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Wer Vertrauen schaffen will, muss unbedingt zuhören

Ein Arbeitstag unterwegs mit Staatsminister Martin Dulig: Betriebsbesuch, Handwerkstag, Sitzungsvorbereitung, Einweihung.
Martin Dulig (mi.) In der Hochspannungshalle von Highvolt, mit den Geschäftsführern Bernhard Nick und Dr. Ralf Bergmann Foto: AL

Martin Dulig (mi.) In der Hochspannungshalle von Highvolt, mit den Geschäftsführern Bernhard Nick und Dr. Ralf Bergmann Foto: AL

Wie verläuft der Arbeitstag eines Ministers, womit ist er beschäftigt und worüber denkt er nach? Einen Tag war es möglich, ihn bei seinen Terminen zu begleiten und zu beobachten..

Es ist Montag früh, 9 Uhr. Die allmorgendliche Lagebesprechung beginnt. Die Ereignisse des Wochenendes sind Thema, dazu werden die anstehenden Termine und Entscheidungen des Tages abgestimmt, aber auch perspektivisch die kommende Woche geplant. Heute ist der Minister nur kurz dabei, denn Außentermine stehen auf seinem Tagesplan.

Termin 1

Wir besuchen die HIGHVOLT Prüftechnik Dresden GmbH, die in diesem Jahr die Auszeichnung zum TOP-Innovator 100 bekommen hat. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Systeme zur Prüfung von Geräten der elektrischen Energieübertragung. Beim Rundgang durch die Werkhallen bekommt Martin Dulig von den beiden Geschäftsführern Dr. Ralf Bergmann und Bernhard Nick Erläuterungen zu einzelnen Prüf- und Messanlagen. Zwischendurch sucht er das kurze Gespräch mit Mitarbeitern. Der Satz „Unternehmen wie Ihres brauchen wir hier in Sachsen", kommt vom Minister ehrlich und ernsthaft zum Abschied herüber.

Wann beginnt bei einem Minister der Tag? „Im Sommer stehe ich um 5 Uhr 30 auf und laufe meine 10-Kilometer-Runde. Am Wochenende ist dann ein Halbmarathon drin. Das mache ich, damit ich den Kopf frei bekomme und einen körperlichen Ausgleich habe. Im Winter klingelt der Wecker 6 Uhr 30", antwortet Sachsens zweitjüngster Minister.

Termin 2

Die Fahrt geht weiter zum Termin mit dem Sächsischen Handwerkstag, ein Arbeitsessen mit dem Vorstand und der Geschäftsführung. Die Gesprächsatmosphäre ist freundschaftlich, man kennt sich. Es gibt viele Fragen von Seiten des Handwerks, die mit dem Wunsch nach klaren Antworten ohne Umschweife an den Minister gerichtet werden. „Wir nehmen´s mit" erklärt er seinen Gastgebern, macht sich laufend Notizen. Just in time Abfahrt zum SMWA, die Vorbereitung für die Kabinettssitzung findet statt.

Es bleibt Zeit, über die Ergebnisse des „Sachsen-Monitors" zu sprechen, der gerade erschienen ist. „Ich will nicht über jedes Stöckchen springen", fasst Dulig seine Position zusammen und nennt dazu eine Formulierung, die fast wie ein Slogan klingt: „Probleme benennen, und Gutes verteidigen." Ich will genauer wissen, wie er den Satz mit Inhalten füllen will. Für ihn zählt die Klarheit in der Analyse. „Sachsen hat Probleme. Rassismus und Rechtsextremismus wurden verharmlost, das muss aber benannt werden", sagt der Staatsminister. Und zu „Gutes verteidigen" führt er auf, dass bis vor kurzem noch der Werbesatz „So geht sächsisch" passte, da muss aber jetzt eine andere Art der Darstellung gefunden werden.

Termin 3

Wir starten zum dritten Termin. Eingeweiht wird der Autobahnabschnitt zwischen dem Autobahndreieck Dresden-Nord bis Anschlussstelle Radeburg auf der A13. Nach den obligatorischen Grußworten auf der errichteten Tribüne werden unter großem Hallo und dem Fotoshooting der Presse die vorbereiteten Bänder der Bundesrepublik und des Freistaates Sachsen durchgeschnitten. Danach gibt es im Zelt etwas zum Aufwärmen. Der Minister ist in Gespräche vertieft.

Auf der Rückfahrt ins Arbeitsministerium sprechen wir über die anstehenden Wahlen und die Frage der Wahlbeteiligung. „Die Menschen mit Wut gehen jetzt wählen", so die Antwort von ihm. Es sei die Aufgabe der Politik konstruktiv zu zeigen, wie wir leben wollen. In der Umsetzung habe er seine spezielle Form gefunden und reist mit seinem Küchentisch durch das Land, geht dabei vor allem in kleine Städte. „Ich höre aktiv zu, das ist meine Form, Vertrauen zu schaffen."

Annette Lindackers

Steckbrief

 * geb. am 26. Februar 1974 in Plauen, verheiratet, sechs Kinder von elf bis 26 Jahren, einen Enkel

* Ausbildung zum Maurer mit Abitur; bis 1998 Jugendbildungsreferent in der SPD, LV Sachsen. Studium 1998 bis 2004 an der TU Dresden, Erziehungswissenschaften, Abschluss Diplompädagoge

 * 2004: Abgeordneter im Sächsischen Landtag

2009: Vorsitzender der SPD Sachsen

2014: Staatsminister fu?r Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und stellvertretender Ministerpräsident

Hobbys: Trompete, Volleyball, Joggen,

Lieblingsspiel: Doppelkopf

Lieblingsfilm: „Schwarze Katze, weißer Kater"

Lieblingsbuch 2016: Navid Kermani: Zwischen Koran und Kafka

Großes Ziel: Mount Everest

Am besten abschalten? In der Sauna

Ärgert sich über: Hass, Rassismus, Ungerechtigkeiten

Sorgt sich über: Soziale und gesellschaftliche Spaltung, entgrenzte Globalisierung


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