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Carola Pönisch

Wie repariert man eine Geige?

Wer es wissen will: Vom 23. bis 25. März finden die 5. Europäischen Tage des Kunsthandwerkes statt. Dann kann man auch einem Geigenbauer über die Schulter schauen.
Bei der Reparatur eine Geige hinterklebt der Geigenbaumeister die beschädigten Stellen mit Holz und schneidet Überstehendes ab. Foto: Handwerkskammer Dresden/Werbeagentur Haas

Bei der Reparatur eine Geige hinterklebt der Geigenbaumeister die beschädigten Stellen mit Holz und schneidet Überstehendes ab. Foto: Handwerkskammer Dresden/Werbeagentur Haas

 Rund 100 Kunsthandwerker, Designer und Kreative aus dem Kammerbezirk der HWK präsentieren sich vom 23. bis 25. März bei den 5. Europäischen Tagen des Kunsthandwerks. Buchbinder, Korbmacher, Musikinstrumentenbauer oder Maßschneider gewähren Einblicke in ihre Werkstätten, um einzigartige Kostbarkeiten oder Kleinserien in Handarbeit zu präsentieren. Zusätzlich bieten einige noch Workshops für Erwachsene oder Kinder, Führungen oder Ausstellungen an. Einer der 40 teilnehmenden Dresdner Kunsthandwerker ist Geigenbaumeister Joachim Zimmermann. In jedem Streichinstrument, das durch seine Hände geht, sieht er das Schöne. Sächsische Staatskapelle, Dresdner Philharmonie, eine Musikhochschule und nicht zuletzt zahlreiche Laienmusiker begründen den Ruf Dresdens als Musikstadt. Doch wo viel musiziert wird, braucht es auch Handwerker, die sich der Musikinstrumente annehmen. Joachim Zimmermann gehört zu ihnen. Da er auch zahlreiche Streichmusiker aus dem Dresdner Umland zu seinem Kundenkreis zählt, geht dem Geigenbaumeister die Arbeit nicht aus. "Einmal im Jahr sollte ein Berufsmusiker sein Instrument zur Wartung vorbeibringen", erzählt er. "Bei Beschädigungen natürlich gleich."  Die Aufarbeitung von Griffbrettern sowie Lackretuschen gehören zu den Tätigkeiten, die häufig anfallen. Auch die Restaurierung von Geigen und Bögen fällt ins Aufgabengebiet von Joachim Zimmermann. "Dabei schwingt auch immer die Wertschätzung für den Kollegen mit, der das Instrument gebaut hat", betont er. Auf die Frage, ob er schon mal ganz besondere Instrumente restaurieren konnte, relativiert er: "Es ist nicht der materielle Wert, den ich bei den Instrumenten sehe. In jeder Geige entdecke ich das Schöne. Und bei der Arbeit ist es das behutsame Vorgehen, das Erhalten und Konservieren, das mich begeistert." Unterstützung erhält der gebürtige Westsachse von seinem Mitarbeiter Andreas Thümmler, der mitten in der Meisterausbildung steckt.  Aufgrund der vielen Reparatur- und Wartungsaufträge kommen die beiden kaum dazu, sich dem Neubau von Instrumenten zu widmen. Das war einmal anders: Nach seiner Ausbildung und der Meisterprüfung in Markneukirchen eröffnete Joachim Zimmermann eine eigene Werkstatt in Bad Brambach und betrieb dort Export-Neubau. "Das brachte Devisen", erzählt er und ergänzt schmunzelnd: "Also, für den Staat, nicht für mich." Über die Hürden, die er zu DDR-Zeiten überwinden musste, spricht er nur ungern: Die Verweigerung, studieren zu dürfen etwa, oder das 13-monatige Ringen um einen Gewerbe-schein für die Eröffnung seiner ersten Werkstatt.  Umso freudiger erzählt er von der Aufbruchstimmung nach der Wende: Da habe er recht bald einen Geigenbaumeister aus Norddeutschland kennengelernt. 1991 zog er mit Frau und Kindern für zwei Jahre nach Stade, um bei eben jenem Handwerker zu arbeiten. "Da habe ich noch mal viel gelernt und neue Horizonte entdeckt, besonders im Bereich Restaurierung. Das war meine kostbarste Zeit", zieht der 57-Jährige Bilanz. Dennoch zog es ihn zurück nach Sachsen, wo er 1994 seine Werkstatt in einer Villa auf der Dresdner Wasastraße eröffnete.  Hier ist es der rege Kundenkontakt, den er neben seiner handwerklichen Arbeit besonders schätzt. Nur manchmal schließt er sich mit seinem Mitarbeiter für mehrere Tage in seiner Werkstatt ein. Dann wenden sie sich dem gelagerten Fichten- und Ahornholz aus der Alpenregion zu, um doch einmal wieder ein Instrument selbst zu bauen. "Da braucht es einfach sehr viel Ruhe", sagt Joachim Zimmermann.  Bevor es aber wieder so weit ist, öffnet er die Türen der Geigenbauwerkstatt in Dresden-Strehlen anlässlich der Europäischen Tage des Kunsthandwerks für interessierte Besucher. Am 23. März von 10 bis 18 Uhr und am 24. März von 10 bis 14 Uhr kann sie besichtigt werden. "Ich möchte gerne von meinem Handwerk erzählen und lasse mir auch bei der einen oder anderen Tätigkeit über die Schulter schauen", kündigt Joachim Zimmermann an.


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