Es gibt die blühenden Landschaften im Osten

Auf einem freien Stück am Friedhofsweg stehen ein Baum und davor ein Stein mit der Inschrift „3.10.1990“. Er erinnert an deutsche Geschichte. „Es war wenige Tage nach der Wiedervereinigung, als meine Frau und ich den Einfall hatten“, erinnert sich Siegfried Bannack zurück. Er arbeitete damals als Leiter der Gerätewerkstatt am medizinischen Institut der Universität und hatte eines Tages einen Sprössling mitgebracht, der von einer Kastanie stammte. „In unserem Garten fanden wir dafür keinen Platz mehr“, sagt seine Frau Anita. Beeindruckt von den politischen Ereignissen des Jahres 1990 kam bei dem Ehepaar die Idee auf, ein bleibendes Andenken an diesen historischen Moment zu schaffen. „Also nahmen wir die Worte des Bundeskanzlers Helmut Kohl wörtlich, der blühende Landschaften versprach, und pflanzten diese Kastanie“. Das kleine Fleckchen Erde, nur wenige Fußschritte von ihrem Haus entfernt, brachliegend und öffentlich zugänglich, schien dafür wie geeignet. Täglich laufen die Bannacks heute an ihrer Errungenschaft vorbei, wenn sie zum Einkaufen gehen. Die kleine Tafel aus Sandstein hebt die Besonderheit des Baumes hervor, der seit 25 Jahren eine stattliche Größe erreicht hat und an Sonnentagen reichlich Schatten spendet. An der Aufschrift hat Siegfried Bannack selbst die Hand angelegt, denn das Angebot des angefragten Steinmetzes erschien im zu teuer. „Das hat ein paar Stunden gedauert“, erzählt er stolz, wie er mit Hammer und Meißel im Keller gewerkelt hat. Der Baum wurde auf Initiative von Bannack unter Denkmalschutz gestellt, er ist das bisher einzige Einheitsdenkmal in Dresden. Die goldglänzenden Zahlen polierte der heimatverbundene Rentner pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum des epochalen Ereignisses auf. Das wird am Einheitswochenende gefeiert und Siegfried und Anita Bannack fahren wieder in die Innenstadt, um auf den Feiertag anzustoßen. So wie 1990.