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Birgit Branczeisz

Briten stürmen Fotoshooting Dresdner Dampfloks

Dresden. Das 16. Dresdner Dampfloktreffen präsentiert eine alte Bekannte auf dem Laufsteg der historischen Dampfloks.

Für echte Eisenbahn-Fans beginnt das 16. Dresdner Dampfloktreffen schon am Freitag. Da steht neben einer Ausfahrt nach Kamenz die 1. Nachtfoto-Parade auf dem Programm und Kenner der Szene dürfen sich freuen: Erstmals zeigt der Verein eine eigene Lok, die er kürzlich erworben hat, und die ist auch noch eine alte Bekannte. Zumindest, wer sich bis in die Wendezeit hinein auskennt, dem kommt die Güterzuglok der Reihe 50 vielleicht bekannt vor. Die alte Dame der Deutschen Reichsbahn stand bis 1991 noch als Heizlok in Altstadt - sozusagen als fahrbarer Heizkessel.

Die Bahn verkaufte sie an einen Traditionsverein in der Nähe von Stuttgart, doch der will die Reichsbahn-Serie nicht mehr und hätte fast den Schneidbrenner angesetzt. Denn zu der Zeit stand die Dresdner Lok schon 10 Jahre im Freien. So sieht sie auch aus. Mindestens eine Woche putzen und polieren hat es gebraucht, damit das historische Schätzchen zumindest vorzeigbar ist. Damit die Lok wieder fährt, braucht es Geld und bestimmt 10, 15 Jahre Arbeit, schätzt Eckhard Strube, der Vereinsvorsitzender IG Bw Dresden-Altstadt.

Am Freitagabend, den 12. April, geht`s also unter Flutlicht auf die Drehscheibe los - dem Laufsteg für tonnenschwere Dampfloks. Alle Fotoplätze des 1. Nachtshootings sind ausverkauft. Besonders bemerkenswert: noch nie haben sich so viele Briten zu den offiziellen Fotonächten beim Dresdner  Dampfloktreffen angemeldet.

"Ingesamt ist das internationale Echo dieses Jahr besonders groß", freut sich Eckhard Strube. Das Schiebebühnenfeld an der Würzburger Straße wird am kommenden Wochenende voller Loks aus Deutschland und Tschechien sein.  Alleine am Samstag, den 13. April sind 11 Dampfloks zu sehen. Dazu kommen Gastsonderzüge aus Würzburg, Meiningen, Hannover, Cottbus, Berlin, Mehrtagesfahrten und eigene Sonderfahrten des Vereins. Der Samstag wird damit "der dickste Tag". Es gibt immer etwas zu sehen:  Kohle wird geladen, Wasser getankt, ausgeschlackt und rangiert. Wem zuschauen nicht reicht, der kann von der Drehscheibe aus im Führerstand mitfahren oder - ein paar Nummern kleiner - mit der Feldbahn. Spät am Abend gibt es die 2. Nachtfoto-Parade.   

Historische Pendelbusse ab Bayerische Straße und stündliche Pendelzüge mit alten Triebwagen zum Hauptbahnhof sorgen schon bei der Anreise für historisches Bahngefühl. An einem Infostand erwarten Vereinsmitglieder die Reiselustigen, der Blickfang wird eine echte Dampflok auf  Gleis 11. Abends swingt man sich mit "Dampf & Dixi" in die Nacht (Restkarten an der Tageskasse), bevor es am Sonntag erneut ins historische Treiben geht. An der Zwickauer Straße befindet sich die Händlermeile, samt Familienspaß - bis 14 Jahre ist der Eintritt wie immer frei. Das machen nicht viele Veranstalter!

Dresden hat eines der größten Dampfloktreffen deutschlandweit vozuweisen - leider bekommt der Verein dafür keine Förderung, weil er eben kein klassisches Museum betreibt - dafür allerdings Technik- und Industriekultur lebendig hält, wie es keine Ausstellung könnte. Vielleicht findet ja doch ein Umdenken statt, denn auch die klassischen Museen verändern sich hin zu Erleben und Mitmachen. Die Dampflok ist DAS Symbol einer ganzen Epoche, sie gehört zu unserem Kultuerbe. Wer sich hier engagiert, "spielt" nicht Eisenbahn, er restauriert Wunderwerke der Technik aus dem Beginn des Industriezeitalters und erhält traditionelles Handwerk. Der Verein bemüht sich jetzt darum, für einige Loks Denkmalschutzstatus zu bekommen. Der Lokschuppen steht bereits unter Denkmalschutz und gehört zum Bundeseisenbahnvermögen, das ist eine Dienststelle des Finanzministers. Für den Erhalt des Gebäudes ist allerdings der Verein zuständig. Auch das kann er ohne das Bekenntnis des Eigentümers zu diesem Kulturerbe sicher nicht leisten.


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