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Blick auf ein Jahr »UNESCO 5«

Klein Kölzig. Im vergangenen Jahr wurde Anfang März in der Alten Ziegelei in Klein Kölzig das Projekt »UNESCO 5 - Gemeinsam für die Lausitz« vorgestellt. Nun liegen die ersten Zwischenergebnisse vor.
Susann Troppa (l.) und Ellen Beuster (r.) sind für das Projekt verantwortlich.

Susann Troppa (l.) und Ellen Beuster (r.) sind für das Projekt verantwortlich.

Bild: Jost Schmidtchen

Träger des Projektes ist das Land Brandenburg, Landesamt für Umwelt. Die Projektpartner sind das UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald, das UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, das UNESCO-Welterbe Muskauer Park, der UNESCO Global Geopark Muskauer Faltenbogen und das immaterielle Kulturerbe der Lausitzer Sorben, vertreten durch die Domowina. Der Projektzeitraum begann im Januar 2023 und geht bis Dezember 2026. Über den Stand der Dinge und wie es weitergehen wird sprachen wir mit den Projektverantwortlichen Susann Troppa und Ellen Beuster.

Mit welchen Teilprojekten ist UNESCO 5 untersetzt?

Susann Troppa: Mit insgesamt acht. Unter der Trägerschaft des Landes Brandenburg werden länderübergreifend Vorhaben mit verschiedensten Akteuren geplant und teilweise auch schon umgesetzt. Dazu zählen unter anderem zielgruppengerechte Marketingmaßnahmen, Schulungen für Informierende, Mobilitätsoffensiven für Rad und Bus sowie die Entwicklung von Bildungsangeboten an den außerschulischen Lernorten und im Schulbetrieb. Neben den fünf Partnern ziehen wir bei den Angebotsentwicklungen auch von Anfang an Stakeholder und Initiativen aus Wirtschaft, Tourismus, Bildung und Kultur mit ein.

Ellen Beuster: Zum Auftakt starteten wir im vergangenen Frühjahr eine Umfrage »Welche Stätten der Lausitz verbinden Sie mit einem UNESCO-Status?« Dabei ging es uns in erster Linie darum, herauszufinden, wie die einzelnen Stätten und deren Angebote wahrgenommen und bereits genutzt werden. Das Resultat bestätigt unseren Eindruck aus individuellen Gesprächen. Insbesondere die UNESCO-Welterbestätte Muskauer Park wird mit einem UNESCO-Status in Verbindung gebracht und die Biosphärenreservate als UNESCO-Stätten sind ca. 60 Prozent der Befragten ein Begriff. Als Rohdiamant innerhalb der Lausitzer UNESCO-Landschaften kann hingegen der Geopark Muskauer Faltenbogen gesehen werden. Dieser ist den meisten Befragten weder bekannt, noch die vielfältigen Erlebnisangebote bewusst.

Welche Maßnahmen haben Sie bereits ergriffen, um den Bekanntheitsgrad der Stätten, des Kulturerbes und der vielfältigen Angebote zu steigern?

Susann Troppa: Wir haben im vergangenen Jahr eine umfassende redaktionelle Werbung aufgebaut und hatten dafür eine Reihe von Redaktionen und Verlagen an unserer Seite. Der "Wochenkurier" gehörte mit seiner fortlaufenden Berichterstattung erfreulicherweise dazu, ebenso die sorbischen Medien, worüber wir uns ganz besonders freuen. Als erst Maßnahme im Teilprojekt 2 "Reisedestinationen mit Bildungsaspekt" haben wir einen Infofächer für Informierende erstellt, in dem das Lausitzer Erbe rund um die UNESCO-Stätten und das immaterielle Kulturerbe mit knackigen Fakten kurz erklärt wird. Seit Anfang März 2024 führen wir aufsattelnd auf diesen Fächer kurzweilige Schulungen für Gästeführende und Mitarbeitende in den UNESCO-Stätten durch. Die ersten Botschafter-Filmclips für das UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald und den UNESCO Global Geopark Muskauer Faltenbogen sind produziert und erweitern die Kampagne ‚Großes Erbe? der Marketinggesellschaft Oberlausitz Niederschlesien mbH (MGO).

Auf welche Höhepunkte dürfen sich die Besucher freuen?

Ellen Beuster: Im Rahmen des Teilprojektes 6 »UNESCO Bus« gehen wir in diesem Jahr Kooperationen mit den Projekten Kunstbus und dem Lausitz Festival ein. So werden wir im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kunstbus am 10. und 11. August die Busse und Veranstaltungsstätten mit Informationen zu den UNESCO-Landschaften, familienfreundlichen Angeboten und sorbisch/wendischen Kulturprogramm bereichern. Am 31. August heißt es dann das Erbe der Lausitz meets Lausitz Festival. An diesem Tag verbinden wir zwei UNESCO-Stätten und das immaterielle Kulturerbe der Sorben/Wenden miteinander. In diesem Rahmen organisieren wir drei Shuttlebusse, die von Cottbus aus auf Entdeckungstour mit buntem Programm in die Alte Ziegelei in Klein Kölzig und ins Sorbische Kulturzentrum in Schleife gehen. Abends erwartet die Teilnehmenden ein Klavierkonzert des Lausitz Festivals im Schloss Muskau.. Im Anschluss geht‘s mit den Bussen dann wieder zum Hauptbahnhof Cottbus. Tickets für dieses Event werden noch vor Ostern in den Verkauf gehen.

Susann Troppa: SUSANN TROPPA: Bei der Umsetzung unserer Projekte suchen wir stets nach Synergien und Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Partnern, um gemeinsam die vielfältigen Angebote der Lausitz in die Fläche tragen zu können und aufzuwerten. Nicht nur die Strukturwandelinitiativen weisen dabei eine hohe Dynamik auf. Auch die UNESCO-Kulisse erweitert sich ständig. Mit internationalen Partnern ist die manuelle Glasfertigung seit Neuestem als immaterielles Kulturerbe der Menschheit nominiert. Da freuen wir uns über solche Hinweise wie vom Weißwasseraner OB Torsten Pötzsch, die Glasindustrie und das Thema Glas im passenden Kontext in unsere Projektarbeit mit einzubeziehen. Oder über Empfehlungen wie vom SPN-Landrat Harald Altekrüger, mit den Sorben/Wendenbeauftragten der beteiligten Landkreise zusammenzuarbeiten.

Das Radwanderwegenetz der Lausitz ist dicht und gut vernetzt. Auch über die Grenze hinweg nach Polen. Welche Angebote haben Sie zukünftig für Radwanderer im Programm?

Ellen Beuster: Radtourismus ist eine klimafreundliche Urlaubsform. Da gibt es in der Lausitz viel zu erleben. Die UNESCO-Stätten und die Sorbischen Impressionen liegen an den Radwanderwegen dicht an dicht. Deshalb haben wir in Kooperation mit dem Sorbischen Kulturtourismus e.V. begonnen, den Radweg ‚Sorbische Impressionen? mit Informationen und Geschichten zu den Sorben/Wenden und den UNESCO-Stätten der Lausitz aufzuwerten und die Streckenführung durch alle UNESCO-Stätten einschließlich der polnischen Seite zu erweitern.

Susann Troppa: Ein Memospiel mit Motiven der UNESCO-Landschaften und des immateriellen Kulturerbes in der Lausitz eröffnet nicht nur einen spielerischen Zugang zum Erbe der Lausitz – es bietet mit den Varianten Deutsch/Obersorbisch und Deutsch/Niedersorbisch auch eine niedrigschwellige Sprachvermittlung für Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen. Dieses soll sich ebenfalls als Interaktivstation am Radweg »Sorbische Impressionen« wiederfinden. Im Bildungsbereich sind wir aktuell zudem dabei, im Findlingspark Nochten einen Lernpfad zu konzipieren, der zum Saisonstart 2026 eröffnet werden soll.

Welche Kooperationen streben Sie in diesem Jahr noch an?

Susann Troppa: Mit der BTU Cottbus/Senftenberg sind wir mit unterschiedlichen Studiengängen im regen Austausch. So bieten wir bspw. Studierenden die Möglichkeit bei der Mitarbeit in Teilprojekten Praxiserfahrung zu sammeln und ihre Abschlussarbeiten zu schreiben. Auch mit dem Lehramtsstudiengang gibt es die ersten Kooperationsideen. Das Projekt UNESCO 5 geht unter der Dachmarke "Erbe der Lausitz" ab sofort in die Außenkommunikation und noch Anfang März haben wir in Kooperation mit der Lausitz-Kultur-Koordinierungsstelle des brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur auf lausitz-kultur.eu unsere Projektwebsite integrieren können. Die Kooperationen und Maßnahmen im Projekt UNESCO 5 sorgen mittlerweile national und international für Aufmerksamkeit. So werden wir beispielsweise unserer Best Practice Beispiele im April auf Einladung der italienischen UNESCO-Kommission im Rahmen eines UNESCO Regionalworkshops in Florenz vorstellen.

Vielen Dank für das Gespräch.

 


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