wie die Festgäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft wissen: Heinz Klevenow Schauspieler, Regisseur, Intendant und Retter des Senftenberger Theaters nach 1990.
Heinz Klevenow (Mitte) hat sich in das Goldene Buch der Stadt Senftenberg eingetragen. Ihm zur Seite stehen Reiner Rademann (li.) vom Senftenberger Theaterförderverein sowie Bürgermeister Andreas Fredrich (re.). Foto: sra

Heinz Klevenow (Mitte) hat sich in das Goldene Buch der Stadt Senftenberg eingetragen. Ihm zur Seite stehen Reiner Rademann (li.) vom Senftenberger Theaterförderverein sowie Bürgermeister Andreas Fredrich (re.). Foto: sra

Besonderes Profil Im vergangenen Jahr feierten viele Weggefährten mit ihm im Theater seinen 75. Geburtstag: kein Grund für Heinz Klevenow sich zurückzuziehen. Zum Glück für die neue Bühne. Der Charakterschauspieler ist nicht aus dem Ensemble neue Bühne wegzudenken. Er ist der Grand Old Man oder der Grandseigneur, je nach Stück und Rolle. So gewinnt das „Spektakel: Wir sind 70! Das Fest“ auch durch ihn besonderes Profil: egal ob er in „Bornholmer Straße“ den zunehmend ins Nichts stützenden Führungsoffizier gibt, im „Senftenberger Weg“ präsent ist oder beim „Fest“ seine Frau und Mitschauspielerin Sybille Böversen am Arm bei der Tanzshow des Ensembles schwungvoll übers Parkett führt. Beide standen oft gemeinsam auf der Bühne und  berühren auch in der neuen Spielzeit zum Beispiel in der Tragikomödie „Wir waren“ als älteres Ehepaar, das in einer Welt des totalen Konsums zwischen selbst bestimmten Abschied aus dem Leben oder Hoffnung auf Neubeginn schwankt. In der Reihe Theaterkino an der neuen Bühne wurde mit dem DEFA Film „Liebe 47“ gerade erst an Klevenow als Filmschauspieler erinnert. Sohn eines Schauspielpaars Aber es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn man sagt: Heinz Klevenow war mehr als vielseitiger Schauspieler mit prägnanter „Mikrofonstimme“. Viel mehr war er vor allem in und für Senftenberg und auch wenn es alle wissen, wurde deshalb zum 70. Theatergeburtstag gebührend daran erinnert. Der Sohn des Schauspielerpaars Legal und Heinz Klevenow kam nach Schauspielausbildung und Stationen in Weimar und Stendal in der 70ern das erste Mal an die Senftenberger Bühne und nach der Arbeit als Oberspielleiter in Rudolstadt und Schauspieldirektor in Rostock 1989 als Intendant wieder nach Senftenberg. Er hatte sich für die vakante Stelle am ziemlich desolaten Theater der Bergarbeiter beworben und wurde so letzter Intendant der DDR, blieb es aber bis 2004. Jetzt muss Telegrammstil reichen: Erhalt des Theaters, künstlerische Profilierung des Spielplans, Formung eines tollen Schauspielerensembles, erfolgreicher Kampf gegen Finanznöte und drohende Abwicklung, bauliche Sanierung, Etablierung der beliebten Schülertheatertage und Geburt des Amphitheaters. Liste der Verdienste ist lang Heinz Klevenow hat wieder „Glanz in die Hütte“ nach der Wende gebracht, auch wenn der Erhalt des Theaters nur mit der Abwicklung von Sparten möglich war. Die Liste der Verdienste von Klevenow ist lang. Legendär sind Heinz Klevenows „Geniestreiche“. Er luchst in der Wendezeit der untergehenden Staatssicherheit ohne Gegenleistung Fahrzeuge und Gregor Gysi eine Million DM aus dem ehemaligen PDS Vermögen ab und kann weiter sanieren. Verdienstmedaille im Blick Mit Genugtuung nahmen die Gäste beim 70. Theatergeburtstag den Eintrag von Heinz Klevenow ins Goldene Buch der Stadt wahr und Kulturministerin Martina Münch blieb nichts anderes übrig, als die Anregung von Intendant Manuel Soubeyrand für die Ehrung Klevenows mit der Verdienstmedaille des Landes Brandenburg als heißen Tipp mit nach Potsdam zu nehmen. Lesen und zuschauen Wer mehr über den Mimen und Menschen Heinz Klevenow erfahren möchte, sollte die vom Theaterkritiker Hartmut Krug verfasste Biographie „Wege übers Land“ lesen oder weiter Aufführungen an der neuen Bühne Senftenberg besuchen. Dem nach dem Eintrag ins Goldene Buch schmunzelnd vorgetragenen Wunsch „nach weiteren schönen Rollen“ dürfte Intendant Soubeyrand wohl allzu gern folgen. (Jürgen Weser)


Angebote und Unternehmen zu diesem Thema
Meistgelesen