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André Schramm

Die Prinzen: "Was, ihr wollt Konzerte machen?"

Am 11. Mai, 20 Uhr, spielen "Die Prinzen" in der Lutherkirche Radebeul. WochenKurier sprach mit Bandmitglied Henri Schmidt über einen herzlichen Pfarrer aus dem Harz, arrogante Plattenbosse aus den 90ern und einen Fußballclub aus Leipzig.
Die Prinzen spielen am 11. Mai in der Radebeuler Lutherkirche. Foto: Tina Acke

Die Prinzen spielen am 11. Mai in der Radebeuler Lutherkirche. Foto: Tina Acke

Herr Schmidt, was läuft bei Ihnen im Auto?
Reinhard Mey.

Wie kommt´s?

Als ich neulich vier Mal den Radiosender gewechselt habe und immer wieder die gleiche Musik kam, hab ich zur Mey-CD gegriffen.   

Sind Sie unzufrieden mit der Radioschleife?

Ich war kürzlich im Schwarzwald. Also mehr als 600 Kilometer von zu Hause weg. Dort lief genau das gleiche Zeug wie bei uns in Leipzig.  Schlimm.

Was gedenken Sie dagegen zu tun?
Ich hab noch die neue Platte von Yvonne Catterfeld auf dem Zettel stehen. Hören Sie manchmal eigene Songs?
Na klar. Besonders vor einer Tournee.

Die alten Sachen auch?

Die »Festplatte« kommt Weihnachten regelmäßig in den Spieler.

Kommen Sie in die Verlegenheit, bei manchen Eigenproduktionen die Skip-Taste zu drücken?
Ja.

Bei welchen?
Sag ich nicht (lacht).

In 26 Jahren Bandgeschichte ist einiges passiert in der Musikindustrie. Wie habt ihr den Wandel erlebt?

Als wir in den 90er Jahren die Plattenfirma mit der Idee einer Konzert-Tour konfrontierten, haben die sich total kaputt gelacht. Man hat uns dann gefragt, ob es uns zu Hause nicht gefällt oder ob wir feuchte Wohnungen haben. Touren waren, wenn überhaupt, nur Beiwerk. Die Priorität lag auf verkauften Tonträgern. Heute würde man ohne Live-Ticket-Verkäufe kaum noch Geld verdienen. Wir haben uns immer als Liveband verstanden und uns das Publikum frühzeitig erspielt.

26 Jahre zusammen, teilweise schon seit der Thomanerzeit in den 70ern: Geht man sich da nicht irgendwann auf die Ketten?
Ja. Man merkt das besonders gut auf einer Tour. Der Tross ist ja 15 Mann stark.  Wenn Du bei 40 Konzerten immer mit den gleichen Leuten zusammen bist, dann ist das manchmal schon anstrengend, vor allem gegen Ende. Die Konzerte finden dienstags bis sonntags statt. Am Montag machst Du fix nach Hause, tauschst die Wäsche und weiter geht´s.

Gibt es Verschleißerscheinungen?
Die Prinzen sind im Schnitt 50 Jahre alt. Wenn ich an die Anfangszeit denke, wo wir bis morgens 6 Uhr an der Bar saßen, dann ist man doch ruhiger und vernünftiger geworden. Das würden wir körperlich auch nicht mehr schaffen (lacht).

Und das Publikum ist mitgealtert...
...in gewisser Weise schon. Der Großteil unserer Zuhörer ist zwischen 40 und 50+.  Auffällig ist, das viele Gäste inzwischen ihre Kinder mitbringen.

Die Idee mit den Kirchenkonzerten hatte...
...Stephan Eichner, ein Pfarrer aus Osterwieck bei Wernigerode. Er hat in seiner Gemeinde viel mit unseren Texten gearbeitet und uns irgendwann einen herzzerreißenden Brief geschrieben, so dass wir nicht anders konnten. Was zunächst als Test geplant war, hat sich dann eben eingespielt. Seither ist Osterwieck immer eine Station auf unserer Kirchentour.

Was ist das Besondere am Konzertplatz »Kirche«?

Vier ehemalige Thomaner und einer aus dem Dresdner Kreuzchor passen natürlich gut in eine Kirche. Charakteristisch ist der enge Kontakt zum Publikum. Die erste Reihe ist gerade einmal zwei Meter entfernt. Du erlebst die Gesichter und die Reaktionen hautnah. Das ist schon was anderes, als in einer Konzerthalle, wo der Einzelne in einer grauen Masse verschwindet.

Gibt´s ein Rezept für ein gutes Klangerlebnis in den Gotteshäusern?
Wir arbeiten mit dezentralen Soundsystemen, also kleinen Boxen, die dafür sorgen, dass man auch in der letzten Reihe gut hört. Zum Einsatz kommen außerdem  nur akustische Instrumente. Bis jetzt hat sich noch keiner beschwert.

Auf was dürfen sich die Gäste freuen?
Die Klassiker, aber auch aktuelle Sachen – manche anders, als man sie vielleicht kennt.

Sie waren Mitte der 90er Jahre Vizepräsident von Sachsen Leipzig. Gehen Sie heute Bundesligafußball gucken?
RB Leipzig ist nicht mein Fall. Das ist für mich ein Kunstgebilde. Wäre ich 20 Jahre jünger und hätte junge Kinder, würde ich ihnen zuliebe vielleicht mal ins Stadion gehen. Ich habe mit zwei Dauerkarten für den DHfK zugelegt. Handball, erste Bundesliga – fetzt.

Ist für euch am 11. Mai Radebeul-Premiere?

Nein, wir waren schon mal bei Wackerbarth.   Tickets:Tourist-Information Radebeul (0351/8311830). Mehr zu den Prinzen gibt's >>HIER<<


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