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Uwe Schieferdecker/ck

Im steten Wandel: Der Neustädter Markt

Dresden. Der Neustädter Markt entstand vermutlich bereits vor 1200 am rechten Elbufer als Kern der kleinen slawischen Siedlung Altendresden. Die heutige Bezeichnung entstand vor etwa 100 Jahren.

Im Mittelalter stand das Rathaus der bescheidenen Stadt frei auf der Nordwestseite des Platzes. Zwei öffentliche Brunnen versorgten die Einwohner mit Trinkwasser aus der Heide.

Eine erste grundlegende Umgestaltung und Erweiterung erfuhr der Platz nach dem verheerenden Stadtbrand von 1685. Schon 1549 hatte der Landesherr verfügt, dass Altendresden zu Dresden kam. Der vom Kurfürsten angestrengte Neuaufbau erfolgte im Sinne einer barocken Stadtanlage als »Neue Stadt bey Dresden«. Nach 1750 wurde das aus älteren Fotografien bekannte Rathaus erbaut, anschließend das alte Rathaus abgebrochen. Von den ursprünglich geplanten kurfürstlichen Bauten wurde dagegen lediglich das Blockhaus als Neustädter Wache realisiert.

Im Großen und Ganzen zeigte der Neustädter Markt im frühen 20. Jahrhundert noch sein barockes Gesicht. Das schien den neuen Machthabern 1933 jedoch nicht mehr zeitgemäß. Im Zuge der Umgestaltung des Königsufers als Thingplatz sollte auch eine weitgehende Neubebauung des Marktes erfolgen. Die brachiale Form der Stadterneuerung blieb ihm zwar erspart, aber es sollte noch viel schlimmer kommen! Beim Angriff im Februar 1945 wurden alle umstehenden Gebäude zerstört. Das Neustädter Rathaus wurde 1950 abgebrochen, lediglich das Blockhaus und das Bürgerhaus der Großen Meißner Gasse 15 überdauerten bis heute.

In den 1960er Jahren sollte die Dresdner Innenstadt nach einem Aufbauplan mit Hochhäusern und Neubauten umgestaltet werden. Die Blickachse zum Albertplatz wäre in ein vielgeschossiges Hochhaus gelaufen. Doch auch in der DDR entwickelte sich der Städtebau weiter. Die tatsächlich Mitte der siebziger Jahre erfolgte Neubebauung der Hauptstraße nahm bewusst die alten Fluchten auf. Der Neustädter Markt selbst wurde stark vergrößert und im Geiste der autogerechten Stadt von der Fernverkehrsstraße 170 zerschnitten. Für Fußgänger entstand ein nicht unattraktiver Tunnel. Auch das Blockhaus wurde um 1980 wiederaufgebaut. Gerade die Freiflächengestaltung erfuhr hier eine bislang unbekannte Qualität. So würdigt die Denkmalpflege 2021 den entstandenen Platz als Zeitdenkmal und stellte ihn unter Schutz.

 

Abbruch abgewendet

 

Nach der Wende wurde der Städtebau der DDR einer grundsätzlichen Kritik unterzogen. Bei den Bauten und Freiflächen unterblieb die Pflege. Würde es wie vielerorts in den Abbruch münden? Dem hat die Denkmalpflege einen Riegel vorgeschoben. So werden die beiden prägenden Brunnen von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht nun wieder instandgesetzt.

In den letzten Jahren bereitete die Stadtpolitik der Schließung der beiden Lücken zwischen dem Hotel Bellevue und dem Blockhaus im Westen und der Fläche zwischen der Augustusbrücke und dem Ministerium im Osten vor. In die Debatte schaltete sich die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden ein und unterbreitete einen Vorschlag für Neubebauung mit Leitbauten und einer Parzellenstruktur in der Manier der Erfolgsgeschichte vom Neumarkt.

Mit dem nun bestätigten Bebauungsplan wird der Wiederaufbau der vier Einzelgebäude zwischen Blockhaus und Bellevue vorgeschrieben. Auf der gegenüberliegenden Seite behält sich die Stadt mit städtebaulichen Verträgen ein Mitspracherecht für die Gestaltung der Fassaden. Bis es dazu kommt, wird viel Wasser die Elbe hinabfließen. Lichtblick: Bauunternehmer Frank Wießner hat endlich Baurecht für das Narrenhäusel und ist weiter bereit und willens, dieses kleine Schmuckkästchen am Eingang zur Neustadt wiederaufzubauen.


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