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Dresden kriminell?

Weniger Diebstähle, mehr Drogentote und sexuelle Übergriffe. Die Dresdner Kriminalstatistik für 2017 ist durchwachsen.
Die Straßenkriminalität rund um den Wiener Platz ist ein Schwerpunkt der Dresdner Polizei. Wer den Kontrolldruck erhöht, der findet in der Regel auch mehr. Das spiegelt sich in den Zahlen wider. Inzwischen werden illegale Geschäfte lieber am Rundkino und auf der Trompeterstraße gemacht. Foto: Archiv

Die Straßenkriminalität rund um den Wiener Platz ist ein Schwerpunkt der Dresdner Polizei. Wer den Kontrolldruck erhöht, der findet in der Regel auch mehr. Das spiegelt sich in den Zahlen wider. Inzwischen werden illegale Geschäfte lieber am Rundkino und auf der Trompeterstraße gemacht. Foto: Archiv

Im letzten Jahr hat das hiesige Landeskriminalamt eines der größten Wirtschaftsverfahren in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik zum Abschluss gebracht. Die insgesamt 23.626 Fälle der Infinus-Finanzgruppe finden nun statistischerweise Erwähnung im Dresdner Kriminalgeschehen, ebenso die Schadensumme von 1,3 Milliarden Euro. Grund: Die Manager haben von Dresden aus Geschäfte gemacht. Bedeutet konkret: Die Gesamtkriminalität in der Landeshauptstadt ist 2017 um 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. »Dieses eine Verfahren bringt die polizeiliche Kriminalstatistik der Dresdner Polizei gehörig in Schieflage. Das hat nichts mehr mit einer realistischen Darstellung von Kriminalität zu tun«, sagte Polizeipräsident Horst Kretzschmar. »Ohne Infinius« ist die Tendenz eine andere. Mit 54.784 erfassten Straftaten konnte im letzten Jahr ein Rückgang der Kriminalität gegenüber 2016 verzeichnet werden – um 6,6 Prozent. Gut jede zweite Straftat konnte aufgeklärt werden (56,7 Prozent).

Diebstahl auf hohem Niveau

2017 wurde weniger geklaut als im Jahr davor (-10,3 Prozent). Dafür stellen die Diebstähle mit 22.929 Fällen immer noch den größten Posten aller Gesamtstraftaten. Besonders häufig praktiziert: Ladendiebstahl (6.078 Fälle) und Diebstahl aus Kellern und Böden (2.754 Fälle). Statistisch gesehen verschwanden an jedem Tag acht Fahrräder und ein Auto. Beide Bereiche sind aber rückläufig. 967 Mal (2016: 1.049) wurde aus Wohnungen gemaust. Problematisch ist die Entwicklung im Bereich der Rauschgiftkriminalität. Prozentual gesehen verzeichneten die Beamten eine Steigerung um 45,2 Prozent (insgesamt um 880 Fälle) gegenüber dem Vorjahr. »Zum einen ist er die Folge unserer zahlreichen Polizeieinsätze rund um den Wiener Platz und vor allem in der Dresdner Neustadt. Die zweite Ursache liegt wieder in der Statistik selber. Seit Januar 2017 werden PKS-relevante Daten aus Rauschgiftverfahren der Zollverwaltung in den Datenbestand der Länder überführt. Für 2017 betrifft das 528 Fälle, die so im Vergleich zu den Vorjahren zusätzlich in die Statistik einfließen«, erklärte Kretzschmar. Die meisten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz standen im Zusammenhang mit Cannabis (insgesamt 1.267 Fälle; 2016: 933 Fälle). 2017 gab es auch sieben Drogentote (2016: drei) zu beklagen. Besonders auffällig ist die Entwicklung der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Die Fälle in diesem Deliktbereich stiegen binnen Jahresfrist von 302 auf 457. 66 Fälle gingen auf das Konto von Zuwanderern. André Schramm

Wer sind die Tatverdächtigen?

* 18.085 Tatverdächtige wurden ermittelt * 75 Prozent waren Männer * 5.735 Tatverdächtige hatten nicht die deutsche Staatsangehörigkeit (31,7 Prozent aller Tatverdächtigen) * Der Anteil von Zuwanderern (u.a. Asylbewerber, Geduldete) unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen betrug 50,8 Prozent * Bei Ladendiebstählen betrug der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger 43,3 Prozent * Bei Gewaltstraftaten (u.a. Mord, Vergewaltigung, Raub, gefährliche Körperverletzung...) wurden 497 nichtdeutsche und 687 deutsche Tatverdächtige ermittelt


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