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Silke Richter

Viel mehr als nur Eiermalerei

Hoyerswerda. In der Stadtbibliothek fand kürzlich eine Werkstatt zum Verzieren von Ostereiern statt.

Es braucht nicht immer heißes Wachs, um Ostereier verzieren zu können. Die Arbeit mit Schablone, Abziehbildern und Farbstiften bietet zudem so einige Vorteile.

Es braucht nicht immer heißes Wachs, um Ostereier verzieren zu können. Die Arbeit mit Schablone, Abziehbildern und Farbstiften bietet zudem so einige Vorteile.

Bild: Silke Richter

Zugegeben: Ein bisschen Enttäuschung war bei einigen Gästen anfangs schon herauszuhören ob der Tatsache, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Letztlich überwog aber die Freude an der Sache. Aber der Reihe nach.

Kerstin Bähr war voller Vorfreude in die Stadtbibliothek gekommen. »Ich möchte unbedingt das Verzieren mit der Wachstechnik erlernen. Wir planen im Haus der Begegnungen nämlich ein Projekt für Kinder, in dem diese Art von sorbischer Ostereiermalerei im Ansatz vorgestellt werden soll«, erklärte die Hoyerswerdaerin.

Ähnliche Vorstellungen in Bezug auf die praktische Umsetzung hatte Mathias Eiber aus Arnstadt. Der 36-Jährige verbringt ein paar Tage in der Lausitz und wollte Einblicke in die Wachstechnik bekommen. »Ich bin so gespannt und freue mich darauf, das mal ausprobieren zu können.«

 

Mit Stift und Schablone geht's ran an die Eier

Viele Menschen bringen diese Art der Gestaltung von Ostereiern nach sorbischer Tradition wohl zuerst damit in Verbindung, zählt sie doch mit zu den bekanntesten Techniken. Hierbei kann buntes Wachs auf weiße, braune oder zuvor gefärbte Eier mit Federkielen getupft werden. Doch daraus wurde leider nichts. Die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden wie in der Stadtbibliothek im Umgang mit Feuer und heißem Wachs sind da sehr eindeutig.

»Das Verzieren geht aber auch anders. Mit Schablonen und speziellen Stiften können die Symbole auch aufgetragen werden. Ich habe mich schon als Kind damit beschäftigt. Es braucht Jahre, um Ostereier nach sorbischer Tradition akkurat verzieren zu können, ohne dass sie vorbemalt werden müssen«, erklärte Maria Scholze. Die Motivatorin für sorbische Sprache und Kultur der Domowina leitete den Workshop in der Stadtbibliothek.

Und weil die meisten Besucher sich erst einmal nur ausprobieren wollten, entpuppte sich diese Form des Angebotes als sehr sinnvoll. Mittels Stationsbetrieb waren erste Einblicke und die praktische Umsetzung möglich. Um für diese Kunst ein Gefühl entwickeln zu können, bestand die Möglichkeit, auf Papier die verschiedenen Dekore maltechnisch zu üben.

 

Symbole mit besonderer Bedeutung

»Jedes Symbol sagt etwas aus. Und somit können diese besonders verzierten Ostereier zum Sprachmittel werden«, so Maria Scholze. Kerstin Bähr griff beherzt zu einer Schablone und malte eine Blumengirlande um ihr Ei, welches in der Mitte eine Sonne ziert. Kaum zu glauben, dass hier (noch) ein Laie am Werkeln war. Die Motive sahen für den ersten Versuch gelungen aus. »Ich bin bei der Auswahl der Dekore nicht nach ihrer Bedeutung gegangen. Ich habe mich intuitiv dafür entschieden, weil mir die Symbole gefallen«, berichtet Kerstin Bähr, deren selbst verziertes Ei nach Fertigstellung unter anderem für Wachstum, Leben, Erwachen und Glück steht.

Und auch Mathias Eiber scheint Freude an der etwas anderen Umsetzungstechnik mit Farbstiften gewonnen zu haben. Konzentriert wandert der Stift in seinen Händen filigran von einem Symbol zum nächsten.

Zu den Besuchern gehörte auch Lotta. Das neunjährige Mädchen wohnt in Braunschweig und verbringt derzeit Ferien bei ihren Großeltern. »Ich hatte schon mal von sorbischen Ostereiern gehört, aber ich habe das noch nie selbst versucht. Ich freue mich darauf«, erklärte die Schülerin, bevor sie sich wieder hochkonzentriert ihrem Ei widmet. Dieses wird nach seiner Vollendung, ob seines gekochten Zustandes, zwar nur begrenzt haltbar sein. Aber das macht nichts.

Andere Besucher nutzten lieber weiße Plastikeier, auf denen die besonderen Abziehbilder mit verschiedenen sorbischen Dekoren gut zu haften scheinen.

»Ich bin über die hohe Resonanz sehr positiv überrascht. Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass so viele Erwachsene kommen«, meint Julia Kieschnick. Die Projektleiterin von der »Offenen Werkstatt der Demokratie« hatte diese Veranstaltung mit den Akteuren lange vorbereitet. Und vielleicht gibt es ja in naher Zukunft eine Fortsetzung. Denn die Begeisterung und Resonanz der Besucher schreit förmlich nach einer Wiederholung.


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