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Birgit Branczeisz

Wahnsdorfer feiern ihre Gebirgswehr

Radebeul. Mit einem großen Festumzug und Schaulöschen geht es ins Festwochenende.
Daniel Schindler, stellv. Wehrleiter, Marcus Taggesell Förderverein und Wehrleiter Steffen Lungwitz mit dem Gründer der Feuerwehr.

Daniel Schindler, stellv. Wehrleiter, Marcus Taggesell Förderverein und Wehrleiter Steffen Lungwitz mit dem Gründer der Feuerwehr.

Bild: Branczeisz

Das 125. Jubiläum mit einem Festchen feiern? Nicht mit den Wahnsdorfer Feuerwehrleuten. Da darf es schon zur Sache gehen - ohne Striptease-Einlage, wie Marcus Taggesell grinsend ergänzt. Zu dieser Begebenheit war es 1999 zum 100. der Wehr gekommen, als ein Pärchen eine "nicht angemeldeter Striptease-Einlage" hinlegte, was freilich für gehörigen Unmut sorgte und nur mit einem Ordnungsgeld umgerechnet in einige Kisten Bier aus der Welt geschafft werden konnte.

Aber eine Überraschung wird es geben, verspricht Taggesell, der sich als einer von 21 Mitgliedern des Festkomitees und 11 Förderern um das Großereignis in Wahnsdorf kümmert. Seit dem 5. Mai letzten Jahres haben sich die Kameraden alle 14 Tage, dann wöchentlich getroffen, um das Programm auf die Beine zu stellen. Mit etwa 180 Gästen will die Wehr am Freitag, den 26. April das Wochenende eröffnen - und sich auch bei Partnerinnen und Partnern der Einsatzkräfte bedanken, die oft zurückstecken müssen.

Am Samstag, ab 14 Uhr, läuft der große Festumzug mit 35 Bildern historischer Technik und Uniformen. Es gibt eine Fahrzeugschau, die Jugendfeuerwehr bekommt 17 Uhr feierlich ihren eigenen Freizeiten-Anhänger, danach ist Disco im Festzelt mit Hütten-DJ-Team und DJ S-Bone. Am Sonntag 10 Uhr beginnt der Zeltgottesdienst, 11.30 Uhr dann die Schauübung. Zum Fest wird es auch eine Festzeitschrift geben - für so manchen Kameraden war das die Gelegenheit in die Chronik zu schauen. Immer mit einem zwinkernden Auge, aber der Leser spürt auch den Hauch der jeweiligen Zeit, der jeder Begebenheit anhaftet.

Das beginnt schon mit der Gründung. Am 1. April 1899 fanden sich Handwerker und Bauern unter Brandmeister Ernst Jedermann zusammen, um ihre Höfe fortan mit einer Feuerwehr besser zu schützen. Seitdem blickt der Urahn ernst von einer alten Fotografie. Mit Handdruckspritzen zogen sich anfangs los, erst 1929 wurde eine Wasserleitung nach Wahnsdorf gelegt. Bereits am 1. April 1934 erfolgte die Eingliederung nach Radebeul. 1950 dann die nächste Zäsur: Die Radebeuler Feuerwehren sollten aufgelöst werden, doch die Bürger protestierten und so blieb die "Gebirgswehr" wie sie heute scherzhaft heißt.

1967 wurde dann das Gerätehaus gebaut - in Eigenleistung gebaut, was manchen Jüngeren heute erstaunt. Vor allem zog die Feuerwehr im Juli 1968 schon ein. Ab 1973 gab es die Gruppe junge Brandschutzhelfer, 1980 wurde feierlich ein Barkas B 1000 mit Tragkraftspritze und Schlauchanhänger angeschafft, der 1982 schon wieder öfter stehenblieb, denn Brenn- und Treibstoff wurden rationiert. 1983 gründete sich aus ortsansässigen Handwerkern eine Tageseinsatzgruppe, ohne die "wehrfremden Helfer" , wäre man tags nicht einsatzbereit gewesen.

1989 trieb viele Kameraden die Sorge um, wofür die Wehr im Ernstfall eingesetzt würde, denn sie unterstand dem Innenministerium. Aufatmen, als sie 1991 zur Kommune kam. Ausgerechnet "im Westen" wurde das angefangene Gerätehaus 1996/1997 nicht fertig. Die Löschtechnik fror ein, mehrere Wochen war man nicht einsetzfähig. Im August 2002 kam das Jahrhunderthochwasser, 2013 wiederholte sich das nahezu. Eines war für die Wehr anders: ein Kamerad hat im Einsatz einen Herzinfarkt und wird von einem Kameraden reanimiert. Auch das gehört seitdem zur Chronik der Gemeinschaft.

Die Wehr ist mit dem Heimatverein enger zusammengerückt, nicht nur am Bratwurststand beim Wahnsdorfer Advent. Man hilft sich, organisiert und unterstützt. Die Feuerwehr gilt etwas im Dorf - pardon, Ortsteil von Radebeul. 2016 gab es schließlich den neuen MTW und wieder spiegelt sich im Kleinen die große Geschichte, wenn die Feuerwehrleute schmunzelnd erzählen, dass der MTW mittlerweile mehr in der Ukraine war als in Radebeul. Da kann man der Wahnsdorfer Wehr nur wünschen, dass alle gesund von ihren Einsätzen zurückkommen und natürlich ein tolles Fest.


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