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Feuer in den Weinbergen

Radebeul. Das Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth bereitet sich auf nächtliche Weinbergsfeuer zum Schutz von über 100.000 Rebstöcken vor der Kälte vor.

Weinbergsfeuer mit 180 Frostschutzkerzen in einer Muscaris-Junganlage in Weinböhla.

Weinbergsfeuer mit 180 Frostschutzkerzen in einer Muscaris-Junganlage in Weinböhla.

Bild: Schloss Wackerbarth

Sonnig und überdurchschnittlich warm begann der April im sächsischen Elbtal. Allein vom 6. bis 9. April registrierte die Wetterstation von Schloss Wackerbarth in Radebeul an vier aufeinanderfolgenden Tagen Höchsttemperaturen von über 26 Grad Celsius. Am vergangenen Montag (8. April) lag die Tageshöchsttemperatur sogar bei 28,6 Grad Celsius. Solche Spitzenwerte sind für den April im sächsischen Elbtal rekordverdächtig.

In den nächsten Tagen soll es wieder kühler werden: Für diese Woche kündigen die Wettervorhersagen einen Temperatursturz mit kühleren Nächten und Frostgefahr an. In der Nacht vom 17. auf den 18. April werden aktuell Werte rund um den Gefrierpunkt erwartet. Um ihre Reben vor den Spätfrösten zu schützen und damit Ertragsverluste zu vermeiden, bereiten sich die Winzer von Schloss Wackerbarth auf nächtliche Einsätze mit mehreren hundert kleinen, kontrollierten Weinbergsfeuern in frostgefährdeten Lagen vor: Mehr als 100.000 Rebstöcke - fast ein Drittel aller Wackerbarth-Reben - auf rund einem Drittel der gesamten Rebfläche sollen so geschützt werden. In Diesbar-Seußlitz, Laubach und Weinböhla entzünden die Winzer ihre Weinbergsfeuer auf einer Fläche von insgesamt 28 Hektar. 

In Weinböhla kommen zum Schutz der etwa 22.500 Solaris-, Muscaris- und Pinotinreben auf einer Gesamtfläche von 8,1 Hektar bis zu 250 Frostkerzen zum Einsatz. Diese positionieren die Wackerbarth-Winzer aufgrund der vorhergesagten Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht in, sondern rund um die frostgefährdeten Rebflächen. Wie bei einem Kamin soll so die kühle Luft zwischen den Rebzeilen in Bewegung gebracht und „abgesaugt“ werden.

 

Lang bewährte Frostschutzmaßnahmen

 

Aufgrund der warmen und sonnigen letzten Wochen hat der Austrieb der Reben bereits Anfang April und damit im Vergleich zu den Vorjahren rund vier Wochen früher begonnen. In dieser Phase sind Reben besonders anfällig für späte Frostperioden: Die Minustemperaturen bedrohen vor allem die jungen Triebe der Rebstöcke, die durch die plötzliche Kälte braun werden und absterben können. Dies kann zu Ernteeinbußen im aktuellen Weinjahr, aber auch zu Folgeschäden in den kommenden Jahren führen. Gefährdet sind vor allem Rebstöcke in Junganlagen und auf Weinbergen, auf denen die Kälte nicht abfließen kann.

Bereits seit 2014 schützt Schloss Wackerbarth seine Reben mit gezielten, standortabhängigen Frostschutzmaßnahmen. Neben Frostschutzkerzen in Weinböhla seit 2019, nutzen die Winzer in Diesbar-Seußlitz und Laubach - also in Weinbergen ohne direkte Anwohner - auch kosten-günstigere Rauchfeuer bzw. kleine, kontrollierte Feuerstellen. Die Kosten für die geplanten Frostschutzmaßnahmen auf den insgesamt 28 Hektar Rebfläche belaufen sich auf einen knapp fünfstelligen Betrag. Ohne diesen nächtlichen Einsatz wären die zu erwartenden Kosten durch Ertragsausfälle im laufenden wie auch in den folgenden Weinjahren deutlich höher.


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